Männlicher Mitreisender

Jürgen Gruler schwelgt in seinen Jugendträumen

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Jürgen Gruler
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Das ist ja nun schon ein paar Jahre her, aber Autoscooter – oder wie es damals hieß Boxautos – haben auf mich und viele meiner jugendlichen Kumpels im Teeniealter eine magische Anziehungskraft ausgeübt und das ist bis heute so geblieben. Traf man sich auf dem Rummel, dann immer am Boxauto. Da lungerte man dann stundenlang an den Geländern herum, beobachtete die Fahrer und hielt Ausschau nach den Mädchen, die man gern mal mit um die Schulter gelegtem Arm auf eine Fahrt einladen wollte. Denn cool wollte man schon sein, einhändiges Lenken, kunstvolles Ausweichen auf dem Kollisonskurs und geschicktes Überdrehen des Lenkers, um in den Rückwärtsmodus zu kommen inbegriffen.

Aber noch schöner war es, wenn man einen der wenigen Einsitzer ergattern konnte, die nur ein Gestänge rings ums Gaspedal hatten und bei denen ich immer den Eindruck hatte, dass sie ein bisschen schneller fahren, als die anderen. Neidisch war ich immer auf die zwei oder drei Jungs, die den ganzen Tag nichts anderes machten, als die Wagen einzuparken, die grad nicht benutzt wurden. Sie hatten einen Chip mit Fuchsschwanz dran, der durchaus auch mal genutzt wurde, um besonders hübschen Mädels eine Freifahrt zu spendieren. Die standen dann cool auf den Gummis der Wagen. hielten sich mit einer Hand am Stromgeber fest und kurbelten mit der anderen am Lenkrad.

Da kam man schon ins Nachdenken, wenn da an der Kasse so ein Schild lockte: „Junger männlicher Mitreisender gesucht. Kost und Logis frei.“ Man sah sich selbst mit langen wehenden Haaren als Boxauto-Einparker und Schwarm aller Dorfschönheiten in ganz Deutschland. Dass man so einen Autoscooter auch aufbauen muss und das Herumreisen auch seine Schattenseiten haben kann, wurde da natürlich verdrängt. Man sieht ja als junger Mensch gerne nur die Vorteile.

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Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.