Altlußheim. Alle Eltern, die ihre Kinder vor und nach dem Unterricht an der Albert-Schweitzer-Grundschule betreuen lassen möchten, müssen dafür vom 1. September an tiefer in den Geldbeutel greifen. Zu diesem Stichtag werden die Gebühren für die verschiedenen Angebote der Schulkindbetreuung „Tintenkleckser“ um 13,71 Prozent steigen. Das hat der Altlußheimer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung entschieden. Dabei hat er allerdings die Gebühren für die Ferienbetreuung ausgeklammert, die zuerst noch einmal beraten werden sollen.
Grund hierfür ist das Defizit der Kommune für diese Leistung, das seit der letzten Gebührenanpassung vor drei Jahren um eben diesen Prozentsatz gewachsen ist. Oder in Geldbeträgen ausgedrückt: Es hat sich von 300.000 Euro im Jahr 2022 auf nunmehr 341.000 Euro erhöht. Hierbei handelt es sich um den Teil der Gesamtkosten von 551.000 Euro, den die Gemeinde übernimmt. Auf Ertragsseite stehen dem lediglich die Elternbeiträge in Höhe von 172.000 Euro sowie 38.000 Euro an Zuschüssen von Bund und Land gegenüber.
Die Ausgaben fallen für die Betreuung von rund 150 Kindern in der Kernzeitbetreuung durch elf Betreuerinnen, zwei Küchenhilfen und den Einsatz zweier Bundesfreiwilliger an. Darüber hinaus werden laut Verwaltung 55 Kinder an 39 Ferientagen betreut und jährlich rund 17.000 Mittagessen serviert. Darüber hinaus seien die verschiedenen Angebote in den zurückliegenden Jahren auf Wunsch der Eltern möglichst flexibel gestaltet worden.
Bürgermeister Uwe Grempels erinnerte daran, dass es ab dem kommenden Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Schulkindbetreuung geben wird. Diese Plätze hätten in Altlußheim schon immer eine hohe Priorität genossen. „Mit der Fertigstellung des Anbaus werden auch den Andrang in diesem Jahr bewältigen“, erklärte er. Zurzeit stünden etwa zehn Kinder auf der Warteliste, die spätestens dann ebenfalls einen Platz bekämen.
„Mit dem Anbau und der Errichtung einer Mensa werden wir Räumlichkeiten im alten Lehrerwohnhaus für die Betreuung zur Verfügung stellen“, kündigte der Rathauschef an. Ende September sollte der Anbau stehen. Trotzdem müssten die Gebühren angepasst werden. Hier schlage die Verwaltung vor, diese um durchschnittlich zehn Prozent zu erhöhen, ergänzte Kämmerer Nico Franek. Das sei moderat und würde 20.000 Euro von 41.000 decken, um die das Defizit gestiegen ist.
Nach Prognose der Verwaltung, wie sich die Kosten durch den kommenden Rechtsanspruch entwickeln werden, erkundigte sich Marco Veselka (CDU). Zumal der Deckungsgrad schon jetzt recht bescheiden ausfalle. Zudem interessierte ihn, ob der Anspruch auch dafür gelte, wenn jemand sein Kind zum Beispiel nur mittwochs betreuen lassen wolle und an den übrigen Wochentagen nicht.
Diese gute Frage vermochte der Bürgermeister nicht zu beantworten. Würden Betreuungsplätze benötigt, würden diese aber geschaffen, bekräftigte er und stellte klar: Mehr Flexibilität bei den Betreuungsmodellen bedeute eben auch einen höheren Aufwand und somit höhere Kosten. Aktuell schienen die Eltern mit der Betreuungssituation im Ort zufrieden zu sein.
Freie Wähler in Altlußheim fordern stärkere Erhöhung
Klaus Oettinger (FWV) hielt es nicht für ausreichend, die Gebühren wie vorgeschlagen um zehn Prozent zu erhöhen. „Wir fordern, die Kostensteigerung eins zu eins auf die Eltern umzulegen, also sie um 13,71 Prozent anzuheben.“ Für Christdemokrat Kay Schweikert war es vollkommen klar, dass diese angepasst werden müssen. Den Antrag der Freien Wähler könne seine Fraktion unterstützen. Er bemängelte, dass die Gebühren zuletzt vor drei Jahren neu kalkuliert wurden. Das solle künftig jährlich erfolgen, geschickterweise vor der Sitzung des Verwaltungsausschusses. So wäre der Anstieg nicht auf einen Schlag derart hoch.
„Wir alle wollen eine gesicherte und professionelle Betreuung und bieten diese auch an“, sagte Holger Porath (Grüne). Sie müsse allerdings auch finanziert werden. Aktuell seien die anfallenden Kosten durch die Gebühren nur zu 30 Prozent gedeckt. Nach drei Jahren Preisstabilität erscheine seiner Fraktion angesichts der gestiegenen Kosten eine Anpassung ebenfalls unumgänglich. Die Grünen bevorzugten jedoch die von der Verwaltung vorgeschlagenen zehn Prozent.
Die Betreuung der Grundschüler sei ein unverzichtbarer Beitrag für die Eltern, um Beruf und Kindererziehung zu vereinbaren, erklärte Dieter Hofstätter (SPD). Das Land lasse Familien und Kommune bei dieser wichtigen Aufgabe wieder einmal weitgehend alleine, bezuschusse nur acht Prozent der Gesamtkosten. „Hätten wir hier eine Ganztagsgrundschule, würde es sämtliche Kosten übernehmen. Diese finanzielle Ungleichbehandlung von Ganztagsschule und Ganztagsbetreuung ist zutiefst ungerecht und muss beseitigt werden“, kritisierte er.
Seine Fraktion fordere die Landesregierung daher auf, auch bei der Nachmittagsbetreuung bis 16 Uhr die Kosten vollständig zu bezahlen. Solange das allerdings nicht geschehe, könne die Gemeinde nicht darauf verzichten, von den Eltern einen Kostenbeitrag zu verlangen und diesen bisweilen anzupassen.
Letztlich folgte die Ratsmehrheit mit 8:7-Stimmen dem FWV-Antrag, die Gebühren um 13,71 Prozent anzuheben.
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