Standortfrage immer noch ungeklärt

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Zum geplanten Bau von Geothermie-kraftwerken schreibt dieser Leser:

Seit mehr als einem Jahr hüllt sich Geohardt über die Ergebnisse ihrer Voruntersuchungen und die möglichen Standorte für die bis zu drei Tiefengeothermiekraftwerke bei uns in Schweigen. Schon die seismische Voruntersuchung Anfang 2023 war durch eine völlig unzureichende Kommunikation geprägt und es wurde viel Vertrauen verspielt. Die Schadensregulierung gestaltete sich für die Geschädigten nicht viel besser, sodass viele Bürger bis heute auf ihren Schäden sitzen geblieben sind.

Ob Geohardt bis Ende dieses Jahres die Katze aus dem Sack lässt und mögliche Standorte bekannt gibt, bleibt abzuwarten. Dies hatten sie im Frühjahr im Rahmen der Energiemesse noch vollmundig angekündigt. Beim Infostand in Schwetzingen ist dazu nicht viel zu erfahren. Vielmehr wurde dort nun auf Anfang nächsten Jahres verwiesen. Angeblich sind noch viele Rahmenbedingungen an der Oberfläche zu prüfen. Waren diese nicht schon vor der Rüttelaktion bekannt?

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jüg
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Einen ersten Hinweis zum aktuellen Stand der Standortfrage gibt eine Fraktion des Mannheimer Gemeinderats. Sie berichtete am 28. Oktober auf www.kommunalinfo-mannheim.de vom Besuch bei einer Podiumsdiskussion zu Geothermie in Mannheim und zum Projekt Geohardt: „Basierend auf den Untersuchungen kämen mehrere Standorte infrage und es sei auch bereits eine Präferenz klar geworden. Der genaue Standort sei jedoch noch nicht spruchreif, weil noch nicht geklärt sei, ob dieser auch genehmigt werde.“ Also ganz nach dem Motto: Zunächst die Fakten schaffen, alles in trockenen Tüchern haben und dann die Bürger informieren?

Vor Kurzem lobte Geohardt auf Linkedin ihre „gute Bürgerbeteiligung“. Zwei der Zufallsbürger aus dem Dialogforum durften im Landtag bei einer Ausschusssitzung im September zum Thema „Chancen, Potenziale und Umgang mit der Tiefengeothermie in Baden-Württemberg“ über ihre Erfahrungen berichten. Was ist aber mit Gehör der mehr als 1200 Bürger aus der Region, die sich aus guten Gründen in der Petition der Schwetzinger Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie ausgesprochen haben?

Geohardt schreibt in diesem Linkedin-Beitrag weiter, dass „die Entwicklung von Geothermie nur im Einklang mit der Bevölkerung und unter Achtung regionaler Bedürfnisse funktionieren kann“. Daran müssen sie sich künftig messen lassen. Nicht nur von den wenigen „Zufallsbürgern“, sondern von uns – von allen Bürgern.

Abschließend noch eine Frage: Warum wirbt eigentlich Geohardt auf ihrer Webseite unverändert damit, sie seien ein Unternehmen von EnBW und MVV? Ohne großes öffentliches Aufsehen hatte die Stadt Mannheim bereits im Oktober 2023 mit ihrer Beteiligungsholding (MKB Mannheimer Kommunalbeteiligungen GmbH) den 50 Prozent Anteil von der MVV übernommen. Dieser wurde vor einem Monat ihrer hundertprozentigen Tochtergesellschaft, der MV Mannheimer Verkehr GmbH, übertragen.

Weitere Gesellschaften, wie MVV Netze GmbH und die Fernwärme Rhein-Neckar GmbH sowie die indirekte 28 prozentige Beteiligung an der GKM AG wurden in dem Zuge von der MVV auch an die Stadt weitergereicht. Da stellt sich für mich die Frage, ob dem zweiten Großaktionär, der MVV Energie AG (First Sentier Investors), die Wärmewende und das Tiefengeothermievorhaben etwa „zu heiß“ geworden ist?

Somit hat sich einer der Joint Venture Partner schon gesellschaftsrechtlich verabschiedet, verdient aber sicherlich trotzdem am Projekt Geohardt fleißig weiter mit. Die Aktionäre werden sich freuen.

Frank Pschihoda, Schwetzingen