Nicht nur Glücksgefühle

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Bernhard Elk hat zu seinem Leserbrief diese Fotos mitgesandt. Er fragt zurecht: Ist das hier Glücksmüll? © Elk

Zum Artikel „Mehr ,Festival-Experience’ geht nicht“ (SZ vom 16. September) wird uns geschrieben:

Ich muss ehrlicherweise sagen, ich bin von der Berichterstattung in diesem Artikel enttäuscht. Der Anfang ist noch okay, geht es doch erstmal grundsätzlich um das Festival und was alles außenrum geboten wurde. Aber dann ging es nur noch um die Headliner, die auf der Euphoria-Stage aufgetreten sind. Die Künstler, die auf der Cloud-9-Stage aufgetreten sind, werden irgendwo mittendrin in einem kurzen Satz nur erwähnt. An beiden Tagen waren immerhin acht Künstler dabei, die in den derzeitigen Charts der besten 100 DJ vertreten sind. Als Beispiel: Dimitri Vegas und Like Mike liegen auf Platz zwei und Martin Garrix auf Platz drei. Und vor dieser Stage war es auch teilweise megavoll (ein Problem hierzu später) und viel Stimmung geboten. Ich durfte das am Samstag selbst erleben. Schade, dass solche Künstler vergessen werden.

Und zwei Kritikpunkte gibt es dann doch noch: Samstagabend gab es bei der Cloud-9-Stage vor der VIP-Tribüne ein starkes Gedränge. Es wollten Besucher vom Bereich Front-of-Stage-2 das Gelände verlassen. Besucher, die rein wollten, blockierten das. Es war sehr eng und beängstigend. Ich habe gehört, dass das bei der Euphoria-Stage auch passiert ist. Die Absperrgitter und Wellenbrecher waren sehr ungünstig und viel zu eng platziert.

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Gerade in Reilingen war der Bass an beiden Abenden sehr extrem. Das war einfach zu viel. Da sollten sich die Veranstalter was einfallen lassen. Klar, der wird gebraucht, kann aber reguliert werden.

Anke Cornitzius, Reilingen

Zum Glücksgefühle-Festival und seinen Begleiterscheinungen wird uns außerdem geschrieben:

Ich muss meinen Ärger als Anwohner loswerden. Am Freitag, 13. September, fahre ich gegen 6 Uhr los ins Geschäft nach Eppelheim. Alles gut. Um 15 Uhr Feierabend. Normalerweise brauche ich 30 Minuten nach Hockenheim, am Freitag habe ich drei Stunden gebraucht. Gut, da war dieser Unfall auf der Autobahn. Aber als ich in die Scheffelstraße einbog, wo ich wohne, steht vor unserem Haus ein Wohnmobil mit auswärtigem Kennzeichen und dahinter halb in meiner Einfahrt noch ein Auto auch mit auswärtigem Kennzeichen. Wo soll ich als Anwohner parken? Ich finde es eine Frechheit, dass man so viele hier hat reinfahren lassen. Was ist mit den Anwohnern? Ich habe mich direkt aufs Eck gestellt und musste noch Angst haben, dass jemand ans Auto fährt. Also das sollte man beim nächsten Event mal überdenken. Am Samstag genau das gleiche Spiel. Ich war echt stinksauer.

Elke Weik, Hockenheim

Nachdem ich jetzt mehrere Tage Ihre „Friede-Freude-Eierkuchen“- Berichterstattung zum Glücksgefühle-Festival verfolgen musste, muss ich mich dann doch mal melden. Keineswegs teile ich als Anwohner das von Ihnen gezeichnete ausschließlich positive Bild.

Zwar war es diesmal für mich persönlich nicht so dramatisch – letztes Mal hatten mehrere Gruppen mitten im Wohngebiet in ihren Autos campiert und mein Grundstück mit ihrer persönlichen Toilette verwechselt – aber das heißt nicht, dass alles so toll war. Also mal die Frage: Wenn beim gerade vergangenen gleichnamigen Festival der Begriff mit Glücksticket, Glückstoken, Glücksbändchen oder Glücksbrunnen schon so inflationär gebraucht wurde ... ist das hier dann Glücksmüll (siehe Fotos)?

Und bevor die übliche Relativierungsmaschine anläuft – nein, das sind nicht die Hinterlassenschaften Einzelner, sondern das sah auf allen vier Bereichen bei der Grillhütte (also C5) flächendeckend genauso aus, da standen zurückgelassen ganze Sofagarnituren! Das ist der Zustand montagnachmittags, nachdem (!) die Mitarbeiter des Hockenheimrings und der Stadtwerke bereits ein erstes Mal drüber sind. Wir reden hier von Grundeigenschaften („Mindset“) des Glücksgefühle-Klientels, nämlich einer gewissen Losgelöstheit von sozialen Normen und die Einstellung, dass es für eigenes „Glück“ ja nicht darauf ankommt, ob die anderen um mich herum auch mit mir glücklich sein können. Da das Areal genau an meiner Joggingstrecke liegt, kann ich das auch gut mit anderen Events vergleichen: Nach AC/DC oder der DTM sieht das nicht mal annähernd so aus.

Also sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich mich – im Gegensatz zum Tenor Ihrer Berichterstattung – absolut gar nicht auf die nächste Ausgabe des „Glücks-“gefühle-Festivals freue.

Bernhard Elk, Hockenheim