Neulußheim. Ein junges Brautpaar, ein geiziges Elternpaar und eine versnobte Brautmutter. Dazu ein trinkfreudiger Standesbeamter und ein übermotivierter Weddingplaner, gewürzt mit einer Karmabeschwörerin und einer Operndiva. Das hört sich nach Chaos an? Ja, das war es auch.
Die Komödie „Die Hochzeitsverplaner“, nach dreijähriger Pause von den „Iwwerzwerchen“ auf die Bühne gebracht, hatte alles, was solch ein Stück braucht, um das Publikum bei Laune zu halten. Die Besucher amüsierten sich auf jeden Fall an den fünf Abenden, an denen die „Iwwerzwerche“ auf der Bühne der Rolf-Heidemann-Halle in Neulußheim spielten.
Neuzugänge bei den „Iwwerzwerche“ begrüßt
Es gab reichlich Neuzugänge bei dem engagierten Theaterverein. Marianne Fritzmann (Köchin Herta Wuchtig), Silke Barthels als Braut Moni Reichenbach und Angela Edelmann als Brautmutter Elvira Reichenbach glänzten bei ihrer Premiere in den jeweiligen Rollen. Klaus Pelzl spielte sehr überzeugend und ambitioniert den Hochzeitsplaner Anton Fürzchen, auch als „Weddingplaner Antony“ gerne betitelt. Die geizigen Eltern des Bräutigams mimten unvergleichlich Siggi Günther und Werner Schattke. Therese Lamm, die Inhaberin vom Gasthaus „Zum sanften Lamm“ wurde großartig von Martina Hahn dargeboten.
Dem Bräutigam Klaus Semmelwein gab Lukas Birk seinen Charakter und Gabi Kassel glänzte gleich in einer Doppelrolle. Einmal als Margarischi Mahesch Yogi, die für das gute Karma sorgen sollte und später im Stück als Operndiva Clementine Brüll. Beide Rollen brachte sie sehr überzeugend auf die Bühne, eine echte Leistung. Letztendlich war da noch der pensionierte Standesbeamte und Onkel des Bräutigams Gottfried, der unvergleichlich von Steffen Gollinger gespielt wurde. Regisseur Johannes Lake brachte das vorgeschriebene Chaos in drei Akte und Marion Örther hatte als Souffleuse nicht allzu viel zu tun.
Die Komödie von Beate Irmisch hatte Folgendes zum Inhalt. Nach drei Jahren wilder Ehe wollen sich Klaus und Moni in einer romantischen Kapelle in Bayern das Jawort geben. Moni war oft dort mit ihrem verstorbenen Vater in Urlaub und liebte sowohl das „Sanfte Lamm“ wie auch die dörfliche Gegend. Deshalb soll eine kleine Familienfeier bei Wirtin Therese stattfinden, der örtliche Pastor soll die Trauung vornehmen.
„Iwwerzwerche“ in Neulußheim: Welten prallen aufeinander
Aber genau hier prallten zwei Welten aufeinander. Die von der Familie des Bräutigams, der übrigens „nur“ Dachdeckermeister ist, und die von Brautmutter Elvira, die ja als betuchte Witwe sich beim besten Willen so eine einfache Hochzeit für ihre Tochter auf keinen Fall vorstellen kann. Lisbeth und Egon Semmelwein, die Eltern des Bräutigams sind vor allem eins – geizig. Das allein reicht schon, um die hochtrabenden Pläne von Elvira Reichenbach in allen geplanten Einzelheiten abzulehnen. Sushi und Champagner – Blödsinn. Spießbraten und Bier tun es auch.
Nun hat die Brautmutter aber schon Weddingplaner Antony angeheuert. Der sieht sich fast außerstande, in diesem gewöhnlichen Gasthof eine High-Society-Party aufzuziehen. Da muss er alle Register ziehen und erst einmal für das Yin und Yang sorgen. Dafür war Margarischi Mahesch Yogi da, die mit Gong und Rasseln „bewaffnet“ fürs gute Karma sorgte.
Onkel Gottfried, der Bruder von Lisbeth Semmelwein, ist pensionierter Standesbeamter. Wozu einen Pastor bezahlen, wenn der Onkel das auch hinbekommt. Gottfried fühlte sich etwas übergangen in der ganzen Szenerie und sprach dem Schnaps kräftig zu, was für die ein oder andere komische Szene im Stück sorgte. Dass auch ein Cateringservice engagiert worden ist, das passte weder Wirtin Therese noch der Köchin Herta in den Kram. Diese wiederum fand Gottfried gar nicht so verkehrt und nach einem Abend mit viel Alkohol erschien Gottfried am Morgen in einem rotseidenen Babydoll, was seinen Schwager mehr als verwunderte. Die beiden Mütter hatten zu allem Elend das gleiche Kleid gekauft. Das gab natürlich auch noch Zoff und in dem ganzen Hin und Her planten die Eltern die Hochzeit völlig am Brautpaar vorbei.
Diese waren letztlich so zerstritten, dass die Hochzeit abgesagt werden musste. Der Streit war allerdings nur ein Vorwand, um die völlig durchgedrehten Eltern zur Vernunft zu bringen. Als die von Antony engagierte Operndiva Clementine Brüll noch auftauchte, war das Chaos perfekt. Absagen oder feiern – das war letztlich die Frage. Wirtin Therese steckte mit dem Brautpaar unter einer Decke und als die jungen Leute nach einem Tag wieder auftauchten, hatten die Eltern eingesehen, dass weder Geiz noch High-Society gefragt waren. Onkel Gottfried regelte das mit der Trauung und am Ende waren alle wieder glücklich.
Die „Iwwerzwerche“ sorgten mit ihrem engagierten Spiel für viel gute Unterhaltung und wie Steffen Gollinger am Ende sagte: „Nach den drei Jahren Corona-Pause wissen wir wieder, wofür wir das machen.“ Es gab viel Applaus und sicherlich dürfen sich die Hobbyschauspieler in der nächsten Saison wieder auf ein gut gelauntes Publikum freuen.
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