Das ist doch so praktisch, wenn einen die Pflicht ruft. Ein junger Mann verknallt sich, aber dann stirbt der Onkel und unser – selbstverständlich attraktiver Darsteller – entschwindet ins Duodezfürstentum, um zu regieren. Ob er das gut oder schlecht macht, verrät uns das Stück nicht. Aber es erzählt vom fröhlichen Studentenleben, mit Salamander-Reiben und Trinkliedern, und dass sich der fesche Kerl ins Wirtstöchterlein verliebt.
Doch zur Süße gehört die Bitterkeit. Wie gesagt, der fiktive Kleinstaat braucht ein neues Oberhaupt. Zwar kehrt er später noch einmal wieder ins romantische Städtchen mit dem traumhaften Schloss zurück, aber es kommt einfach nicht zusammen, was aus Standesgründen nicht zusammen gehört. Da muss die holde Maid einige Tränchen verdrücken, aber sie deckt brav die Tafel, damit der regierende Fürst bei seinem Besuch auch gut zu essen kriegt.
Vor bald 95 Jahren hatte die Operette am Broadway Premiere und wurde zu einem riesigen Erfolg. Die Musik stammt von einem amerikanischen Komponisten ungarischer Herkunft, der noch bei Heuberger in Wien studiert hatte, parallel auch einen auf Ingenieur machte und sich in New York als Barpianist durchschlug, ehe der große Durchbruch kam. 1974 entdeckte Regisseur Helmut Hein das Stück als ideale Touristenattraktion vor allem für die vielen Besucher aus Amerika, wobei er die Kulisse des Schlosshofs geschickt nutzte, um nostalgische Gefühle zu entfachen. Seither kam die Operette immer wieder auf das Schloss.
Der jetzige Intendant der Schlossfestspiele allerdings hat andere tolle Stücke im Spielplan, aber irgendwann ist es sicher wieder so weit. Im Jahr 1997 reüssierte ein 28-jähriger, gut aussehender, hoch veranlagter Tenor in der Hauptrolle. Heute ist er weltberühmt und verzaubert sein Publikum der großen Opernhäuser im italienischen Fach ebenso wie etwa als Parsifal. Die ihn damals vor 22 Jahren erlebten, können wie weiland Goethe während der Kanonade von Valmy von sich sagen: „Und wir sind dabei gewesen“.
Gesucht wird der englische Titel dieser Operette. BE
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