Altlußheim. Sie haben schon manches miteinander erlebt und geteilt in den vergangenen 40 Jahren seit den Kindergartentagen – Rockkonzerte, Autopannen, die Liebe zur Musik. Ganz spontan hätten sie sich jetzt ein gemeinsames Konzert vorgenommen, das unter dem Titel „Freundealbum Live“ im Saal des Bürgerhauses in Altlußheim für begeisterten Applaus sorgte.
Der biografische Musikabend in Altlußheim erzählt eine gemeinsame Geschichte
Die früheren „Altlosser Buwe“ Richard Schmitt (Gitarre) und Jürgen Cromer (Klavier), von denen der Pianist inzwischen in Malschenberg residiert, boten einen zweistündigen biografischen Musikabend, der nicht nur ihre gemeinsame Geschichte erzählen konnte, sondern der in einer Mischung aus Eigenkompositionen, Klassik und Covern klangliche Leckerbissen aneinanderreihte.
Richard Schmitt kam als Elf-Jähriger – infolge eines Rockkonzerts am Gauß-Gymnasium in Hockenheim, wie er lächelnd erzählt – zur klassischen Gitarre, die er meisterlich nicht nur beherrscht, sondern der er ganze Geschichten aus Tönen zu entlocken versteht.
Mit seiner Eigenkomposition „You lighting up my Day“ nahm er einen sanften, liedhaften Einstieg, mit dem er die Sinne seiner Zuhörer fokussierte und ihnen den Weg wies, von der geschäftigen Vorweihnachtszeit in eine eigne Welt aus Tönen und Gefühlen. Und die hat es in sich: Der Mittvierziger verfügt über einen exzellenten, sehr klaren und doch warm-weichen Ton, der auch korpusnah noch lupenrein ist und der förmlich zu verzaubern versteht.
Ob er mit „Morgens um halb Acht“ Kaffee und Sonnenaufgang ganz selbstreflexiv und atmosphärisch nachklingen lässt oder mit drei Sätzen aus der Suite in a-Moll Johann Anton Logy einen fein interpretierten, sehr klassischen Stil vorführt – immer brilliert Schmitt mit einem außergewöhnlichen Ton und größtem Impetus. Jeder Klang, jeder Verhalt ist mit Bedacht gewählt und aus reinstem Gefühl gesetzt, virtuos und in beachtlicher interpretatorischer Klasse.
Selbst halsbrecherische Werke wie die des brasilianischen Gitarristen Heitor Villa-Lobos oder David Qualeys „Opus 20“ gehen scheinbar spielend von der Hand. Gerade mit Letzterem löste Richard Schmitt Begeisterung aus.
Die aufrhythmisierte, zwischen vollen Passagen und perlenden Läufen changierende Musik des Amerikaners mit extrem schwierigen Griffen, die beeindruckende Tongebilde und verblüffende harmonische Wendungen ermöglichen, interpretierte er zur großen Freude seiner Zuhörer.
Vor zehn Jahren begann Cromer mit dem Schreiben von eigenen Liedern
Jürgen Cromer, der mit sieben Jahren das Klavierspielen begann, aber erst mit 35 Jahren – also vor etwa zehn Jahren – angefangen hat, auch eigene Lieder zu schreiben, präsentierte sich als exzellenter Pianist, der aus dem Flügel berauschende, einnehmende Klänge in einem ganz eigenen Stil herausholt.
Sowohl seine eigenen Werke, als auch seine Metallica-Neuinterpretation, ein Ausflug in eine ganz eigene Fassung des „White Stripes“-Titels „Seven Nation Army“ oder eine Stippvisite bei der klassischen Musik mit Chopins „Regentropfen-Prélude“ versieht er mit einem gleichsam unverwechselbaren Stempel.
Immer voller Spielfreude, getragen von dynamisch fluiden Bögen, die große Spannung erzeugen und in einer charakteristisch klaren Phrasierung spielt Cromer virtuos und doch leichtfüßig, immer aber mit großer klangmalerischem Talent und zur Freude der Zuhörer.
"Farewell" und "Home": Musiker bringen Dynamik nach Altlußheim
Ob er die gemütliche Daheim-Atmosphäre mit „Home“ musikalisch reflektiert oder mit „Farewell“ seiner Abschlussklasse – Cromer arbeitet als Lehrer – einen freudigen Abschiedsgruß zwischen Dankbarkeit für das Erlebte und hoffnungsvoller Ungewissheit auf das Kommende mit auf den Weg gibt: Immer brilliert er mit einer routinierten Technik, einer hohen dynamischen Spannung, einer sehr feinen Motivik und einem in kräftigen Zügen gemalten Klangbild.
Zwei erstklassige Musiker, die in ihrem „Freundealbum“ mit diesem Musikabend eine gemeinsame neue Seite aufgeschlagen haben – ein Genuss für alle, die bei diesem neuen Kapitel dabei sein durften.
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