Oberhausen-Rheinhausen. Spazieren gehen am Rhein hat für die Lehrs seit einiger Zeit einen ganz neuen Stellenwert im Tagesablauf. Statt wie bisher gelegentlich bei schönem Wetter ist die Familie mittlerweile mehrmals täglich am Ufer des Flusses in Oberhausen-Rheinhausen unterwegs. „Mit ,Smilla’ müssen wir halt jeden Tag häufiger raus – und das bei auch bei Sturm und Regen“, sagt Daniela Lehr und fügt an: „Das empfinden wir als große Bereicherung.“
Seit die Lehrs die fast zwei Jahre alte Golden-Retriever-Hündin Anfang August in ihrem Zuhause aufgenommen haben, ist für sie nichts mehr wie zuvor. „,Smilla’ tut uns allen gut. Vor allem aber Maximilian.“
Gendefekt gibt es weltweit nur zwölf Mal
Der neun Jahre alte Junge ist seit seiner Geburt zu 100 Prozent schwerstbehindert. Maximilian leidet an einem Gendefekt, den weltweit nur zwölf Menschen haben. Die Krankheit bringt eine starke Muskelschwäche mit sich, weswegen er voll pflegebedürftig ist. Auch eine kurze Lebenserwartung wurde von den Ärzten diagnostiziert. Aber „Maxi“ erweist sich als Kämpfer.
Mutter Daniela, die als gelernte Krankenschwester im Onlinemarketing im Gesundheitsbereich tätig ist und Vater Markus, der in Speyer für einen Farbengroßhandel arbeitet, geben ihrem Sohn nicht nur ganz viel Liebe und Zuneigung. Sie tun auch alles dafür, dass es ihrem Sohn gut geht. „Wir fördern ihn, so gut es geht.“ Zu seiner positiven Entwicklung trägt zum Beispiel die Ludwig-Gutmann-Schule in Kronau einiges bei. In der Einrichtung für Körperbehinderte wird Maximilian seit Jahren optimal unterstützt.
Spendeninitiative für Ausbildung
Auch für daheim wollten die Lehrs nichts unversucht lassen, um Maximilians Leben weiter zu stabilisieren. Und so starteten sie vor gut einem Jahr eine Spendeninitiative, die es ihnen am Ende ermöglichten, einen Therapiehund für Maximilian auszubilden und nach Hause zu holen. „Dass das geklappt hat, ist so unglaublich schön. Wir sind allen, die mitgeholfen und gespendet haben, unendlich dankbar“, sagt Lehr.
Rund 35 000 Euro kostete „Smillas“ Ausbildung in Cammin bei Rostock, dort hat der renommierte Verein „Rehahunde Deutschland“ seinen Sitz. Gründerin Astrid Ledwina hat für ihre Verdienste rund um die Ausbildung der Therapiehunde bereits das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.
„Wir haben uns seit der Entscheidung für ,Smilla’ immer bestens betreut gefühlt“, sagt Lehr und erzählt mit großer Begeisterung von den Annäherungstagen mit „Smilla“ an der Ostsee. Gemeinsam mit Maximilians fünf Jahre alter Schwester Marie verbrachten die Lehrs zwei tolle Wochen in einem Ferienhaus in Marlow. „,Smilla’ war die ganze Zeit bei uns und hat sich sofort wohlgefühlt“, sagt Lehr.
Trainerin Julia Wurmsee schaute regelmäßig vorbei, gab Tipps für den Umgang und übte gemeinsam mit der Familie die Alltagskommandos. „Das klappt alles super“, sagt Lehr und hebt hervor, dass „Smilla“ sehr gut neben dem Rollstuhl läuft.
Bindung vom ersten Moment an
Zu Maximilian hatte „Smilla“ vom ersten Moment an eine besondere Bindung. „Sie beruhigt ihn schon durch ihre bloße Anwesenheit“, sagt Lehr und erzählt von Situationen, in der ihr Sohn besonders aufgeregt und unruhig ist. „Dann kommt ,Smilla’ und legt ihren Kopf in Maxis Schoß. Das beruhigt ihn sofort.“ Manchmal legt er sich auch einfach auf sie, mit der gleichen Wirkung. „Sie lässt das alles gerne mit sich machen“, sagt Lehr.
Beim Termin im Garten der Familie Lehr ist „Smillas“ liebenswerte, ausgeglichene und verschmuste Art gut zu spüren. Ist es noch so laut und hektisch, die Hündin behält stets die Ruhe. „Diese Ruhe überträgt sich auf Maximilian und uns alle“, sagt Lehr.
Für Maximilian ist "Smilla" mehr als nur ein Hund
Die positive Wirkung von Hunden auf den Menschen sind längst wissenschaftlich erwiesen. Durch die Verbindung, die Gespräche und die Berührungen kann nicht nur der Blutdruck gesenkt werden, die Menschen sind auch weniger depressiv und aggressiv.
Für Maximilian bedeutet „Smillas“ Anwesenheit aber noch viel mehr. Als ausgebildete Therapiehündin kann sie ihn vor Gefahren beschützen, wenn er zum Beispiel alleine auf die Straße läuft. „Daran werden wir ab Oktober arbeiten“, sagt Lehr. Hundetrainerin Wurmsee kommt dafür extra in die Rhein-Neckar-Region, um diese Situationen mit „Smilla“ zu trainieren. „Das wird dann noch einmal eine weitere große Hilfe sein für uns“, sagt Lehr.
Bis dahin hilft „Smilla“ ihrem Maximilian alleine durch ihre Anwesenheit und den vielen Kuscheleinheiten. Und natürlich ganz vielen Spaziergängen am Rhein. Da, so bittet Daniela Lehr, sollte „Smilla“ nicht angesprochen oder angefasst werden. „Sie ist auch in scheinbar entspannten Situationen voll auf Maxi konzentriert. Jeder Fremdkontakt kann sie in ihrer Aufmerksamkeit stören.“
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