Berlin. Die Temperaturen sinken, der Winter naht - und damit auch die Heizperiode. Bei manchen Hausbesitzern ist der Tank noch halbvoll, andere müssen ihren dringend nachfüllen. Doch wann ist der beste Zeitpunkt, Heizöl möglichst günstig zu bestellen? Energieexperten geben Tipps, was bei Bestellungen zu beachten ist und wo Gefahren lauern.
Warum schwanken die Heizölpreise teilweise so stark?
Grundsätzlich orientieren sich die Preise an Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage gering, sinken die Preise. „Das ist in der Regel nach der Heizperiode im Frühjahr und im Sommer der Fall. Zu Beginn der kalten Jahreszeit steigen die Preise zumeist deutlich an“, sagt Corinna Kodim, Energieexpertin des Eigentümerverbands Haus & Grund Deutschland. Allerdings schwankten die Preise auch unabhängig von der Witterung stark, da weitere Faktoren einen starken Einfluss haben. „Dabei spielen die weltweit steigende Ölnachfrage, politische Ereignisse in den ölfördernden Ländern, Dollarkurse oder die Entwicklungen an der Börse eine Rolle.“ Entscheidend seien auch das globale Rohölangebot, die Verarbeitungskapazitäten und die Weltkonjunktur.
Wann ist der beste Zeitpunkt, Heizöl zu kaufen?
Seriös lassen sich keine präzisen Vorhersagen treffen, wann der günstigste Zeitpunkt für einen Einkauf ist. „Eine ideale Jahreszeit oder den besten Monat für den Kauf von Heizöl kann man pauschal nicht angeben, denn die Heizölpreise sind von vielen Faktoren abhängig, die nichts mit der Heizsaison zu tun haben“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte der Vergleichsplattform Verivox. „Da diese Entwicklungen für Heizölkunden nicht abzuschätzen sind, sollten sie sich beim Heizölkauf am Pegelstand ihres Heizöltanks orientieren und frühzeitig bestellen.“ Denn: „Wer kurzfristig Heizöl benötigt, muss für eine schnelle Lieferung oft deutlich mehr bezahlen.“ Auch Verbraucherschützer können nicht den besten Zeitpunkt benennen: „Die Wahl des Kaufzeitpunkts hat auch immer etwas von einer Wette auf die Preisentwicklung, die man eingeht“, sagt Gregor Hermanni, Energierechtsexperte der Verbraucherzentrale NRW.
Ist eine Bestellung aktuell sinnvoll?
In den vergangenen zehn Tagen sind die durchschnittlichen Heizölpreise um rund 6 Prozent angestiegen, berichtet Verivox. „Wie sich die Preise in den kommenden Wochen entwickeln, lässt sich nicht abschätzen. Wer für den kommenden Winter noch Heizöl benötigt, sollte sich besser jetzt um eine Bestellung kümmern, um von langfristigen Lieferzeiten profitieren zu können“, rät Storck. Zumindest gibt es eine gute Nachricht: Der Heizölpreis hat sich im Laufe der vergangenen zwölf Monate aus Kundensicht günstig entwickelt. „Zahlten Heizölnutzer bei einer Bestellung über 3000 Liter vor genau einem Jahr noch mehr als 120 Euro pro 100 Liter, sind es derzeit unter 100 Euro“, sagt Alexander von Gersdorff, Energieexperte des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie (en2x). „Wer jetzt ordert, tut es auf jeden Fall zu einem Zeitpunkt, der günstiger ist als vor einem Jahr“, so von Gersdorff.
Wie findet man einen günstigen Heizöl-Lieferanten?
Vor der Bestellung sollten Kunden die Preise im Internet auf mehreren Vergleichsportalen für Heizöl vergleichen, raten Verbraucherschützer. Dabei helfen Preisvergleichsportale wie Verivox oder HeizOel24, so die Energieexpertin Kodim. „Nach diesem Preischeck kann natürlich auch ein Lieferant vor Ort oder ein Lieferant nach Wahl nach einem konkreten Angebot gefragt werden“, sagt der Energieexperte Hermanni. Wer zudem größere Mengen bestellt, bekommt Heizöl meistens preiswerter.
Sind Sammelbestellungen mit Nachbarn sinnvoll?
Die Kapazitäten der Heizöltanks sind in jedem Haus begrenzt. Sammelbestellungen gemeinsam mit Nachbarn können deshalb zu einem günstigeren Preis führen, da Mengenrabatt und geteilte Anfahrtskosten greifen, sagt Hermanni. Allerdings sollte dabei darauf geachtet werden, dass jeder Hauseigentümer als Einzelbesteller gilt, „um nicht bei Zahlungsausfällen für die Bestellung des Nachbarn aufkommen zu müssen“, rät Kodim von Haus & Grund.
Wie seriös sind Händler im Netz?
Vor einer Bestellung bei einem unbekannten Händler im Internet sollten Verbraucher den Online-Shop auf Seriosität prüfen. „Vorsicht ist geboten, wenn die Zahlung nur per Vorkasse möglich ist“, warnt Hermanni von der Verbraucherzentrale NRW. „Sicher sind zum Beispiel Zahlungen auf Rechnung oder per Lastschrift. Bei der Zahlung auf Rechnung muss erst gezahlt werden, wenn die Ware angekommen ist. Bei Zahlung per Lastschrift kann die Zahlung noch bis zu acht Wochen lang rückgängig gemacht werden.“ Verbraucher sollten auch alarmiert sein, wenn Heizöl auffallend günstig angeboten wird. Die Verbraucherzentralen erhalten derzeit vermehrt Beschwerden zu Fakeshops, die mit billigem Heizöl werben. Deshalb sollte geprüft werden, ob mit vertrauenswürdigen Gütesiegeln wie „Trusted Shop Guarantee“ (Trusted Shops) oder „s@fer-shopping“ (TÜV Süd) geworben wird.
Was verdient der Staat am Heizöl?
Die Steuer auf schwefelarmes Heizöl liegt bei 6,135 Cent je Liter. „Der krumme Betrag kommt dadurch zustande, dass es einst 12 Pfennige waren und, wenn man so will, immer noch sind“, sagt von Gersdorff vom Wirtschaftsverband en2x. Der Kohlendioxid-Aufschlag (CO2) beträgt derzeit wie bei Diesel 12,042 Cent je Liter. Auf die Summe aus Produktpreis, Steuer und Aufschlag kommt obendrauf noch eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent.
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