Mit der visuell reizvollen Konzernzentrale von HeidelCement und dem fast schiffsförmigen Ableger des Pharmaunternehmens Octapharm in der Berliner Straße hat Heidelberg zwar zwei neuere Beispiele für spannende Firmenarchitektur zu bieten. Aber der hier gesuchte Bau prägt das Stadtbild seit 20 Jahren ganz wesentlich. Nicht nur, aber auch weil das zwölfstöckige quadratische Gebäude an einem der Entrees zur Stadt steht – und einem der wesentlichen Verkehrsknotenpunkte.
Ein lange in Heidelberg ansässiger Konzern hat das mit „nur“ 50 Metern vierthöchste Hochhaus der deutschen Romantikzentrale als Schulungs- und Kongresszentrum gebaut. Die damals moderne totale Offenheit der Glasfassaden steigert sich im Innern noch, weil das Gebäude zumindest im Zentrum der Grundfläche von 37 mal 37 Metern keine Decken zu kennen scheint.
Diese Transparenz spiegelte sich auch in offenen Türen für die Bevölkerung, Touristen, Gourmets und Nachtschwärmer: Im obersten Stockwerk, das inzwischen als Event-Location buchbar ist, wirkte lange Jahre ein Sternekoch. Im Erdgeschoss befand sich bis 2015 eine der angesagtesten Lounge-Bars Heidelbergs. Anfangs mit einer hochdifferenzierten Rum-Karte als Spezialität. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat den etwa 80 Millionen Mark teuren Neubau am 14. April 2000 eingeweiht. Ob der Biertrinker dabei Wünsche wie „Hol mir ma’ ne Buddel Rum“ geäußert hat, ist nicht überliefert.
Zu einer Art neuem Wahrzeichen der an prägenden historischen Bauten nicht armen Universitätsstadt wurde der Funktionsbau aber im Ensemble: Auf dem Vorplatz steht eine futuristische Tierskulptur aus Edelstahl und Aluminium, die viel Gesprächsstoff lieferte. Denn mit kolossalen 90 Tonnen Gewicht und 13 Metern Höhe gilt sie weltweit als eine der größten ihrer Art – und lässt den Funktionsbau hinter sich kompakter erscheinen, als er ist. Die vom Eichtersheimer Bildhauer Jürgen Goertz geschaffene Figur symbolisiert die Funktionsweise der Produkte des Bauherrn. Eindruck hinterlässt das nachts stimmungsvoll illuminierte Werk auch mit seinen Fußspuren in den Bodenplatten des Vorplatzes – sowie an zwei weiteren Konzernstandorten im Südwesten.
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