Ernährung

Mehlwurmpulver in Lebensmitteln: Was man dazu wissen muss

In der EU sind nun Produkte erlaubt, in denen UV-behandeltes Mehlwurmpulver enthalten ist. Es sind nicht die einzigen Krabbeltiere, die auf den Tisch kommen.

Von 
Katrin Pribyl
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Mehlwürmer dürfen in der EU nun auch UV-behandelt und pulverisiert verarbeitet werden. © picture alliance/dpa

Brüssel. In Spaghetti oder Keksen kann die Larve des Tenebrio molitor längst enthalten sein. Wer genauer die Verpackung studiert, wird auf dem Etikett immer wieder lesen, dass der gelbe Mehlwurm in zermahlener Form in den Produkten verarbeitet ist. 2021 schon erlaubte die EU das Insekt als Lebensmittel, es darf also getrocknet als Snack oder als Zutat verwendet werden. Nun hat Brüssel auch UV-behandeltes Mehlwurmpulver zugelassen. Dadurch wird laut Verordnung der Vitamin-D-Gehalt des Pulvers erhöht, das künftig in Brot, Kuchen, verarbeiteten Kartoffelprodukten sowie Käse, Erzeugnissen aus Teigwaren und Obst- und Gemüsekompott stecken darf.

Zunächst bekommt lediglich ein französisches Unternehmen das Recht, die entsprechend behandelten Larven in den Verzehr zu bringen. Die Firma Nutriearth hatte den Antrag bei der EU gestellt. Die Zulassung folgt einem seit Jahren anhaltenden Trend in Europa. Denn glaubt man Käferfeinschmeckern: Zwieback aus Büffelwurmmehl, Cracker aus gemahlenen Grillen, knusprige Heuschrecken als Imbiss – Insekten schaffen es immer häufiger auf den Speiseplan der europäischen Bürger. Und die Politik schafft die Voraussetzungen.

Wenig Treibhausgase, kaum Wasser, weniger Fläche

Seit 2023 ist etwa die Larve des Getreideschimmelkäfers als Lebensmittel zugelassen, ob gefroren, getrocknet, pulverisiert oder als Paste. Ebenfalls erlaubt ist es, die zu Pulver verarbeitete Hausgrille zu verwenden. Winzig-Tierchen wie der getrocknete gelbe Mehlwurm durften schon zuvor verarbeitet werden. Experten betrachten Insekten insbesondere für Futtermittel als großes Potenzial, weil diese jede Menge Protein, Omega 3- und 6-Fettsäuren, sowie Spurenelemente und Mineralstoffe wie Magnesium und Phosphor enthalten.

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Gleichwohl können sie nach Expertenmeinung eine klimafreundliche Bilanz vorweisen: Sie produzieren im Vergleich zu den herkömmlichen Produkten wenig Treibhausgase, brauchen kaum Wasser sowie weniger Fläche. In der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, eine der Maßnahmen im Rahmen des europäischen Grünen Deals, mit dem die EU bis 2050 klimaneutral werden will, hatte die Brüsseler Behörde die zugelassenen Insektenarten als immer wichtigere alternative Eiweißquelle eingestuft.

Viele Menschen in Europa sind skeptisch – oder ekeln sich sogar

In Europa stehen viele Menschen den „neuartigen Lebensmitteln“, wie Insekten in den EU-Verordnungen bezeichnet werden, skeptisch gegenüber. Die Kommission versuchte auch dieses Mal zu beruhigen: In ihrem wissenschaftlichen Gutachten sei die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu dem Schluss gekommen, dass UV-behandeltes Pulver ganzer Larven von Tenebrio molitor „unter den vorgeschlagenen Verwendungsbedingungen und in den vorgeschlagenen Verwendungsmengen sicher ist“. Trotz der Einstufung als unbedenklich gelte jedoch die Kennzeichnungspflicht. Zudem soll es für Personen, „die gegen Krebstiere und Hausstaubmilben allergisch sind“ einen Hinweis geben, dass das Pulver Reaktionen auslösen könne, wie es in der Verordnung heißt.

Kritik, dass solche Zulassungen zu weit führen, hat die Kommission immer wieder zurückgewiesen. Es sei Entscheidung der Verbraucher, ob sie Lebensmittel aus Insekten kaufen und konsumieren – oder eben nicht. Und in Brüssel liegen weitere Anträge auf die Zulassung von Insekten als Lebensmittel vor.

Korrespondent

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