Die Tücken der Fernwärme

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Zum Artikel „Wärmewende löst Sorgen aus“ wird uns geschrieben:

Nach der Aufregung um die Wärmepumpenoffensive von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sollen nun die kommunale Wärmeplanung und der Ausbau der Fernwärmenetze den Unmut über die bevorstehende Wärmewende dämpfen. Damit wurde die Diskussion nur in die Kommunen verlagert. Viel hat der Bürger nicht gewonnen. Wärmenetze stehen nicht überall zur Verfügung und auch wenn ein Anschluss möglich wird, ist zur erfolgreichen Wärmewende eine energetische Sanierung der Gebäude nötig.

Auch die zweite Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung in Schwetzingen zeigt, wie schwierig das Unterfangen ist. Auf der einen Seite möchte ich lobend erwähnen, dass zwischenzeitlich einige Anregungen der Bürger in den Maßnahmenkatalog mit eingeflossen sind. Insbesondere, dass auch Alternativen zur Tiefengeothermie mit aufgenommen wurden.

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Auf der anderen Seite wird weiterhin mit „sehr ambitionierten“ Planwerten für den Wärmebedarf 2040 (Reduzierung um 60 Prozent) gerechnet. Ich würde gern nachvollziehen können, wie in einigen Wohngebieten – wie etwa im Kleinen Feld – die Reduzierung um rund 80 Prozent erreicht werden kann. Selbst im Schälzig soll in den kommenden 17 Jahren eine Reduzierung des Wärmebedarfs um rund 50 Prozent realisiert werden. Ist es aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sinnvoll und nachhaltig, die Häuser aus den 1990er und 2000er Jahren bereits energetisch zu sanieren? Oder wäre es nicht zielführender – auch vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit – die Gebäude mit den höchsten Energieverlusten und Verbräuchen gezielt anzugehen und die Sanierung von öffentlicher Seite zu unterstützen?

Andere Kommunen in Baden-Württemberg, zum Beispiel Heidelberg, gehen von einer Reduzierung des Wärmebedarfs bis 2040 von nur 16 Prozent aus. Allein dafür veranschlagt ihr kommunaler Wärmeplan Investitionen zur Sanierung von Gebäuden in den kommenden 17 Jahren von 1,7 Milliarden Euro (somit 100 Millionen Euro pro Jahr, also bei rund 20 000 Wohngebäuden durchschnittlich 85 000 Euro pro Gebäude). Selbst dies sind aus meiner Sicht sehr ambitionierte Ziele. Mit welchem Investitionsvolumen rechnet Schwetzingen, um eine Reduzierung des Wärmebedarfs um insgesamt 60 Prozent (oder im Einzelfall bis zu 80 Prozent) zu erreichen?

Auch die Frage nach den Kosten der Fernwärme ist gerechtfertigt. Dies allein auf den Netzausbau zu beschränken, ist zu kurz gesprungen. Wollen wir ein effizientes Fernwärmenetz und damit eine Reduzierung des Wärmebedarfs erreichen, sind auch Investition ins Bestandsnetz erforderlich. Die Netzverluste von Schwetzingen mit 14 518 MWh beziehungsweise 18,6 Prozent liegen deutlich über den Netzverlusten des gesamten MVV-Netzes mit 9,9 Prozent. Die Vorlauftemperatur von bis zu 120 Grad Celsius ist meines Erachtens nicht für alle Wohngebiete erforderlich und die Hausanlagen sollten effizienter ausgelegt werden.

Dann könnte mit geringeren Rücklauftemperaturen gearbeitet werden und erneuerbare Energien wären effizienter einzusetzen. Somit kommen auch hierfür auf die Stadtwerke und die Bürger mit Fernwärmeversorgung Investitionen zu. Dies ist aber gut investiertes Geld, da es nachhaltig den Wärmebedarf reduziert.

Ich bin zuversichtlich mit realistischen Planungsannahmen in der kommunalen Wärmeplanung eine erfolgreiche Wärmewende zu erreichen – insbesondere dann, wenn am Ende jeder bereit ist etwas dazu beizutragen. Am Montag war ich etwas enttäuscht über die geringe Anzahl interessierter Bürger! Um mit den Worten von Matthias Steffan zu schließen: „Sicher ist, dass Nichtstun am Ende noch teurer wird“.

Frank Pschihoda, Schwetzingen