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Kampf gegen die Einsamkeit in Altlußheim: Expertenrunde sucht Antworten

Landtagspolitiker und Experten diskutieren Maßnahmen gegen Einsamkeit in der Gesellschaft, die durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde, und betonen die Bedeutung von qualitativen sozialen Kontakten.

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Pressemitteilung
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Sprechen bei der gut besuchten Podiumsdiskussion zum Thema „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ im Museum Autovision: Altlußheims ehemalige Pfarrerin und jetzige Vor-standsvorsitzende der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim Esther Kraus (v. l.), Initiator SPD-Landtagsabgeordneter Daniel Born, Ursula Fohl vom Deutschen Kinderschutzbund Mannheim, Initiator von „Keiner bleibt allein“ Christian Fein und der Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Integration im Landtag Florian Wahl. © Wolfgang Gans Altlussheim

Altlußheim. „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ – unter diesem Titel haben Landtagsvizepräsident Daniel Born (SPD) und Florian Wahl, Landtagsabgeordneter der SPD und Vorsitzender des Sozialausschusses, zum Gespräch mit Experten eingeladen. Pfarrerin Esther Kraus, Ursula Pfohl vom Deutschen Kinderschutzbund in Mannheim und Christian Fein von der Initiative „Keiner bleibt allein“ sprachen über ihre Organisationen, Initiativen und Strategien, um gegen soziale Vereinsamung vorzugehen.

Zwischen fünf und zehn Prozent der deutschen Bevölkerung empfinden anhaltende Einsamkeit, fast 30 Prozent fühlen sich immer wieder einsam. „Das ist keine Kleinigkeit mehr, das ist ein Massenphänomen“, so Florian Wahl. Die Corona-Pandemie habe insbesondere bei jüngeren Menschen zu einem starken Anstieg des Gefühls von Einsamkeit und Isolation geführt – wiederum ein Katalysator für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.

Maßnahmen gegen soziale Einsamkeit und Isolation

In einer sehr angeregten und informativen Diskussion besprachen die Experten und Politiker vor rund 50 interessierten Bürgern mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit in der Gesellschaft. So betonte SPD-Landtagsvizepräsident Born die Ziele der SPD-Fraktion, die zahlreiche Maßnahmen gegen Einsamkeit und soziale Isolation anvisiert. Dazu gehörten eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sowie der Ausbau von Präventions- und Behandlungsangeboten.

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Florian Wahl sprach mögliche Gründe abseits der Pandemie an, die zu den steigenden Einsamkeitsempfindungen führen, wie beispielsweise die Veränderungen der familiären Situation. Während vor 50 Jahren noch drei Generationen unter einem Dach lebten und sich umeinander kümmerten, seien heute viele Familien quer über die Republik verstreut. Auch die zunehmende Digitalisierung habe ihre Nachteile: Online-Shopping, Homeoffice und das Bestellen von Lebensmitteln via App reduzierten die Notwendigkeit, die eigene Wohnung zu verlassen.

„Wir erleben, obwohl wir ständig die Möglichkeit zur Kommunikation über soziale Netzwerke haben, dass Menschen trotzdem immer häufiger ungewollt alleine sind – und da fängt Einsamkeit an“, so Wahl, denn nicht die Quantität, sondern die Qualität der sozialen Kontakte sei entscheidend, ob sich jemand einsam fühle oder nicht.

Initiator der Veranstaltung Daniel Born MdL (links) und Florian Wahl MdL in einer Diskussion zum vorausgegangenen Fachvortrag von Florian Wahl © Wolfgang Gans Altlussheim

Einsamkeit in der Gesellschaft: Probleme schon bei Jugendlichen

Dem stimmte auch Christian Fein, Gründer von „Keiner bleibt allein“, zu. Seine Initiative vermittelt unter anderem Gesellschaft für alleinstehende Personen während der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage. Mittlerweile sei sie zu einer ganzjährigen Informationsplattform für Jung und Alt herangewachsen. Er sieht vor allem junge Menschen in Lebensumbruchsituationen in Gefahr, sozial zu vereinsamen.

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Viele junge Menschen, vor allem Kinder und Heranwachsende, haben immer häufiger niemanden, der mit ihnen spricht und mit dem sie sich im Gespräch üben können, berichtete Ursula Pfohl, die auch als Beraterin beim Kinder-und Jugendtelefon tätig ist. Den Anrufern gehe es vor allem um Schulprobleme, Streit mit Eltern und Freunden, Fragen zu Internet, Sucht oder sexualisierter Gewalt und zunehmend auch um psychosoziale Probleme wie Ängste und Zwänge. Sie suchten beim Telefonat vor allem jemanden, der ihnen zuhöre und mit dem sie konkret über potenzielle Lösungen sprechen könnten.

Gesprächsbedarf und Unterstützung älterer Menschen

Den Wunsch mit jemanden zu sprechen, nicht alleine zu sein, damit ist auch Pfarrerin Esther Kraus konfrontiert. Sie hält den Vorstandsvorsitz der kirchlichen Sozialstation Hockenheim inne, die sich primär um die ältere Generation kümmert. Viele Menschen vereinsamen nach dem Tod des geliebten Partners. Krankenpflege, die Nachbarschaftshilfe und ähnliche Initiativen helfen da, um der sozialen Vereinsamung ein Stück weit entgegenzutreten.

Nach dem informativen Einblick wurden den Zuhörern ermöglicht, Fragen zu stellen und in die Diskussion mit den Podiumsgästen zu treten. In einem fruchtbaren und angeregten Austausch wurde über den steigenden Therapiebedarf sowie den Mangel an Therapieplätzen diskutiert und die Rolle von Generationencafés und Begegnungsstätten ebenso beleuchtet wie der steigende Bedarf, Jugendlichen aus der Isolation herauszuhelfen. 

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