Ludwigshafen, Mannheim. Allzu tief möchte sich BASF-Vorstandschef Markus Kamieth zu den Fortschritten beim Restrukturierungs- und Sparprogramm in Ludwigshafen nicht in die Karten schauen lassen. „Am Standort kommen wir gut voran“, sagte Kamieth am Mittwoch bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das zweite Quartal. „Wir haben bei den Kostensenkungsprogrammen und Strukturmaßnahmen gute Fortschritte gemacht.“
„Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, bis Ende 2026 jährliche Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro zu erreichen“, ergänzte Finanzvorstand Dirk Elvermann. Das hatte er allerdings nahezu in gleichem Wortlaut bereits im Februar bei der Vorstellung der Jahreszahlen gesagt. Die Kosten sollen vor allem an den europäischen Standorten gesenkt werden. Für das Stammwerk Ludwigshafen gibt es ein zusätzliches, hartes Sparprogramm, das bis Ende 2026 weitere Einsparungen von einer Milliarde Euro vorsieht. Dazu gehört auch die Schließung von Anlagen, um profitabler zu werden.
Kamieth steht zu der Aussage, dass der Konzern die Stilllegung weiterer Anlagen in Ludwigshafen nicht ausschließt. Konkrete Angaben machte er nicht. „Wir werden das kommunizieren, wenn es so weit ist“, so der Vorstandsvorsitzende. „Das braucht Zeit und ist ein Prozess über mehrere Jahre. Diese Entscheidungen wollen mit Augenmaß getroffen werden.“ Er strebe an, kontinuierlich an der Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten, um nicht alle paar Jahre ein neues Restrukturierungsprogramm aufsetzen zu müssen, mit dem Fehler korrigiert würden.
Direkter Einfluss der Zölle „überschaubar“
Die am Wochenende getroffene Zollentscheidung zwischen den USA und der Europäischen Union sieht der Vorstand weitgehend gelassen. „Wir haben in den vergangenen Monaten immer betont, dass der direkte Einfluss der Zölle auf unser Geschäft überschaubar ist“, so Kamieth. „Das bleibt auch so mit dem neuen Deal.“
Mehr Sorgen bereitet dem Dax-Konzern im Zusammenhang mit den Zollandrohungen das zunehmende Maß an Verunsicherung, das sich auch in den Zahlen für das zweite Quartal abbilde. Die Unsicherheit führe zu einer starken Kaufzurückhaltung, was wiederum ein Rückgang des globalen Wachstums zur Folge habe. „Wir erwarten, dass die Unsicherheit auch im zweiten Halbjahr nicht zurückgeht“, erklärte Kamieth. „Daher haben wir auch unsere Prognose angepasst.“
Bereits vor gut zwei Wochen hatte der Chemiekonzern in den vorläufigen Zahlen die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr korrigiert. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet der Konzern mit 700 Millionen Euro weniger und gibt 7,3 Milliarden bis 7,7 Milliarden Euro als Zielmarke an.
Im zweiten Quartal ging der Umsatz wegen negativer Währungseffekte und gesunkener Preise um 2,1 Prozent (minus 342 Millionen) auf 15,77 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich bleibt ein Quartalsgewinn von 79 Millionen Euro gegenüber 430 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Kaufzurückhaltung spürt die BASF insbesondere im Segment Chemicals. Bei den Basischemikalien sind die Margen wegen einer hohen Produktverfügbarkeit und Kaufzurückhaltung der Kunden gering, was maßgeblich zum Ergebnisrückgang beigetragen hat. In vier von sechs Segmenten seien die Preise gesunken, betonte Kamieth.
Besser lief es in den Sparten Agricultural Solutions (Pflanzenschutzmittel und Saatgut) und Surface Technologies (unter anderem Lacke für die Automobilindustrie). Für die Agricultural-Sparte präsentierte Kamieth „ein bemerkenswertes Mengenwachstum“ von 21 Prozent zum Vorjahresquartal, das Ergebnis sprang von 135 auf 417 Millionen Euro.
Kamieth attestiert der Sparte „starkes Wachstumspotenzial und attraktive Liquiditätskennzahlen“. Wie berichtet, bereitet die BASF deren Börsengang vor, die dafür notwendigen internen Vorbereitungen sollen bis 2027 abgeschlossen sein. „Wir kommen mit unseren Plänen gut voran“, sagte Kamieth.
Das gilt auch für das Coatings-Geschäft (Oberflächenbeschichtungen), für das die BASF strategische Optionen prüft. Das Interesse von Finanzinvestoren und strategischen Bietern sei hoch, so Elvermann.
Hauptversammlung abwechselnd virtuell und in Präsenz
Die Aktionäre der BASF haben im nächsten Jahr die Gelegenheit, sich wieder persönlich zu begegnen. Nachdem die Hauptversammlung in diesem Jahr nur virtuell stattgefunden hat, wird die nächste am 30. April 2026 wieder in Präsenz im Mannheimer Rosengarten abgehalten. Nach einem Beschluss des Vorstands werden sich beide Formate in den nächsten vier Jahren abwechseln. Nach 2026 ist auch 2028 eine Präsenzveranstaltung geplant, 2027 und 2029 sind virtuelle Hauptversammlungen vorgesehen. „Damit wollen wir den unterschiedlichen Erwartungen unserer vielfältigen Investorenbasis gerecht werden“, sagte Kamieth. Früheren Angaben zufolge spare das virtuelle Format dem Unternehmen ein Viertel der Kosten gegenüber einer Präsenzveranstaltung.
Am neuen Verbundstandort im Süden Chinas beginnt die heiße Phase. „Dieses Großprojekt liegt im Zeitplan und unter Budget“, betonte Finanzchef Elvermann. Ab Jahresende sollen die meisten Anlagen anlaufen. Man sei zuversichtlich, sie von Beginn an gut auslasten zu können.
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