Odenwald-Tauber. Auch in Lauda ist man auf der Suche nach neuen Hausärzten. Dr. Rudolf Möllmann ist jetzt 66 und möchte gerne in den nächsten drei Jahren aufhören, wie er unserer Zeitung erzählt.
„In unserer Familienpraxis mitten in Lauda sind wir vier Ärzte für Allgemeinmedizin, haben ein gut aufgestelltes Praxisteam und das Mittlere Taubertal als Einzugsbereich“, berichtet Dr. Möllmann, der vor über 30 Jahren selbst in die Arztpraxis von Dr. Jürgen Hehn mit einstieg und weiß, wie gut es im Team zusammen läuft und es daher bedauert, wie schwierig es heute ist, Nachfolger zu finden.
„Ich bin aber zuversichtlich, dass wir jemanden finden, der für mich einsteigt. Wir haben ja rechtzeitig mit der Suche begonnen“, so Möllmann, zumal ja die Rahmenbedingungen in Lauda optimal seien – auch zum Leben und Wohnen.
Immer schwerer werde es für Einzelkämpfer, weiß er und bestätigt auch, dass durch die Renteneintrittswelle im Hausarztbereich der Druck auf die verbleibenden Praxen in der Umgebung steigt. Seit einem halben Jahr gebe es auch in der Familienpraxis wieder einen Aufnahmestopp für neue Patienten. Nur noch Familienmitglieder dürften dazukommen, „um eine gerechte Betreuung für alle Patienten weiterhin gewährleisten zu können“.
Möllmann wünscht sich mehr Förderung durch die Politik für Praxisneulinge zur Finanzierung ihres Einstiegs in Gemeinschaftspraxen und eine positivere Darstellung des Hausarztberufes an sich sowie eine intensive Unterstützung für ausländische Kollegen, die sich hier ansiedeln wollen.
Seine Praxis hat auch immer wieder Weiterbildungsassistenten ausgebildet und setzt zudem auf eine „gute Work-Life-Balance, zum Beispiel durch eine Vier-Tage-Arbeitswoche“, erklärt Möllmann und begrüßt, dass sich inzwischen auch der Landkreis und die Kommunen um die Anwerbung neuer Ärzte (teils mit Stipendien) bemühen.
Von privatwirtschaftlichen Betreibern, die Gemeinschaftspraxen übernehmen und dann organisieren, hält er wenig: „Da wird die eigene Entscheidungsfreiheit genommen und manchmal auch gegen Patienteninteressen gehandelt, weil Vorgaben zu erfüllen sind. Da gibt man zu viel auf“, meint Möllmann.
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