Altlußheim. Woher kommt das Brot und wachsen Karotten im Supermarkt? Fragen, die für viele Menschen in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach zu beantworten sind. Ganz zu schweigen von der vielfach gehegten Vermutung, insbesondere bei Kindern, Kühe seien lila. Wer könnte Wissen über Lebensmittel besser vermitteln, als der Erzeuger, sprich der Landwirt, der Getreide und Karotten und vieles mehr anbietet. Weshalb das Land Baden-Württemberg das Projekt „Lernort Bauernhof“ aus der Taufe hob, das in der Region vom Forum Ernährung des Landratsamts des Rhein-Neckar-Kreises betreut wird.
Anja Rose, die Ehefrau von Landwirt Michael Brand, ist von dem „Lernort Bauernhof“ begeistert und freut sich, dass ihr Hof nun zu den zertifizierten Betrieben gehört, die mit einem Schild daraufhinweisen dürfen, dass sie bestens geeignet sind, das Wissen um Lebensmittel zu vermitteln.
Die studierte Landwirtin und Redakteurin bei einer landwirtschaftlichen Publikation ist die Thematik schon von Berufs wegen vertraut, als zweifache Mutter weiß sie obendrein um die Wichtigkeit, den nachfolgenden Generationen das Wissen um die Erzeugung von Lebensmitteln zu vermitteln. Weshalb sie sich im vergangenen Jahr entschloss, die entsprechenden Fortbildungen zu besuchen, die für die Zertifizierung notwendig sind. Unter anderem wurden dabei Kenntnisse in Pädagogik und Hygiene vermittelt.
Inzwischen gehören 900 Hennen zum Betrieb in Altlußheim
Nun hängt das Schild, der Betrieb, der vielen Menschen durch seine zwei Alpakas, die die Hühner bewachen, vom Sehen bekannt ist, darf sich als Lernort öffnen. Der Betrieb in Altlußheim ist auf den Anbau von Getreide und Sonderkulturen spezialisiert. 2018 stieg die Familie in die mobile Legehennenhaltung ein. Inzwischen gehören 900 Hennen zum Betrieb. Die hofeigenen Produkte sowie eine Auswahl an Obst, Gemüse, Honig, Aufstrichen und Eingekochtem vermarktet die Familie unter anderem über ihren Hofladen.
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“ Diesen Spruch von Konfuzius hat sich Rose als Richtschnur genommen, beschreibt er doch genau ihr Handeln. Die Kinder, die den Lernort besuchen, können Landwirtschaft im wahrsten Sinne mit „Händen greifen“, dürfen die Ställe von Hühnern, Ziegen und Alpakas besuchen, das Futter untersuchen und die Tiere kennenlernen. Und bei verschiedenen Aktionen können sie vieles über Getreide, Mehl und Brot sowie den Möhrenanbau erfahren.
Als „Lernort Bauernhof“ öffnet der Betrieb seine Tore für Kinder ab sechs Jahren. Willkommen sind Schulklassen von der ersten bis zur vierten Klasse, Vorschulkinder oder Gruppen. Wobei, betont Rose, das Projekt „Lernort Bauernhof“ förderfähig ist. Besuche von Schulklassen und von Gruppen ab zehn Kindern über sechs Jahren – Vereine, Jugendgruppen oder Vorschulklassen – können gefördert werden.
„Die Kleine Farm“ vermittelt Kindern die Facetten der Natur und Landwirtschaft
Das Projekt „Lernort Bauernhof“ ist ein Baustein in dem Ansinnen von Anja Rose und ihrem Mann Michael Brand Kindern die Bereiche Natur und Landwirtschaft zu vermitteln. Darüber hinaus hat Rose ein umfangreiches Ferien- und Jahreszeitenprogramm entwickelt, bei dem die Thematik noch vertieft wird.
Was sich eigentlich zu streng anhört, vielmehr geht es darum, dass die Kinder Landwirtschaft im Jahreszyklus erfahren können. Von der Aussaat über die Pflege bis hin zur Ernte und Verarbeitung der Projekte können Gemüse und Früchte erlebt werden. Auch die Tiere ändern sich mit den Jahreszeiten, haben mal mehr Federn oder Wolle, mal weniger.
Dies alles will Anja Rose in zwei Kursen vermitteln, die jeweils aus zehn Terminen bestehen. Dazu kommt ein jahreszeitliches Spiel- und Bastelangebot, im Herbst werden Kürbisse entdeckt, im Winter wird Weihnachtswichtelgeschichten gelauscht und das Jahr über wird mit Naturmaterialien gebastelt.
Herzstück dieses Angebots ist die „Kleine Farm“, ein Bauwagen, der als Unterschlupf bei schlechtem Wetter dient und quasi ein rollendes Klassenzimmer ist. Doch der Aufenthalt in dem anheimelnden Wagen, der mit zahlreiche natürlichen Spielideen bestückt ist – von Getreidemühlen über Bastelvorlagen, beispielsweise einen Alpaka-Umriss mit Vlies zu bedecken – und viele landwirtschaftliche Bücher bereithält, die den Kinder Natur unterhaltsam nahebringen – soll die Ausnahme sein. Rose ist es lieber, wenn sie draußen sind, die Nase im Wind und die Finger voller Erde.
Und da gibt es auf einem Bauernhof viel zu tun. Für die und mit den Kindern sollen Beete angelegt werden, der Stall ist auszumisten, Getreide zu säen und die Tiere müssen gefüttert werden. Wobei, weiß Rose zu berichten, die Alpakas stets das Highlight sind. Aber auch die Hasen bekommen ihre Streicheleinheiten.
Neben den Kursangeboten gibt es auch Einzeltermine, beispielsweise für Kindergeburtstage oder kleine Gruppen, die einmal für einen Tag ins Leben auf einem Bauernhof hineinschnuppern wollen. Und es gibt Programme für die Ferien, an denen die Kinder mit der Natur in Berührung kommen können.
Das ganz Angebot aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, zumal viele der Kurse und Tagesangebote schnell ausgebucht sind, sodass viel Bewegung im Belegungsplan ist. Einen guten Überblick gibt es auf der Homepage des Betriebs, wo die Angebote gebucht werden können.
Info: Infos unter www.michaels-scheunenladen.de
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