ZEW-Studie

Was bei der Förderung von Solarstrom schiefläuft

Bei der Wärmewende hinkt Deutschland noch hinterher. Das ZEW Mannheim hat die staatliche Förderung von PV-Anlagen untersucht - und sieht Verbesserungsbedarf.

Von 
Walter Serif
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Ein Mann montiert Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses. © picture alliance/dpa

Mannheim. Alle reden von der Energiewende, aber in Wirklichkeit kommt Deutschland nur beim Grünstrom so richtig voran. Im vergangenen Jahr betrug sein Anteil am Gesamtverbrauch fast zwei Drittel. Ganz anders sieht es in den Heizungskellern der Haushalte und in den Betrieben aus. Da dominieren noch immer die fossilen Brennstoffe, der grüne Wärmeanteil liegt bei nur 18 Prozent. Noch niedriger ist der Anteil im Verkehr.

Staat könnte bei der Förderung Geld einsparen

Damit sich das ändert, gibt es eine Reihe von staatlichen Förderprogrammen, die Schwung in die Energiewende bringen sollen. „Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen sind zentrale Elemente der Energiewende und wichtig zur Erreichung der Klimaneutralität“, sagt Sebastian Rausch vom ZEW Mannheim und betreibt Werbung in eigener Sache: „Deswegen sollten die Erkenntnisse dieser Studie genutzt werden, um zukünftige Förderprogramme effizient und erfolgreich zu gestalten.“

Rausch hat natürlich nicht alle Förderprogramme untersucht, sondern sich in seiner Studie nur mit der Subvention des privaten Solarstroms beschäftigt. Und sieht da Reformbedarf. Der Wissenschaftler kommt auf Basis seiner Studie zum Schluss, dass eine Vorabförderung zielführender ist als eine nachträgliche. Außerdem beklagt er den hohen Verwaltungsaufwand, der vor allem Vermieterinnen und Vermieter davon abhalten würde, mehr Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) zu installieren.

Eigentümer unterschätzen Erträge massiv

Ob Eigenheimbesitzerinnen oder Vermieter eine PV-Anlage anschaffen, hängt - das ist jetzt keine geniale Erkenntnis - stark davon ab, ob es sich für sie lohnt. Dabei, so der ZEW-Forscher, spielen Förderungen, aber auch der Zeitpunkt der Installation eine wichtige Rolle. „Besitzerinnen und Besitzer von Immobilien setzen den Wert zukünftiger Erträge von PV-Anlagen als zu gering an“, sagt Rausch.

Entscheidend für den Vergütungssatz beim Einspeisen von Solarstrom ist das Datum der Inbetriebnahme der Anlage. © picture alliance/dpa

Aktuell basiert das deutsche Förderprogramm auf Einspeisetarifen: Die Eigentümer bekommen für 20 Jahre einen festen Preis garantiert, zu dem der erzeugte Strom verkauft werden kann. Wer sein Geld in eine PV-Anlage investiert, muss sich also überlegen, ob die Erträge (Einspeisevergütung plus zukünftige Stromeinsparung) die Investitionskosten übersteigen und auch noch einen vergleichsweise ordentlichen Zins abwerfen. Der Investor hätte sein Geld ja auch anders anlegen können.

ZEW-Experte hält Vorabförderung für effektiver

Weil die Immobilieneigentümer nach Rauschs Erkenntnissen die zukünftigen Erträge in eine PV-Anlage massiv unterschätzen, sind sie deshalb nur bereit, 67 Cent zu investieren, obwohl sie dafür einen Euro Förderung bekommen würden. „Wären die Investitionskosten vorab als einmaliger Zuschuss ausgezahlt worden, hätten demnach zwei Drittel der Subvention ausgereicht, um die gleiche Menge an PV-Anlageinvestitionen auszulösen“, sagt Rausch.

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Bei Vermietern kommt nach Ansicht des Forschers ein anderes Problem hinzu: Der hohe Verwaltungsaufwand von mehr als 20 Prozent der Investitionskosten sorgt dafür, dass sie trotz ähnlicher Investitionskosten und Einspeiseerlösen deutlich weniger PV-Anlagen für Mieterstrom installieren. Damit die Vermieterinnen mehr investieren, müssten die bürokratischen Hürden im Mieterstromprogramm verringert werden. Dies würde auch Kosten einsparen, meint ZEW-Forscher Rausch.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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