Einzelhandel

Wie Engelhorn in Mannheim wieder profitabler werden will

Der Umsatz bei Engelhorn in Mannheim geht zurück. Das Unternehmen reagiert mit Kostensenkungen, um profitabler zu werden - unter anderem mit diesen Maßnahmen.

Von 
Christian Schall
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Blick in das Engelhorn-Modehaus in Mannheim. Wie andere Händler hat auch Engelhorn das Orderprinzip der Ware verändert. © Christoph Blüthner

Mannheim. Keine gute Konsumstimmung, Rezession, Ängste der Verbraucher vor der geopolitischen Weltlage - die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht gut. Sie spürt auch der Mannheimer Einzelhändler Engelhorn. Dessen Kunden lassen weniger Geld in den Geschäften in der Mannheimer Innenstadt und im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum. Und nicht nur das: Der „kaufen“-Button im Onlineshop wird ebenfalls seltener geklickt, es ist also ein Trugschluss zu vermuten, die Einkäufe erfolgten stattdessen vom heimischen Sofa aus. Auch das Onlinegeschäft von Engelhorn schwächelt.

Laut dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht ist der Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 (Stichtag 29. Februar 2024) um rund 13 Prozent auf 168 Millionen Euro zurückgegangen. Von den um 25,3 Millionen Euro geringeren Umsatzerlösen entfallen etwa 23 Millionen auf den E-Commerce-Bereich, also den Onlinehandel. Der Jahresfehlbetrag des Konzerns stieg von 3,3 auf 5,9 Millionen Euro.

Deshalb hat das Familienunternehmen die Onlinestrategie verändert. Weil es nicht rentabel war, ist Engelhorn nicht mehr auf den großen Plattformen, etwa Zalando, vertreten, erklärt Geschäftsführer Fabian Engelhorn. Die Provisionen seien in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen, so dass der Handel dort nicht mehr ertragreich genug sei. Stattdessen wolle man für die loyalsten Kunden, die stationär und online kaufen, das Angebot stärken. Bei ihnen sei außerdem die Retourenquoten geringer als bei den Kunden, die das Angebot über eine Suchmaschine gefunden haben und nur einmalig einkaufen.

Ebenfalls verändert hat Engelhorn, wie viele andere Händler auch, das Orderprinzip der Ware. Man setzt auf Partnerschaftsmodelle mit den Herstellern, kauft die Ware mit kürzerem Vorlauf ein, um am Ende nicht so viel Überschuss zu haben. Statt wie bisher im Januar wird die Herbstkollektion dann erst im Mai oder Juni bestellt.

Risiken im Geschäftsbericht klar benannt

Ein Vermerk im Konzernbericht lässt aufschrecken: Darin ist von einem „bestandsgefährdenden Risiko“ die Rede. Konkret heißt es: „Sollte die tatsächliche Entwicklung des Konzerns im GJ 2024/2025 wesentlich von der Unternehmensplanung abweichen und/oder bislang verfügbare Kreditlinien gekündigt bzw. aus der Zinsbindung fallende Darlehen nicht verlängert werden, hängt der Fortbestand der Konzernmuttergesellschaft und des Konzerns von der Fähigkeit des Konzerns zur Erzielung ausreichender Liquiditätszuflüsse aus der weiteren Veräußerung von Vermögenswerten, aus der Erlangung zusätzlicher Darlehen oder aus Kapitalerhöhungen ab.“

Weiter heißt es im Konzernbericht: „Diese Ereignisse und Gegebenheiten zeigen, dass eine wesentliche Unsicherheit besteht, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Muttergesellschaft und des Konzerns zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen kann (bestandsgefährdendes Risiko) und das Mutterunternehmen und der Konzern daher möglicherweise nicht in der Lage sind, im gewöhnlichen Geschäftsverlauf die Vermögenswerte zu realisieren sowie Schulden zu begleichen.“

Geschäftsführer Fabian Engelhorn im Modehaus. © Christoph Blüthner

Man müsse sich keine Sorgen um das Unternehmen machen, stellt Engelhorn klar. „Den Wirtschaftsprüfern sind strengere Auflagen auferlegt worden. Die Risiken müssen benannt werden. In unserem Fall wird ein Absatzrisiko festgestellt, wenn keine Kunden mehr kommen sollten. Auch die Finanzierungsstruktur wird betrachtet. Allgemein gilt es als Risiko, wenn eine Bank einen Kredit kündigt, weil sie ein Unternehmen nicht mehr finanzieren will. Dies alles muss erwähnt werden und hört sich natürlich drastisch an. Wir haben aber auch die zukunftsgerichteten Maßnahmen beschrieben, die diese Risiken mindern. Ebenso haben wir unsere langjährigen Verbindungen zu den Banken und Vereinbarungen noch einmal gefestigt.“

Weniger Beschäftigte und schlankere Geschäftsführung

Um effizienter zu werden, hat Engelhorn an vielen Schrauben gedreht. Besonders im Blick sind laut Geschäftsbericht die Personalkosten und Strukturkosten. Die Zahl der Beschäftigten im Konzern etwa hat sich auf 964 reduziert. Im vorherigen Geschäftsjahr beschäftigte Engelhorn noch 1.093 Menschen. Die Kürzungen betreffen auch das Management. Der Wechsel der bisherigen Geschäftsführer Andreas Hilgenstock und Simon Engelhorn – Cousins von Fabian Engelhorn – in den Aufsichtsrat vor gut einem Jahr führe ebenfalls zu Kosteneinsparungen, heißt es in dem Bericht. Mit dem angekündigten Weggang des für das operative Geschäft zuständigen Geschäftsführers Armin Weger im Sommer (wir berichteten) verkleinert sich die Unternehmensleitung von einst fünf auf zwei Köpfe.

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„Vieles von dem, was wir auf den Prüfstand gestellt haben, ist nicht vorrangig sichtbar“, sagt Engelhorn. Anderes dagegen schon, etwa die „Optimierung im Flächenmanagement“. Gemeint sind zum Beispiel Untermietverträge von Flächen im Modehaus. Im Erdgeschoss sind der Chocolatier Läderach, die Parfümerie Schuback oder der Luxusautobauer Aston Martin als Mieter eingezogen. „Wir suchen uns gezielt Partner, die den Standort Kapuzinerplanken, aber auch die Marke Engelhorn stärken“, sagt Engelhorn. So könne man die Frequenz am Standort halten.

Welche Veränderungen es in der Gastronomie von Engelhorn gibt

Zuletzt hat das Unternehmen eine angemietete Fläche in O4 abgegeben: In dem Gebäude war jahrelang die Vinothek „Coq au Vin“ untergebracht. Anfang Februar hatte Engelhorn das Lokal geschlossen, nachdem der Mietvertrag ausgelaufen war. „Wir haben das lieb gewonnene Coq au Vin aus strategischen Gründen und der Fokussierung auf das Wesentliche aufgegeben“, erklärt Fabian Engelhorn. Das „Le Corange“ im Modehaus, das unter anderem wegen Personalmangels seit längerer Zeit geschlossen und nur für exklusive Events buchbar ist, steht dagegen vor der Wiedereröffnung. „Wir müssen nicht mehr alles selbst machen“, so der Geschäftsführer. Wie zu den Anfängen des Restaurants 2006 will Engelhorn wieder einen Pächter für das Lokal präsentieren, voraussichtlich im Herbst. „Wir erzielen eine Pachteinnahme und verbessern trotzdem das Angebot.“

Die Vinothek „Coq au Vin“ hat Engelhorn aufgegeben. © Christian Schall

Das Gerücht, das in der Stadt zu hören ist, wonach das Sporthaus in N5 zum Verkauf steht, dementiert Engelhorn: „Wir wollen nicht verkaufen.“ Es gebe aber – wie in jedem Handelsunternehmen – immer mal wieder Überlegungen, die Verkaufsfläche zu reduzieren und die oberen Stockwerke eventuell anders zu nutzen, zum Beispiel als Büros oder Wohnungen. Peek & Cloppenburg oder C&A in Mannheim sind diesen Weg schon gegangen.

Tatsache ist indes, dass sich das Sortiment im Sporthaus verändert hat. Das Golf-Sortiment wurde aufgelöst, obwohl es in der Region zahlreiche Clubs, Plätze und damit auch Spieler gibt. Doch die Sportart habe momentan keinen Rückenwind. „Das ist ein normaler Vorgang, der in Zeiten des Umbruchs notwendig ist“, erklärt Engelhorn. „Wir richten uns nach der Kundennachfrage. Deshalb ist es üblich, immer wieder Sortimente umzustellen.“ Wenn man mit Tennis, Padel-Tennis, Bade- und Beachmode mehr Kunden ansprechen könne, müsse man eine solche Entscheidung treffen.

Aktuelle Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 liegen noch nicht vor. Doch die Einsparungen zeigten Wirkung und hätten das Ergebnis verbessert, sagt Engelhorn: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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