Pop

Rapper GReeeN singt auf der Hautbühne der Mannheimer Buga

GReeeN-Fans fuhren auf Bundesgartenschaugrün in zweifelsfreier Eintracht mit ihrem Idol über die „Autostrada“ in Richtung Nirgendwo und lachten Unbekannten beim Konzert völlig „High, Dude“ einen Gruß entgegen - wir fanden's gut!

Von 
Markus Mertens
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Macht auch farblich auf der Buga klar: hier singt GReeN. © Thomas Troester

Mannheim. Dass man mit der grünen Pracht im lauen Sommer bisweilen Tausende begeistern kann, beweist die Mannheimer Bundesgartenschau (Buga) seit ihrer Eröffnung im April nahezu täglich. Welch andere Blüten ein grünes Vergnügen nicht minder treiben kann, durften die Fans des Mannheimer Rappers GReeeN nun bei seinem Konzert auf der Buga-Hauptbühne erleben. Denn Pasquale Valentin Denefleh, wie der Hip Hop- und Reggae-Künstler bürgerlich heißt, nutzte die Gelegenheit, ein unmissverständliches Ausrufezeichen für sich, die eigene Musik und sein Jahre währendes Plädoyer für Cannabis zu unterstreichen.

Gegen den Ballast

Zwar offenbarte das just nach Berlin umgezogene „Glückskind“ gleich einmal, dass die neue Heimat mit dem Titel seines jüngsten Albums nicht viel gemein habe – dennoch versuchte der 34-Jährige, dem Diebstahl wesentlicher persönlicher Geräte eine Form von Humor abzugewinnen: „Was fühlst du, wenn du nichts mehr an Ballast bei dir hast? Freiheit!“ Und auch, wenn sich mit dem alten Nokia ohne Kamera, 5G-Empfang und Instagram keine Social-Media-Likes holen lassen: Die GReeeN-Fans fuhren in zweifelsfreier Eintracht mit ihrem Idol über die „Autostrada“ in Richtung Nirgendwo, lachten Unbekannten völlig „High, Dude“ einen Gruß entgegen, um mit „Ab & An“ auch in die Tiefen des emotionalen Rausches einzutauchen, der wohl schon so manches Beziehungsende eingeleitet haben dürfte.

Hat's ja eh mit Pflanzen: Rapper GReeeN auf der Buga-Bühne. © Thomas Tröster

Insgesamt gelingt es dem Protagonisten des Abends, ein Konzert abzuliefern, das bruchlos zwischen all den Alter Agos zwischen „Der Grüne“, „B!Smoke“ oder „Grinch Hill“ vermittelt und vielmehr den Blick lichtet auf das Gesamtkunstwerk eines jungen Mannes, der sich immerhin schon seit der ersten EP „Alles Grün“ vor genau zehn Jahren an Rauch, Rausch und Realness abarbeitet. So gesehen ist dieses Konzert auch eine Anerkennung des Durchhaltevermögens eines unabhängigen jungen Künstlers, dessen Erfolg stets auch von Bundes- und Lokalpolitik, gesellschaftlichen Strömungen und dem Willen abhängig war, sich Geschichten hinzugeben, die es an Authentizität jedenfalls keineswegs mangeln ließen.

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Dieses Geheimrezept macht am Ende auch den gut zweistündigen Abend zu einem Erfolg – dass er keine Zukunft hinterfragt, von keinem Plan wissen will, sondern schlichtweg den Moment zelebriert. Dass Pasquale Denefleh für seinen Erfolg im Zweifel auch Risiken einzugehen bereit ist, zeigt sich nicht zuletzt an Songs wie „Klick“, die den Kampf mit der Polizei, aber damit letztlich auch einen Kampf für die Legalisierung des grünen Rauschmittels apostrophieren. Gegen Ende bringt der Künstler das selbst so auf den Punkt: „Echte Freiheit ist, wenn ihr auf die Meinung der anderen scheißt – und euer eigenes Ding durchzieht!“

Was an dieser Stelle kühl und verbissen klingen mag, ist im Rap-Genre unter einer Realness einzuordnen, die vor allem Folgendes meint: Hier rappt ein junger Mann, der zu seinem Wort steht – und jeden seiner Songs einer harmonierenden Philosophie unterzieht, die das Grenzenlose will, aber dafür auch einiges zu geben bereit ist. Ein Zauber, der in dieser grünen Nacht auf dem Buga-Gelände zweifelsohne verfängt.

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