David Kinsombi ist erst 26, hat aber schon alle Höhen und Tiefen in der 2. Bundesliga erlebt. Angefangen hatte alles sogar eine Ebene höher bei Eintracht Frankfurt. Im Transfermarkt-Interview spricht der Mittelfeldspieler nach dem, erfolgreichen Saisonstart des SV Sandhausen mit zwei Heimsiegen über seinen Wechsel vom Hamburger SV zum SV S diesen Sommer und Bruder Christian sowie den geplatzten Aufstiegstraum an der Elbe.
Wie lange musste Ihr Bruder Christian auf Sie einreden, damit Sie Sandhausen zusagen und Sie beide somit gemeinsam in einem Team spielen können?
Trainer: Alois Schwartz (55). Tor: Patrick Drewes (29), ...
Trainer: Alois Schwartz (55).
Tor: Patrick Drewes (29), Benedikt Grawe (22), Nikolai Rehnen (25).
Abwehr: Bashkim Ajdini (29), Oumar Diakhite (28), Dennis Diekmeier (32), Dario Dumic (30), Immanuel Höhn (30), Chima Okoroji (25), Vincent Schwab (18/eigene Jugend), Arne Sicker (25), Aleksandr Zhirov (31).
Mittelfeld: Janik Bachmann (26), Abu-Bekir El-Zein (19/Borussia Dortmund U19), Christian Kinsombi (22), David Kinsombi (26/Hamburger SV), Philipp Ochs (25/Hannover 96), Marcel Ritzmaier (29), Cebio Soukou (29), Tom Trybull (29), Erik Zenga (29).
Angriff: Alexander Esswein (32), Joseph Ganda (25/Admira Wacker), Ahmed Kutucu (22), Matej Pulkrab (25/Sparta Prag).
Abgänge: Pascal Testroet (FC Ingolstadt), Julius Biada (FC Saarbrücken), Erich Berko (Maccabi Netanya), Gianluca Gaudino (Lausanne-Sport, war bereits verliehen), Carlo Sickinger (SV Elversberg, war bereits verliehen), Nils Seufert (Greuther Fürth/Leih-Ende), Alou Kuol (VfB Stuttgart II/Leih-Ende), Felix Wiedwald, Rick Wulle, Maurice Deville (alle vereinslos), Tim Kister (Karriereende). jb.
David Kinsombi: Tatsächlich spielte das im ganzen Ablauf eine sekundäre Rolle. Mein Bruder hat es erst rund zwei Tage vorher erfahren, dass wir in diesem Jahr Teamkameraden sind. Wir hatten es bislang gut gehandhabt: Jeder ist unabhängig vom anderen seinen eigenen Weg gegangen. Wir sind gemeinsam aufgewachsen und haben immer sehr viel gemeinsam gemacht. Aber nicht jede Entscheidung, die ich treffe, ist gleichzeitig gut für ihn. Deswegen sind wir gut damit gefahren, das Sportliche zu trennen – an den Stellen, an denen es Sinn macht.
Diese Trennung ist Geschichte.
Kinsombi: Natürlich habe ich über die vergangene Saison hinweg aus persönlichen Gründen immer mal wieder reingehorcht und mir Feedback von Christian abgeholt, weil es mich interessierte, wie er in Sandhausen zurechtkommt. Da hat er mir das eine oder andere über das Klima beim SVS verraten, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. (schmunzelt).
Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen sind Sie zum SV Sandhausen gewechselt?
Kinsombi: Ich habe mich relativ schnell, nachdem ich mit den Verantwortlichen Gespräche geführt hatte, für die Option Sandhausen entschieden. Ich hatte ein richtig, richtig gutes Gefühl, weil alle Beteiligten Bock auf das Projekt haben. Als mir die Idee dahinter vorgestellt wurde, wollte ich mit der Intention herkommen, mit meinen fußballerischen Fähigkeiten der Mannschaft zu helfen und in einem funktionierenden Team eine andere Facette hinzuzufügen, um das Spiel von Sandhausen noch variabler zu gestalten.
Sie erlebten mit einem Doppelpack beim 2:1 gegen Absteiger Arminia Bielefeld am 1. Spieltag einen Traumstart. Haben Sie damit die Messlatte ganz schön hoch gelegt?
Kinsombi: Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, mehr Tore als in der vergangenen Saison (zwei; d. Red.) zu schießen – es fehlt mir also nur noch eines (lacht). Mein Einstand war eine superschöne Erfahrung.
Schnappen Sie sich auch beim SVS die Elfmeter?
Kinsombi: Das entscheidet sich auf dem Platz. Ich habe mir in den vergangenen Jahren angeeignet, Verantwortung zu übernehmen. Wenn sich das auch bei Elfmetern anbietet, ist das eben so. Aber das ist nichts, worauf ich mich von Vornherein festlege.
Der SVS belegte in der Rückrunden-Tabelle der vergangenen Saison einen starken fünften Platz, schaffte damit am Ende den verdienten und umjubelten Klassenerhalt. Was ist in diesem Jahr drin?
Kinsombi: Das haben die Jungs richtig top gemacht. Wir haben im Rückspiel mit dem HSV selbst zu spüren bekommen (1:1 am 23. Spieltag; d. Red.), wie unangenehm die Mannschaft zu bespielen war. Der SV Sandhausen hat in der Rückrunde eine geschlossene Leistung abgeliefert, sich Stück für Stück aus der schwierigen Situation herausgearbeitet. Es ist schwierig, Prognosen für diese Saison abzugeben. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mich damit immer zurückgehalten.
Warum?
Kinsombi: Die 2. Liga ist einfach sehr stark und ausgeglichen, das haben wir die letzten Jahre gesehen. Nicht umsonst ist in jedem Jahr mindestens eine Mannschaft, die zuvor niemand auf dem Schirm hatte, in die Top fünf gerutscht. Das kommt nicht von ungefähr. Ich würde mir für unseren Verein und die Jungs wünschen, dass wir eine ruhige und sorgenfreie Saison spielen.
Apropos ruhig: Genießen Sie eigentlich die Ruhe oder fehlt Ihnen der Trubel der Großstadt?
Kinsombi: Ich habe mich in Hamburg sehr wohlgefühlt und hatte mit meiner Familie eine schöne Zeit, wir haben uns immer sehr willkommen gefühlt. Aber andererseits habe ich nun die Rhein-Neckar-Region kennenlernen dürfen – wir haben uns hier ebenfalls sehr schnell eingelebt. Die Menschen, auch im Verein, sind sehr herzlich, es macht also viel Spaß. Es ist natürlich etwas anderes als in der Großstadt, aber ich bin sowieso mit beiden Möglichkeiten großgeworden.
Mit Dennis Diekmeier haben Sie einen Ratgeber und Kollegen, der den gleichen Weg wie Sie vom HSV gegangen ist. Mittlerweile will er gar nicht mehr weg aus Sandhausen. Haben Sie sich Rat von Ihm geholt?
Kinsombi: Ich habe in den vergangenen Wochen tatsächlich viel mit ihm gequatscht. Das hat sich ergeben, weil wir von den gleichen Erfahrungen sprechen können. Ich kann mir einiges von ihm abschauen. Es schadet nie, einen erfahrenen Mitspieler wie Dennis zu haben, der schon vieles in seiner Karriere, vor allem in Hamburg, gesehen und erlebt hat. Und jetzt schwärmt er von Sandhausen und gibt mir Tipps, was ich in der Umgebung besuchen soll.
War für Sie auf jeden Fall klar, dass Sie den HSV verlassen werden, oder wäre auch ein Verbleib mindestens bis Vertragsende 2023 eine Option gewesen?
Kinsombi: Nein, das hat sich in den letzten Monaten so entwickelt, es ist eine Dynamik entstanden. Ich hatte eigentlich eine sehr schöne Zeit in Hamburg. Alle Parteien haben sich dann zusammengesetzt und besprochen, wie es weitergehen kann und sind einig geworden, dass eine Veränderung für alle Seiten – Hamburg, Sandhausen und mich – zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung ist. Im Dreieckskonstrukt haben wir ohne Tohuwabohu eine für alle sinnvolle Lösung gefunden. Wir haben uns wie erwachsene Männer angeschaut und sind das Ganze professionell angegangen. Das hat gut funktioniert.
Welche Unterschiede zwischen Sandhausen und dem HSV sind Ihnen sofort aufgefallen?
Kinsombi: So blöd sich das anhört: Der Fußball ist überall gleich. Aber natürlich ist die Vereinsgröße eine andere. In Hamburg gab es eine Geschäftsstelle mit vielen Mitarbeitern – in Sandhausen ist alles etwas kleiner und familiärer, es sind weniger Menschen im Verein tätig. Im Alltag fühle ich mich pudelwohl, ich kann ganz normal meinen üblichen Abläufen nachgehen.
Und welche Lehren ziehen Sie persönlich aus dieser Zeit neim HSV?
Kinsombi: Es klingt immer nach einer plumpen Floskel, dass man niemals aufgeben soll. Aber es ist wirklich so – das hat uns vor allem in den letzten Wochen ausgezeichnet. Wir hatten im Aufstiegsrennen eigentlich nur noch rechnerisch Chancen, haben uns aber eingeschworen. Wir wussten, dass wir in der Lage sind, Besonderes zu leisten. Es war eine Mammutaufgabe, die auf uns zukam, aber wir konnten eine Siegesserie starten, wenn alle an einem Strang ziehen und jeder den Fokus aufs Spiel legt. Solange nicht abgepfiffen war, konnte man mit dieser Truppe rechnen.
Bekommen Sie als Spieler eigentlich Unruhen im Club mit? Konkret: Bei Ihrem Ex-Arbeitgeber HSV ist die Stimmung inzwischen explosiv.
Kinsombi: Ich bin vom Typ her jemand, der sich wenig mit den medialen Geschehnissen im Fußball befasst. Ich weiß nämlich nicht, ob mir das in meinem Fußballerdasein helfen würde. Aber natürlich kriegt man das eine oder andere zwangsläufig mit, ich registriere das. Das sind die Begebenheiten an dem Standort, und jeder muss damit individuell so umgehen, wie es richtig für ihn ist. Mehr kann ich dazu nicht sagen, das wäre nicht richtig.
Wir versuchen es noch einmal: Wer sind Ihre Favoriten für die Top-Platzierungen in der 2. Liga?
Kinsombi: Das ist nicht seriös zu beantworten. Da jemanden herauszupicken… Natürlich gibt es Vereine wie den HSV und Hannover, die als Favoriten den Anspruch haben, um den Aufstieg mitzuspielen. Aber mit einer Antwort tue ich mich schwer. Das wird sich, wenn überhaupt, erst im Laufe der Rückrunde herauskristallisieren. So war es auch in den vergangenen Jahren. Es wird sich also ziehen.
Mit 26 sind Sie im besten Fußballeralter. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Kinsombi: In allererster Linie, dass ich gesund und verletzungsfrei bleibe. Wenn du das nicht bist, kannst du nicht auf den Platz und dem nachgehen, was wir alle so lieben: den Fußball. Gesundheit ist das höchste Gut. Und ich möchte einfach maximalen Spaß haben, die Spiele genießen und meine bestmögliche Leistung bringen. Erfolg ist sehr schwer zu planen, deswegen ist das nichts, was ich mir oben auf die Agenda schreiben würde.
Quelle: transfermarkt.de
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