Josefshaus

Wärmewende löst Sorgen bei Schwetzinger Bürgern aus

Bei der zweiten Bürgerinformationsveranstaltung gibt es auch kritische Stimmen hinsichtlich der Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Stadt Schwetzingen plant eine nachhaltige Wärmeversorgung bis 2040. Bürger äußern Bedenken zu Kosten und Unsicherheiten.

Von 
Stefan Kern
Lesedauer: 
Nicole und Bernhard Carl (v. l. , Bürgermeister Matthias Steffan und Roland Walter diskutieren an der Stellwand. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Es war die zweite Bürgerinformationsveranstaltung im Zuge der kommunalen Wärmeplanung. Eine Planung, mit der Schwetzingen zeigen will, wie die Wärmeversorgung klimaschonend sichergestellt werden kann. Im Zentrum dabei stand der Ausbau der Fernwärmeversorgung, die dezentrale Wärmegewinnung mittels Wärmepumpe und Gasheizungen, die mit mindestens 65 Prozent Biomethan betrieben werden können. Ziel, so Alexander Fucker (Bild) von MVV Regioplan, sei die Klimaneutralität Schwetzingens bis 2040.

Und auch wenn es eine anspruchsvolle Herausforderung sei, sei sie, sagt der Mann, zu schaffen. Eine Überzeugung, die im Josefshaus nicht alle teilten. Auf dem Papier, so nicht wenige der rund 50 dort versammelten Bürger, sehe das ja ganz gut aus, aber in der wirklichen Welt stünden dem Vorhaben doch zahlreiche Stolpersteine im Weg. Kosten seien unklar und auch die Förderung seit dem Karlsruher Urteil noch unklarer. Die Planungsumgebung, das räumte auch Bürgermeister Matthias Steffan ein, sei mindestens suboptimal. Sicher war für ihn nur, dass Nichtstun, am Ende noch teurer sei.

Wärmewende in Schwetzingen: Keine schlechte Ausgangslage

Bevor Fucker Details der Planung erläuterte, betonten Stadtentwickler Wolfgang Leberecht und der Bürgermeister, dass diese kommunale Wärmeplanung eine Planung sei, die nicht jedes Detail kläre. „Für jedes Haus kann hier nicht jede Frage beantwortet werden.“ Gerade auch vor dem Hintergrund des jüngsten Urteils des Bundesverfassungsgerichts, das etwaige Förderungen ja gerade in Zweifel zöge, fänden sich auf dem Weg der Wärmewende einige Unwägbarkeiten, die auch die Stadt nicht ausräumen könne. Trotzdem wolle man Schritt für Schritt vorangehen und möglichst transparent aufzeigen, wie die Wärmewende gelingen könnte.

Zu der Bürgerinfoveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung sind etwa 50 Interessierte gekommen. Viele Plätze im Josefshaus bleiben aber leer. Das ist mal ein Blick in den Saal. © Dorothea Lenhardt

Für Schwetzingen konstatierte Fucker keine ganz schlechte Ausgangslage. Immerhin verfüge die Stadt über ein Fernwärmenetz, das den Stadtwerken gehöre und damit in Eigenregie ausgebaut werden könne.

Aber natürlich, so erklärte später Martina Braun, Geschäftsführerin der Stadtwerke, „nur da, wo es sich wirtschaftlich darstellen lasse“. Ein Meter Fernwärmeausbau koste zwischen 1500 und 2000 Euro, ein Kilometer also zwischen 1,5 bis zwei Millionen Euro. Eine Investition, die sich nur lohne, wenn es genügend Abnehmer gebe.

Heißt: Gebiete mit Mehrfamilienhäusern und eher eng bebaut lohnten sich mehr als Gebiete, in denen auf eher großen Grundstücken wenige Einfamilienhäuser stünden. Hier seien, so der MVV-Mann, dezentrale Wärmepumpen, am besten noch gekoppelt mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, angezeigt. Eine Einschätzung, die im Saal auf nur wenig Verständnis stieß. Das sei eine unzulässige Ungleichbehandlung, war öfter zu hören.

Mehr zum Thema

Kommentar Wer soll das bezahlen?

Veröffentlicht
Kommentar von
Jürgen Gruler
Mehr erfahren
Im Interview

Schwetzingens Wärmeplan: Vision einer nachhaltigen Wärmeversorgung

Veröffentlicht
Von
Jürgen Gruler
Mehr erfahren
Geothermie

MVV-Vorstand im Interview: Ist Erdwärme in Schwetzingen ein Schatz?

Veröffentlicht
Von
Jürgen Gruler und Ralf Strauch
Mehr erfahren

Was bei all den Gesprächen im Josefshaus nicht zu hören war, war der originäre Grund für diese Bemühungen: Die Risiken des Nichtstuns im Kontext des Klimawandels blieben weitgehend unbeleuchtet. Wärme-, Energie- und die Mobilitätswende finden ja nicht im luftleeren Raum statt, sondern im Kontext der zu erwarteten Schäden im Zuge des Klimawandels. Einzig Steffan verwies mit seiner Formulierung, Nichtstun werde auf alle Fälle teurer, auf den Zusammenhang.

Wärmewende in Schwetzingen: Langfristige Einsparungen

Wieder zurück in den Planungen betonte Fucker, dass es Potenziale gebe, die zumindest langfristig Einsparungen versprächen. Die Zeit billiger fossiler Energie ist in seinen Augen jedenfalls definitiv vorbei. Nicht umsonst würde auch die Fernwärme zunehmend „vergrünt“. Der bis dato dominierende Energieträger Kohle würde ersetzt durch Flusswärme, Geothermie, Biomasse und in der Spitzenlast wahrscheinlich auch durch Biomethan und Wasserstoff. Wasserstoff als grundlegender Faktor für die Wärmeversorgung ist für Fucker „schwer vorstellbar“. Wichtig seien natürlich auch energetische Sanierungen, die gerade im Wärmebereich zu deutlich sinkenden Verbräuchen führen würde. Wobei auch hier Zweifel geäußert wurden. Der Verdacht, so einige Bürger, hier würde mit Zahlen gerechnet, die kaum praxistauglich seien.

Natürlich, so Fucker, seien die Maßnahmen für diese Zahlen ambitioniert. Aber sie seien auch zu schaffen. Und ja, es sind Lasten, die zu tragen nicht immer leicht seien. Aber vor dem Hintergrund der massiven geopolitischen Umwälzungen und den drohenden Klima- und Umweltschäden seien sie aus gesamtgesellschaftlicher Sicht vertretbar. „Wir müssen etwas tun“, so auch Steffan zum Ende der Veranstaltung hin.

Der Maßnahmenkatalog zur kommunalen Wärmeplanung ist noch bis Freitag, 8. Dezember, öffentlich einsehbar. Am Mittwoch, 24. Januar 2024, soll die kommunale Wärmeplanung bei einer öffentlichen Gemeinderatssitzung dann beschlossen werden.

Info: Infos unter www.schwetzingen.de/startseite/stadtentwicklung/waermeplanung

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke