Software

SAP: Einigung zu Homeoffice steht

Nach monatelangen Streitereien ist geregelt, wie oft Beschäftigte des Softwarekonzerns SAP künftig ins Büro kommen müssen. Und noch etwas Gravierendes ist neu.

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Alexander Jungert
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Team-Besprechung bei SAP in Walldorf, einige Kolleginnen und Kollegen sind per Video zugeschaltet. © Norbert Steinhauser/SAP SE

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP ist mit zwei Personalthemen entscheidend vorangekommen: Der Streit um das Homeoffice ist beigelegt. Zudem wird ein neues Bewertungssystem für Beschäftigte eingeführt.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ab April mindestens drei Tage im Büro oder beim Kunden verbringen – das entspricht früheren Forderungen des Vorstands um Christian Klein. Die Arbeitnehmervertretung hat durchgesetzt, dass Ausnahmeregeln gelten. Für die Kinderbetreuung oder die Pflege kranker Angehöriger etwa können Beschäftigte auch länger zu Hause bleiben. Kontrollen durch SAP soll es nicht geben.

Der Streit bei SAP ging bis vor das Arbeitsgericht Mannheim

„Nach intensiven und letztlich sehr konstruktiven Verhandlungen haben wir eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Führungskräften können Mitarbeitende nun weiter flexible Vereinbarungen für Mobilarbeit finden“, teilt ein Konzernsprecher mit.

Tatsächlich sind der Einigung monatelange interne Querelen vorausgegangen, die sogar bis vor das Arbeitsgericht Mannheim geführt hatten. Dort schlossen Betriebsrat und Unternehmen Anfang Juli 2024 einen Vergleich. Er sah vor, dass eine Einigungsstelle – eine Art „betriebliches Schiedsgericht“ – endgültig klären sollte, wie oft SAP-Beschäftigte pro Woche von zu Hause aus arbeiten dürfen. Jetzt ist der Durchbruch gelungen.

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Dass Beschäftigte wieder öfter ins Büro kommen sollen, ist ein Trend, der bei vielen Unternehmen zu beobachten ist. Konzernchef Klein hat sich schon länger dafür eingesetzt. „Der Campus in Walldorf füllt sich wieder mit Leben, mit mindestens drei Tagen Anwesenheit die Woche beschreiten wir einen guten Mittelweg. Das hilft dem Miteinander, der Kommunikation und gemeinsamen Projekten“, sagte er kürzlich in einem Interview mit dieser Redaktion.

Generell will Klein die Zügel mehr anziehen, fordert gar eine neue Leistungskultur bei SAP. Es helfe niemandem, wenn sich alle auf die Schulter klopften, ist der 44-Jährige überzeugt. Wurde einige Jahre auf klassische Leistungsbewertungen verzichtet, werden sie nun wieder eingeführt. Und zwar noch in diesem Jahr. Der Konzernsprecher bezeichnet es als „neuen Ansatz im Performance-Management“. Er sagt: „Klare Ziele und regelmäßiges Feedback sind entscheidend für die Transparenz und gerechte Bewertung der Erfolge jedes und jeder Mitarbeitenden und damit für den Erfolg unseres Unternehmens insgesamt.“

Will bei SAP eine neue Leistungskultur etablieren: Vorstandsvorsitzender Christian Klein. © Uwe Anspach/dpa

Details nennt SAP selbst nicht. Dem Vernehmen nach soll neben der inhaltlichen Arbeit künftig das persönliche Verhalten berücksichtigt werden, etwa der Umgang mit Kolleginnen und Kollegen. Nach Informationen des „Handelsblatts“ teilt der Softwarehersteller die Belegschaft in verschiedene Kategorien ein:

  • Blau für Leistungsträger („Exceptional Zone“),
  • grün für die Mehrheit, die die Erwartungen erfüllt („Achievement Zone“)
  • und gelb für jene, bei denen der Softwarehersteller Verbesserungen einfordert („Improvement Zone“).

In der Belegschaft, so ist zu hören, wird das Bewertungssystem durchaus kritisch gesehen. So sagt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, dem „Handelsblatt“: „Es ist eine Herausforderung für die gute Zusammenarbeitskultur zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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