Ameisen statt Krokodil?

Benjamin Jungbluth über die mediale „Superkolonie“

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Benjamin Jungbluth
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Ketsch. Wenn schon kein Sommerloch-Krokodil im Hohwiesensee schwimmt, dann müssen es eben die „Riesenameisen“ zwischen den Ketscher Gräbern tun. Diesen Eindruck konnte man vor zwei Jahren gewinnen, als die Enderlegemeinde über die Region hinaus Schlagzeilen machte, nachdem die invasive Art „Tapinoma magnum“ ideale Lebensbedingungen im sandigen Untergrund des Friedhofs vorgefunden und eine „Superkolonie“ gegründet hatte. „Das große Ketscher Krabbeln“ lief daraufhin im Fernsehen und füllte manche Zeitungsseite.

Man muss allerdings zugutehalten, dass die Betroffenen – ob auf dem Friedhof oder in der Nachbarschaft – tatsächlich unter den ungewöhnlich aktiven und durchaus aggressiven Tieren zu leiden haben. Wer die neue Ameisenart noch nicht an einem warmen Sommertag in großer Anzahl in Aktion gesehen hat, kann es sich kaum vorstellen: Ein Arbeiten oder Verweilen an den Gräbern war bisweilen nicht möglich, das Friedhofsteam berichtet sogar von gestörten Beerdigungen. Hinzu kommen die Stolperfallen durch abgesenkte Gehwege und Pflaster, was gerade für ältere Friedhofsgänger gefährlich sein kann.

Friedhof

Was Bewohner gegen Ameisenplage in Ketsch tun können

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Die Gemeinde musste also aktiv werden, keine Frage. Mit der Heißwasserbekämpfung scheint eine möglichst umweltverträgliche Lösung gefunden zu sein, die Erfolge zeigt. Doch mehr als die Plage einzudämmen, da sind sich die Experten einig, vermag auch dieses Mittel nicht. Die Tiere sind in unserer Region heimisch geworden und werden sich weiter ausbreiten – auf Privatgrundstücke, aber auch in andere Kommunen. Und so füllen die „Riesenameisen“ vielleicht das nächste Sommerloch in einer Nachbargemeinde – außer, im Hohwiesensee taucht eben doch noch ein Krokodil auf.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.