Übrigens… gilt Weihnachten als Fest der Liebe. Und dazu dürfte jedem und jeder Wunderbares in den Sinn kommen, das obendrein die Seele berührt. Und wie verhält es sich mit dem ganz besonderen Kind der Liebe - der Versöhnung? Sich ihr zu nähern, fällt häufig schwer. Auch sprachlich. Schließlich blitzt verbal Sühne auf. Und da ist die Sünde nicht weit.
Wer recherchiert, was das Buch der Bücher mit der weltweit höchsten Druckauflage zu dem sagt, was in weltlichen Lexika als „Schließen von Frieden nach einem Konflikt“ definiert wird, kommt zur Erkenntnis: Es ist „die Liebe“, die bei den „Top Ten“ der großen biblischen Begriffe von sich reden macht. Hingegen wollen Botschaften der „Versöhnung“ entdeckt werden. Dass es leichter ist, das letzte Wort zu haben, als den ersten Schritt zu tun, gilt als sprichwörtliche Weisheit. Und die gibt eine Ahnung davon, warum wir oftmals über halbherzige Beteuerungen nicht hinauskommen. Dass Versöhnung aber unbedingt mit „ganzem Herzen“ erfolgen sollte, legt uns bereits Schiller in seinem Drama „Jungfrau von Orleans“ ans Herz: Denn ein Tropfen Hass, der in dem Freudenbecher zurückbleibt, so der Dichter, mache den Segenstrank zum Gift. Dazu gibt es einst wie heute mannigfach Beispiele. Ob politische Fehden oder privater Familienzwist. Bekanntlich sind es vielfältige Facetten, welche die Krönung der Vergebung auszeichnen.
Stephan Sarek, der in seinem Erstberuf professionell Feuer gelöscht hat und inzwischen das Zündeln von Fanatikern poetisch zu bekämpfen versucht, zeigt sich überzeugt: „Versöhnung ist die Kunst, den Zauber des Neuanfangs ein zweites Mal zu spüren.“ Klingt wie eine Verheißung. Die aber nicht vom Himmel fällt. Und deshalb bietet sich das Christfest an, auch und gerade im eigenen Lebensumfeld Wiederannäherung zu wagen. Manchmal kann ein erster Schritt sein, eine beredte Schweigemauer in Miteinander-Reden zu verwandeln. In diesem Sinne versöhnliche Weihnachten!
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/leben_artikel,-ansichtssache-von-liebe-versoehnung-und-neuanfang-_arid,2159896.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Von Liebe, Versöhnung und Neuanfang
Weihnachten ist der perfekte Moment, um Schweigemauern in versöhnliche Gespräche zu verwandeln, findet Waltraud Kirsch-Mayer in unserer Glosse "Übrigens"