Mehr Geld in die Bildung

Stefan Kern über eine wichtige Konsequenz aus dem Fachkräftemangel

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Stefan Kern
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Was sich auf dem Hockenheimer Ausbildungstag offenbarte, darf als eine beinah tektonische Machtverschiebung auf dem Arbeitsmarkt beschrieben werden. Herrschte früher aufseiten der Jungen die Angst vor Arbeitslosigkeit, kursiert nun bei den Unternehmen die Sorge vor dem Fachkräftemangel.

Und die Sorgen scheinen berechtigt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erhob in einer Studie, dass in Deutschland mittlerweile rund zwei Millionen Arbeitsplätze unbesetzt bleiben. Das entspreche, so die DIHK weiter, einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von 100 Milliarden Euro.

Es sind Zahlen, die deutlich machen, dass das Land wirtschaftlich zunehmend auf Kante genäht ist. Eine Einschätzung, die im Gesundheits-, Pflege- und Sozialdienstleisterbereich schon eine Übertreibung zu sein scheint. 71 Prozent aller Unternehmen hier gaben an, dass sie unter Personalengpässen leiden. Der demografische Wandel ist gerade dabei, das Land fundamental zu verändern, nur spürt das Land das noch nicht so richtig.

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Die eine Lösung gibt es dabei nicht. Lösungsbestandteile sind, das Renteneintrittsalter zu verschieben, Zuwanderung zu steigern, Kinderbetreuung noch stärker auszubauen, Teilzeit zu beschränken, Robotik und künstliche Intelligenz (KI) zu stärken und vor allem in Bildung zu investieren.

Letzteres wird im Land der Bildung zunehmend zum Trauerspiel. In Kindergärten und Schulen müsste so viel wie nur möglich reingebuttert werden. Zum Beispiel Assistenten für Erzieher und Lehrer, damit sich diese auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können. Denn jenseits des sonntäglichen Schönsprechs entscheidet sich genau hier die Zukunft des Landes.

Dazu noch eine Zahl: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gibt Deutschland für Bildung relativ wenig aus. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt der Durchschnitt der Ausgaben für Bildung der 30 Mitgliedstaaten bei 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland sind es lediglich 4,2 Prozent, weit weniger als beispielsweise in Frankreich (5,2 Prozent) oder Norwegen (6,7 Prozent). Irgendwann muss sich das Land entscheiden, was welchen Wert bekommt und damit dann auch wie das steuerlich abgebildet wird.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.