Zweckverband Lußheim - Trotz der Corona-Pandemie eine gute Saison verzeichnet / Fast 95 000 Badegäste gezählt / Diskussion um Online-Tickets

Fast 95 000 Badegäste besuchen Altlußheimer Blausee

Von 
Andreas Wühler
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Alt-/Neulußheim. Wider alle Erwartungen habe das Wirtschaftsjahr des Zweckverbandes Lußheim besser abgeschlossen als erwartet, stellte Bürgermeister Gunther Hoffmann zu Beginn der Frühjahrssitzung des Verbandes fest. Da der Hauptzweck des Verbandes der Betrieb der Freizeitanlage Blausee ist und die Vorzeichen vor der vergangenen Badesaison alle dank Corona auf Rot standen, eine bemerkenswerte Aussage.

Stichwort Corona: Eigentlich hätte Verbandsvorsitzender Bürgermeister Uwe Grempels die Sitzung leiten sollen, doch er befindet sich in häuslicher Quarantäne, sodass sein Stellvertreter übernahm. Im Mittelpunkt der Sitzung stand nicht nur der Rückblick auf die vergangene Badesaison, dies anhand der Zahlen der zu beschließenden Jahresrechnung 2020, sondern auch die kommende Saison am Blausee, die wohl erneut unter dem Vorzeichen der Pandemie stehen wird und in deren Organisation die Lehren aus dem Vorjahr einfließen sollen.

Lang stand im vergangenen Jahr nicht fest, ob die Badesaison starten könne und wenn ja, wann. Entsprechend vorsichtig wurde beim Verband kalkuliert. Verbandsrechner Andreas Emmerich kalkulierte mit einer Betriebskostenumlage pro Gemeinde von je 80 000 Euro, in der Jahresrechnung reduziert sich der Betrag auf 50 000 Euro.

Werktags mehr Besucher gezählt

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Mit ausschlaggebend für das gute Ergebnis war die hohe Zahl der Besucher, mit der zu Beginn der verkürzten Badesaison nicht zu rechnen war. Knapp 95 000 Besucher wurde am Ende der von Juni bis September zählenden Öffnungszeit gezählt – im langjährigen Vergleich zählt alles über 100 000 als Rekord, liegt das Mittel zwischen 60 000 und 80 000 Besuchern in der Saison.

Kein Wunder, wenn Hoffmann im Rückblick von einem „tollen Jahr“ sprach. Zwar seien die Besucherzahlen an den Wochenenden nicht über dem Schnitt gelegen, dafür seien unter der Woche deutlich mehr Badegäste gezählt worden. Nicht ohne Grund – in der Region blieben die Bäder geschlossen und die Besucher strömten zum Blausee.

Da die beiden anderen Einrichtungen, für die der Zweckverband verantwortlich ist – die Abwasseranlage und der Häckselplatz – mit ihren Zahlen im Rahmen der Ansätze blieben, „eine Punktlandung“, wie Hoffmann anmerkte, konnte hinter die Jahresrechnung 2020 ein Punkt gemacht werden. Lediglich die Entwicklung des Häckselplatzes sollte man im Auge behalten, fügte Hoffmann hinzu, man müsse abwarten wie sich die Situation nach der Schließung der Kompostanlage Wagner in Hockenheim entwickle. Doch sei man dort auf der Suche nach einem Ersatz.

Zurück zur Freizeitanlage Blausee. Deren Öffnung unter den Vorzeichen der Pandemie zeichnet sich auch für die kommende Saison ab, weshalb die Verbandsversammlung zu entscheiden hatte, ob der Zugang künftig über die Einführung von Online-Tickets geregelt werden soll.

Lange Schlangen im Eingangsbereich zum See hatten im vergangenen Jahr zur Diskussion geführt, ob sich diese durch die Einführung von Online-Tickets vermeiden ließen. Die Erörterung war im Herbst im Anschluss an die Badesaison eröffnet worden und wurde nun final fortgeführt.

Wobei, hatte Emmerich schon im Herbst angemerkt, und betonte Hoffmann nun erneut – die Einführung von Online-Tickets beziehe sich nur auf die Corona-Situation. Zu „normalen Zeiten“ seien Online-Tickets zum einen problemlos, zum anderen stelle sich die Frage nach deren Sinnhaftigkeit.

Unter Corona-Bedingungen ergeben sich hingegen einige Komplikationen, die von zwei Eckpunkten bestimmt werden: Gelten die Pandemiebestimmungen, dürfen sich maximal 2000 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. Und egal wie die Tickets verkauft werden – an den Jahreskarten will der Verband auf jeden Fall festhalten. Deren Zahl, merkte Emmerich später an, belaufe sich pro Saison auf über 2000.

An Jahreskarten wird festgehalten

Noch eine andere Zahl: Der besucherstärkste Tag in der vergangenen Saison war der dritte Sonntag im August, der 16., mit gezählten 3062 Badegästen. Woraus sich ableiten lässt, dass die Obergrenze von 2000 Gästen gleichzeitig im Bad stets anhand der Einlass- und Ausgangszählungen gesteuert wird: Ist die Obergrenze erreicht, darf man nur ins Bad, wenn ein anderer Gast es verlässt.

Für Bäderleiter Roger Erb und sein Team ein Jonglieren mit mehreren Unbekannten: Die Zahl der Jahreskarten ist stets im Hinterkopf und als Kontingent in der Hinterhand zu behalten, die Zahl der zu verkaufenden Tickets mit dem Zählwerk der Ein- und Auslasskontrolle zu vergleichen.

Mit der Einführung eines Online-Tickets wären die Probleme aus der Welt: Einlasskarten gibt es nur im Internet, wenn das Kontingent aufgebraucht ist, blinkt das Symbol ausverkauft. Folglich kommen an den See nur Menschen, die entweder eine Jahreskarte haben oder ein Online-Ticket. Die Schlangen vor dem Kassenhäuschen bilden sich erst gar nicht. In der Theorie. Denn es werden immer Menschen mit dem Smartphone in der Hand anstehen und hoffen, sich zeitnah einbuchen zu können. Und es wird Dauerkartenbesitzer geben, die vor den Toren warten, bis sie eingelassen werden.

Egal wie man sich entscheide, so Hoffmann, jedes System habe seine Vor- und Nachteile. Beim Online-Ticket beispielsweise muss sich der Käufer vorab registrieren, das Ausfüllen der Erhebungsbogen vor Ort entfällt. Zugleich werde sich der Besucherstrom verteilen, da die Tickets den ganzen Tag gelten. Im Gegenzug werde es keinen Verkauf von Einzeltickets geben, keine Zehnerkarten, und damit keine Ermäßigungen, da der Kartenverkauf vor Ort zur Schlangenbildung führt.

Tickets nur online zu verkaufen benachteilige ältere Menschen, war im Verlauf der Diskussion zu hören, da diese oftmals nicht über die technischen Voraussetzungen verfügten. Denn die Tickets müssen auch online mit entsprechenden Systemen bezahlt werden. Obendrein würden sie um Mitternacht freigeschaltet und seien bei schönem Wetter höchstwahrscheinlich zehn Minuten später vergriffen – keine seniorenfreundliche Zeit. Im Gegenzug wurde angemerkt, dass die meisten Senioren Dauerkartenbesitzer seien.

Von „hanebüchenen Zuständen“ sprach der Altlußheimer Gemeinderat Dr. Holger O. Porath (Grüne) angesichts der abstandslosen Schlangen vor dem Kassenhäuschen in der vergangenen Saison. „Wir wollen keinen Blausee-Hotspot“, forderte er Konsequenzen und die Einführung des kontaktlosen Online-Tickets. Zumal, merkte er an, es kein Problem sei, zum Kassenhäuschen zurückzukehren, bewähre sich der Online-Verkauf nicht. Auf jeden Fall solle man einen Versuch starten, „wir wollen keine tausende von Menschen vor dem Tor“.

Ohne Internet im Nachteil

Gemeinderätin Monika Schroth (Grüne) aus Neulußheim hielt dagegen, dass auch der Kartenverkauf vor Ort mit den EC-Automaten kontaktlos geregelt werden könne. Mittlerweile seien die Menschen an Corona gewöhnt, hätten sie daraus gelernt und würden Abstände eingehalten. Ihr Neulußheimer Ratskollege Sven Nitsche (FWV) ist gleichfalls kein Freund des Online-Tickets und regte an, das Kontingent zu dritteln, einen Teil für den Verkauf vor Ort zu reservieren. Ansonsten, so sein Einwand, würden nicht nur die 10er-Karten, sondern auch die Ermäßigungen wegfallen.

Dem hielt Emmerich entgegen, dass in ähnlichen Einrichtungen, die von ihm angefragt wurden und die sich für Online-Tickets entschieden hätten, nicht nur der Verkauf von Einzeltickets vor Ort unterlassen wurden, sondern auch der von Jahreskarten. Ähnlich äußerte sich Kay Schweikert (CDU). Wenn, dann dürfe es nur einen Online-Verkauf von Tickets geben, hielt der Altlußheimer fest. Hingegen solle man an den Jahreskarten festhalten, weshalb er sich unterm Strich gegen das Online-Ticket aussprach.

Die Gemeinderäte Friedbert Blaschke (FWV) und Charlotte Jung-Cron (SPD) aus Altlußheim waren skeptisch, ob das neue System den Senioren gerecht werde, doch gab bei Blaschke den Ausschlag, dass dem bargeldlosen Bezahlen die Zukunft gehöre.

Die Vor- und Nachteile beider Systeme hielten sich die Waage und ähnlich fiel die Abstimmung aus, sodass der Antrag auf Einführung eines Online-Ticketverkaufs bei Stimmengleichheit abgelehnt wurde.

Es bleibt also bei den Jahreskarten und dem Verkauf von Einzeltickets vor Ort – und dies bargeldlos, schon im Herbst wurde die Anschaffung von zwei EC-Terminals beschlossen. Festgehalten wird auch am zentralen Verkaufstag für die Jahreskarten. Er ist für den Mai geplant.

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