Seit rund zehn Jahren bietet SAP seinen Beschäftigten ein sogenanntes Social Sabbatical an: Wer teilnimmt, reist für mehrere Wochen in ein Entwicklungsland in Afrika, Asien oder Südamerika, um dort ein Social Start-up bei der Arbeit zu unterstützen. „Bei den Projekten geht es immer um die Themen IT und Weiterbildung“, sagt Wolfgang Fassnacht, früherer Personalchef von SAP Deutschland und heute zuständig für Personalthemen im Finanzvorstandsbereich.
2016 brach Fassnacht selbst für ein Social Sabbatical nach Ghana auf. „Ich war damals seit 16 Jahren im Unternehmen und kannte den SAP-Kosmos natürlich sehr gut. Ich wollte wissen: Funktioniert das, was ich hier all die Jahre gelernt habe, auch in einem ganz anderen Kontext? Kann ich dort etwas beitragen und selbst auch noch etwas lernen?“ Gemeinsam mit einem Kollegen und einer Kollegin arbeitete Fassnacht vier Wochen lang bei einem lokalen Softwareunternehmen in Ghana mit, das über eine gemeinnützige Stiftung Lehrerinnen und Lehrern IT-Wissen vermittelte. Diese konnten dann wiederum zum Beispiel eine IT-AG an ihrer Schule anbieten. „Im Lehrplan kommt das dort nicht vor“, sagt SAP-Manager Fassnacht.
Gelassener Umgang mit unvorhergesehenen Ereignissen
Die Herausforderung für das Team in Ghana bestand damals darin, mit gleichen Mitteln mehr Lehrkräfte zu erreichen - also zu skalieren. „Bei SAP haben wir viel Erfahrung darin, Dinge groß zu machen, da konnten wir also wirklich etwas beitragen“, sagt Fassnacht. Fasziniert habe ihn dabei, wie agil das lokale Team in Ghana gewesen sei - und wie gelassen im Umgang mit unvorhergesehenen Ereignissen. „Mal fällt der Strom aus, mal gibt es kein Wasser. Und wenn man in eine Schule geht, weiß man vorher nie, welche Mittel dort zur Verfügung stehen. Dadurch muss man sehr oft improvisieren - ganz anders als hier, wo alles immer geplant und durchstrukturiert ist.“
Für Fassnacht eine wertvolle Erfahrung: „Manchmal ist es besser, weniger zu planen und sich dann in der momentanen Situation an die Gegebenheiten anzupassen.“ Insgesamt sei das Tolle an dem Social-Sabbatical-Konzept, dass Wissen in beide Richtungen ausgetauscht werde. Auch Erdung und Dankbarkeit habe ihn die Zeit in Ghana gelehrt: „Bei uns ist immer alles im Überfluss vorhanden, und wir wissen es oft gar nicht zu schätzen. Stattdessen ärgern wir uns, wenn in der Kantine mal das Dessert-Schälchen nicht voll genug ist.“ Durch das Social Sabbatical habe er selbst gelernt, vieles im Alltag wieder mehr wertzuschätzen, sagt Fassnacht - räumt aber ein, dass sich dieses Gefühl mit der Zeit auch wieder etwas abnutze. Allerdings bekommt der SAP-Manager seit seinem Ghana-Aufenthalt jedes Jahr eine kleine Auffrischung: als Mentor für andere SAP-Beschäftigte, die ein Social Sabbatical machen, war er in den letzten Jahren jeweils für einige Tage in Äthiopien, Ruanda und Südafrika.
„Als Mentor fliegt man zur Vorbereitung des Projekts ein paar Tage in das jeweilige Land. Manchmal ist es dann wirklich schade, dass man wieder gehen muss, bevor das Projekt richtig losgeht. Man ist natürlich gespannt und würde gerne selbst miterleben, wie es läuft“, sagt Fassnacht.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Editorial Was SAP ausmacht