Rhein-Neckar. Corona hat in Deutschland zu einer Homeoffice-Revolution geführt. Allerdings ploppen in letzter Zeit immer wieder Meldungen auf, wonach Firmen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro holen. Beim Walldorfer Softwareunternehmen SAP zofften sich Management und Betriebsrat sogar vor dem Arbeitsgericht Mannheim darüber. Doch von einem allgemeinen Trend kann keine Rede sein. Nur wenige Unternehmen planen eine Kehrtwende und wollen ihr Homeoffice-Angebot reduzieren oder gar einstellen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des ZEW Mannheim unter rund 1.200 Betrieben im Juni 2025.
Eher mehr als weniger Homeoffice
„Die Homeoffice-Nutzung verharrt seit der Corona-Pandemie auf einem konstant hohen Niveau und ein Rückgang ist nicht zu erwarten. Die Pläne der Unternehmen deuten für die kommenden zwei Jahre sogar eher auf mehr Beschäftigte im Homeoffice hin“, kommentiert ZEW-Forscher Daniel Erdsiek mit Blick auf die Daten der Umfrage.
Demnach bieten 80 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und etwa die Hälfe der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe an mindestens einem Tag in der Woche Homeoffice an. „Bei größeren Unternehmen ab 100 Beschäftigten ist der Anteil noch höher. In der Informationswirtschaft liegt er bei fast 100 Prozent“, sagt Erdsiek.
Reduzieren oder abschaffen wollen nur rund zehn Prozent der Betriebe die Möglichkeit der Homeoffice-Nutzung. Dagegen planen 29 Prozent (Informationswirtschaft) und 34 Prozent (verarbeitendes Gewerbe) das Angebot zu erweitern. Auch Unternehmen, in denen die Beschäftigten bisher nicht zu Hause arbeiten dürfen, denken darüber nach, dies zu ändern. In der Informationswirtschaft sind es immerhin 21 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe neun Prozent.
Unternehmen befürchten negativen Einfluss auf Teamfähigkeit
Und was halten die Chefs vom Homeoffice? „Besonders positiv bewerten Unternehmen die Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten. Rund zwei Drittel sehen hier einen Vorteil von hybriden Homeoffice-Angeboten mit einem Mix aus Präsenz- und Homeoffice-Tagen“, sagt der ZEW-Wissenschaftler. Außerdem glauben mehr als 50 Prozent der Unternehmen, dass hybride Modelle das Anwerben von Fachkräften erleichtern. Etwa die Hälfte schätzt, dass das Homeoffice-Angebot die Mitarbeiterbindung positiv beeinflusst, rund ein Drittel erwartet allerdings negative Effekte.
Einen besonders kritischen Blick werfen Unternehmen auf den Einfluss des Homeoffice auf die interne Kommunikation und Teamarbeit. Rund zwei Drittel sehen hier eher einen Nachteil des Homeoffice. 41 Prozent schätzen die Effekte auf die Innovationsfähigkeit negativ ein.
Und wie wirken sich hybride Arbeitsmodelle auf die Produktivität der Beschäftigten aus? Da ist das Meinungsbild eher gespalten. Ein Drittel befürchtet negative Auswirkungen, 20 Prozent sehen sogar Vorteile. Und etwa die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, dass hybride Arbeitsmodelle die Produktivität überhaupt nicht beeinflussen.
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