Oberhausen-Rheinhausen. Es gibt Momente, die verändern einfach alles im Leben. Für Maximilian Lehr war die erste Begegnung mit Smilla genauso ein Augenblick. Die einjährige Golden-Retriever-Hündin eroberte das Herz des achtjährigen Maximilian im Sturm. „Wir haben alle sofort gemerkt, dass zwischen den beiden die Chemie stimmt. Ihm war die Freude sofort anzusehen“, sagt Maximilians Mutter Daniela und fügt an: „Smilla hat ihn direkt beruhigt, sie könnte für sein weiteres Leben wirklich eine große Hilfe sein.“
Maxi überstand als Frühchen schwere Wochen im Brutkasten
Maximilians Leben begann vor rund acht Jahren im Diakonissenkrankenhaus in Speyer nicht nur sieben Wochen früher als geplant, er musste auch direkt beatmet werden. Für den nur 37 Zentimeter großen und 1240 Gramm schweren Jungen folgten viele schwere Wochen im Brutkasten und für die Eltern Daniela und Markus eine Zeit voller Sorge und Ungewissheit.
„Die Ärzte sagten Maximilian eine kurze Lebenserwartung voraus, ohne uns genau mitteilen zu können, worunter er denn leide“, sagt Lehr. Erst als Maximilian bereits drei Jahre alt war, diagnostizierten die Ärzte einen Gendefekt, der erst wenige Jahre zuvor überhaupt entdeckt wurde und unter dem weltweit nur zwöf Menschen leiden.
Maximilian ist seit seiner Geburt zu 100 Prozent schwerstbehindert, er leidet unter einer starken Muskelschwäche, ist voll pflegebedürftig und hat sich doch ins Leben gekämpft. Mutter Daniela, die als gelernte Krankenschwester im Online-Marketing im Gesundheitsbereich tätig ist und Vater Markus, der in Speyer für einen Farbengroßhandel arbeitet, sind wahnsinnig stolz auf ihren Kämpfer „Maxi“. „Es ist ein großes Glück für uns, zu sehen, wie er sich entwickelt hat. Seit jetzt mehr als drei Jahren lebt er sehr stabil.“
Die Liebe und Pflege seiner aufopferungsvollen Eltern, die ihn komplett alleine pflegen, spielen bei Maximilians positiven Entwicklung natürlich die größte Rolle. Aber auch die Großeltern, der Onkel und die Tante sind große Stützen. Und natürlich hat seine vierjährige Schwester Marie großen Anteil daran. „Sie ist eine echte Bereicherung für uns alle. Und auch sie liebt ihren Bruder über alles.“
In Hockenheimer Kindergarten Sonnenblume erlebte Maxi große Fürsorge
Große Fürsorge und Unterstützung erlebte Maximilian auch in Hockenheim im Kindergarten Sonnenblume der Lebenshilfe Hockenheim/Schwetzingen. Heute sehen seine Eltern ihren Sohn in der Ludwig-Gutmann-Schule in Kronau bestens aufgehoben. In der Einrichtung für Körperbehinderte wird Maximilian optimal gefördert. „Wenn er morgens abgeholt wird, freut er sich schon. Das sagt doch eigentlich schon alles“, sagt Lehr.
Auch wenn Maximilian nicht sprechen kann, so versteht er doch sehr viel. Und über moderne Kommunikationsgeräte, sogenannte Talker, kann er seinen Klassenkameraden auch von den Erlebnissen mit der Familie und zu Hause von seinem Tag in der Schule erzählen. „So etwas Alltägliches tut uns allen sehr gut“, sagt Lehr.
Wenn Maximilian zum Beispiel erzählt, wenn sie in der Schule getanzt und gesungen haben. „Musik liebt er“, sagt Daniela Lehr, um gleich zu ergänzen: „Und er liebt natürlich Hunde.“ So wurde der Hund des Nachbarn, ein fast 80 Zentimeter großer Leonberger, bereits zu einem echten Freund. „In den hat er sich mit den Händen fest eingegraben, so gerne hat er ihn gehabt“.
Und wenn alles nach Plan läuft, hat Maximilian bald eine Hundefreundin, die nur für ihn alleine da ist. Im Sommer, wenn „Smilla“, die Golden-Retriever-Hündin, ihre Ausbildung zum Therapiehund beendet hat, wird sie in ihr neues Zuhause nach Rheinhausen ziehen. Dort erwartet die Hündin nicht nur eine große Wohnung mit einem großen Garten, sondern auch eine anspruchsvolle Aufgabe. Mit ihrer bloßen Anwesenheit könne die Hündin bereits die Emotionen von Maximilian steuern, sagt Daniela Lehr. „Maximilian hat Probleme mit der Impuls-Regulation. Wenn er bei ,Smilla‘ ist, wird er automatisch ruhiger.“
Hündin Smilla hilt Maxi in ganz vielen Bereichen des Alltags
Aber es gibt noch andere Bereiche. So kann sie ihm helfen, sich frei auf der Straße zu bewegen und Maximilian daran hindern, dass er aufgrund seines fehlenden Angstverständnisses einfach auf die Straße läuft. Außerdem werde sie ihm helfen, einfache Sachen im Alltag zu bringen.
Dass sie das kann, hat „Smilla“ ihrer herausragenden Ausbildung zu verdanken. In Cammin bei Rostock hat der Verein „Rehahunde Deutschland“ seinen Sitz. Gegründet wurde er 2006 von Astrid Ledwina. Die Vereinsvorsitzende bekam für ihre Verdienste rund um die Ausbildung von Therapiehunden bereits das Bundesverdienstkreuz. Unzähligen Menschen hat sie mit ihren Tieren bereits geholfen. Sie weiß genau, was Hunde für Menschen bedeuten können: „Die Menschen schaffen eine Verbindung mit dem Tier, berühren es, reden mit ihm, sie beruhigen sich und sind weniger depressiv oder aggressiv“, sagt die Hundetrainerin.
So eine Leistung hat natürlich ihren Preis. 35 000 Euro kostet ein ausgebildeter Hund. „Da wir wissen, wie hilfreich ,Smilla‘ für Maxi sein wird, ist sie uns das auf jeden Fall wert. Wir wissen, wie gut sie ihm tun wird und wie wichtig sie für seine Entwicklung ist“, sag Lehr.
Da die Finanzierung für die Familie eine echte Herausforderung darstellte, bekam sie von vielen Seiten Unterstützung. Sogar der Bürgermeister wurde aktiv. Auch eine erfolgreiche Spendenaktion brachte viel Geld ein. „Wir sind allen Menschen, die uns bei der Finanzierung unterstützt haben, unendlich dankbar. Sie machen uns und vor allem Maximilian wahnsinnig glücklich.“
Die Vorfreude auf „Smilla“ ist im Hause Lehr riesig. „Maximilian hat Bilder von ,Smilla‘ bei sich im Zimmer und auch sonst haben wir überall Fotos von der Hündin aufgestellt.“
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