Mannheim. Vergleiche im Sport sind schwierig. Manchmal auch unangebracht oder sogar grober Unfug. Denn sie haben bisweilen die Aussagekraft einer 16-Tage-Wetterprognose. Also gar keine. Und trotzdem können Vergleiche manchmal hilfreich sein. Vor allem dann, wenn es um Zahlen geht. Denn die belegen, was objektiv geleistet wurde. Zum Beispiel in Form von Punkten.
Vor fast genau einem Jahr standen die Rhein-Neckar Löwen nach zehn Spieltagen in der Handball-Bundesliga (HBL) bei 12:8 Zählern. Genauso wie jetzt. Und wer nun umgehend als Zeichen des spontanen Protests den Arm heben und die Aussagekraft dieses Vergleichs in Zweifel ziehen will, weil die Gegner nicht zu 100 Prozent übereinstimmten, dem sei gesagt: Das stimmt. Allerdings war das Start-Programm vor zwölf Monaten gefühlt eher einen Tick schwieriger, es beinhaltete genauso wie jetzt die Prüfungen MT Melsungen, TBV Lemgo Lippe und THW Kiel – aber eben auch noch den späteren Meister Füchse Berlin.
Sind die Löwen also trotz des Radikalumbaus im Sommer keinen Schritt vorangekommen? Die reinen Zahlen sagen das aus. Doch jetzt sind wir wieder bei der 16-Tage-Wetterprognose. Belastbar ist diese These nicht. Es empfiehlt sich ein genauerer Blick. Und irgendwie muss man auch noch ein bisschen abwarten.
Der Weg zum Erfolg stimmt, zu oft wurde aber das Ziel nicht erreicht.
Acht Spieler und Trainer Maik Machulla sind erst seit Juli bei den Löwen, die vor der Saison ihre Leistungsträger Ivan Martinovic und Juri Knorr verloren. Die spielentscheidende Rückraumbesetzung ist auf allen drei Positionen neu. Kurzum: Es kann angesichts der Kürze der Zeit noch längst nicht alles funktionieren.
Gemessen an diesen Umständen klappt aber eigentlich schon ziemlich viel. In jeder Partie spielen sich die Badener bislang eine Vielzahl an klaren Möglichkeiten heraus, in allen Begegnungen kamen sie für den Sieg infrage. Allerdings belohnten sie sich zu selten. Was zu zwei Diskussionsebenen führt: Auf der einen geht es um das Spiel an sich, das wahnsinnig attraktiv ist. Auf der anderen um die Ausbeute, die gemessen an der Leistung zu gering ausfällt. Der Weg zum Erfolg stimmt also, zu oft wurde bislang aber das Ziel nicht erreicht.
Gewiss: Beim 38:34-Sieg über Stuttgart zeigten die Löwen eine lange vermisste Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Aber war das nur eine Ausnahme? Oder ein Entwicklungsschritt? Oder muss bald wieder über das jahrelange Dauerthema Konstanz gesprochen werden? Das sind die drei Löwen-???
Fakt ist: Momentan lässt sich keinesfalls seriös prognostizieren, wo die Saison endet. Auch nach zehn Spieltagen weiß man nicht, wie gut diese Mannschaft ist. Vermutlich wissen es die Mannheimer nicht einmal selbst.
Immerhin lässt sich aber zumindest statistisch belegen, woran es zu arbeiten gilt. Mit einer Wurfquote von 63 Prozent liegen die Badener trotz ihres Torfestivals gegen Stuttgart im ligaweiten Ranking nur auf Rang 13. Das ist ausbaufähig. Und ärgerlich. Vor allem aber auch spannend.
Denn es zeigt sich, dass die grundsätzliche Spielstrategie zur Mannschaft passt und es eine entsprechend hohe Erfolgswahrscheinlichkeit gibt. Werden die Chancen künftig genutzt, kann es noch ein gutes Stück nach oben in der Tabelle gehen. Scheitern die Löwen aber weiterhin zu häufig am gegnerischen Torwart und damit auch an sich selbst, wird sich die Qualitätsfrage stellen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Die Rhein-Neckar Löwen und ihre drei ???
Noch lässt sich nicht prognostizieren, wohin es für die Rhein-Neckar Löwen in dieser Saison gehen kann. Das macht das Projekt aber auch so spannend, meint Marc Stevermüer.