Hilfsaktion

40. Hungermarsch in der Region: Abmarsch ist am 12. März in Brühl

Die große ökumenische Solidaritätsaktion begeht in der Hufeisengemeinde ihren runden Geburtstag. Dabei sind traditionell die Pfarrgemeinden von Brühl, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen.

Von 
Volker Widdrat
Lesedauer: 
Die Vorbereitungen für den Hungermarsch sind abgeschlossen. Kurt Gredel aus Ketsch (v. l.), Helmut Mehrer aus Brühl, Stefanie Ansorge aus Schwetzingen sowie Paul und Waltraud Scherer aus Oftersheim laden zur Solidaritätsaktion der Pfarrgemeinden am Sonntag, 12. März, ein. © Widdrat

Brühl. „Wir dürfen nicht aufhören, gut zu sein!“. Die Worte von Rosemarie Kramer aus Bad Schönborn von 1983 haben bis heute Gültigkeit. Das gute Werk wurde immer weiter fortgesetzt und so kommt es bald zum mittlerweile 40. Hungermarsch in der Region. Die Solidaritätsaktion der Pfarrgemeinden von Brühl, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen für Projekte in Afrika und Osteuropa findet am Sonntag, 12. März, statt. Der Abmarsch ist um 8.30 Uhr an der evangelischen Kirche in Brühl.

Der Start vor vier Jahrzehnten sei alles andere als selbstverständlich gewesen, erinnern sich die Organisatoren. Siegbert Gabor, Kurt Gredel, Helene Jünger und Paul Scherer hatten sich nach einer „Testteilnahme“ in Ludwigshafen 1982 zu der Aktion abgesprochen. Helmut Mehrer aus Brühl stieß beim „Wandern gegen Kilometergeld“ dazu. Die zuvor erwartete Spendensumme wurde bei der Premiere am Ende fast verdoppelt, mehr als 53 000 Mark kamen damals zusammen. Ein toller Erfolg.

40. Hungermarsch in der Region: Ketsch, Brühl, Schwetzingen und Oftersheim

„Ich will ein Mensch sein“, steht auf dem Flyer für den ersten Hungermarsch am 25. September 1983 „über gute Wege durch Feld und Wald der Gemarkungen Ketsch, Brühl und Schwetzingen nach Oftersheim“. Nach einer Rast mit Imbiss an der Grillhütte erfolgte die Rückwanderung nach Ketsch, wo im katholischen Pfarrheim der Enderlegemeinde der Abschluss stattfand. Die gesamte Wegstrecke betrug 22 Kilometer.

Eckdaten des Hungermarsches

Der Hungermarsch beginnt am Sonntag, 12. März, um 8.30 Uhr an der evangelischen Kirche in Brühl, Kirchenstraße 1, mit einem kurzen Gottesdienst von Pfarrer Marcel Demal.

Dann folgt die Aussendung zum Zehn-Kilometer-Marsch und zur 25-Kilometer-Radstrecke. Um 9 Uhr startet der Fünf-Kilometer-Marsch.

Endpunkt aller Strecken ist um 10.30 Uhr an der Sporthalle der Marion-Dönhoff-Realschule. Von dort geht es zum Gottesdienst um 11 Uhr in der Schutzengelkirche.

Anschließend gibt es ein Solidaritätsmahl im Pfarrzentrum sowie Kaffee und Kuchen.

Hungermarsch 2023“-Karten werden wieder ausgegeben.

Spendenkonto: Katholische Kirchengemeinde Brühl-Ketsch, Sparkasse Heidelberg, IBAN DE90 6725 0020 0021 0010 23, Verwendungszweck: Hungermarsch 2023. Spendenquittungen ab 10 Euro werden ausgestellt. 

„Helfen Sie jetzt, später ist es zu spät“, heißt es auf der Einladung von damals. Die Wanderer sollten vorher „zu Verwandten, Bekannten, Arbeitskollegen und Geschäftsleuten über das Vorhaben sprechen“. Die ersten Spenden gingen nach Angola. Über Schwester Secunda von der Sozialstation Schwetzingen bat ihre Mitschwester Lydia Maria von einer Station bei Benguela um Mithilfe für die vielen Notleidenden.

40. Hungermarsch in der Region: knapp 1,5 Millionen Euro zusammengekommen

Geld wurde auch an ein „Lepra- und Behindertenlager“ in Tansania und an ein armes Dorf an der Südspitze Indiens geschickt. Rosemarie Kramer aus Langenbrücken hatte damals schon mehrere Container nach Tansania und Kenia geschickt und auch ein ugandisches Mädchen in ihre Obhut genommen, welches durch einen Unfall beim Kochen auf offenem Feuer total entstellt worden war.

Bis heute sind in Brühl, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen knapp 1,5 Millionen Euro zusammengekommen, weiß Paul Scherer, genau wie Helmut Mehrer seit der ersten Stunde dabei. Die beiden 80-Jährigen haben ihr halbes Leben mit dem Hungermarsch verbracht.

Mehr zum Thema

Burkina Faso

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: Terroristen gefährden Erfolge

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Geschichte und Geschichten (mit Fotostrecke)

So politisch war der Fasnachtszug 1967 in Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Gerhard Rieger
Mehr erfahren
Geschäftsleben

Nettomarkt in Brühl nach Umbau offiziell eingeweiht

Veröffentlicht
Von
PM Gemeinde
Mehr erfahren

Jeder Cent komme bei den Bedürftigen an, versichert Gredel, der auch schon in Afrika war und dem die Vorfreude auf den nächsten Tag der Solidarität ebenso anzumerken ist.

Das Engagement der Oftersheimer gilt seit vielen Jahren dem Kampf gegen Aids in Südafrika. Die Spenden gehen schwerpunktmäßig an das Projekt „Regenbogen“ in Boksberg bei Johannesburg. Im dortigen „Rainbow-Cottage“ werden HIV-infizierte Kinder von Franziskanerschwestern, Ärzten, Lehrern und Sozialarbeitern liebevoll betreut. Sie durchlaufen Kindergarten und Vorschule und werden im Alter von sieben Jahren in ausgewählte Pflegefamilien vermittelt.

40. Hungermarsch in der Region: Ketscher fördern Kinderheim in Simbabwe

Die Ketscher fördern das Kinderheim der Schwestern vom Kostbaren Blut in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Verwaiste Kinder erhalten hier Unterkunft, Nahrung, Bildung und medizinische Versorgung. Die Straßenkinder aus den Slums in Nairobi in Kenia bekommen in der Tagesschule der Schwestern eine kostenlose Versorgung mit Mahlzeiten sowie die Möglichkeit, an einer mittleren oder höheren Schule einen Abschluss zu machen.

Schwetzingen unterstützt mit der Kinderrechtsorganisation „Kira“ in den ländlichen Regionen von Mali den Kampf gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch von Mädchen. Mehr Kinder und Jugendliche gehen zur Schule und die Ernährungssituation vieler Familien konnte durch die Einführung ökologischer Anbaumethoden verbessert werden. Auch sollen weitere Mitarbeitende vor Ort geschult werden. Seit 1997 sind Brühl und Dourtenga in Burkina Faso verschwistert.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Aus drei Grundschulen sind 15 geworden und weitere müssen gebaut werden. Besondere Hoffnung setzt der Förderkreis Dourtenga auf eine Landwirtschaftsschule, dank der die Ernährung vielfältiger und besser werden soll und die Schüler nach dem Abschluss beruflich selbstständig werden und zur Eindämmung des Klimawandels beitragen sollen.

Plankstadt hilft Schulen in Tansania. Die Benediktiner-Abtei in der abgelegenen Mvimwa-Region unterstützt dort Kinder und Jugendliche aus Großfamilien, die durch den Schulbesuch die Chance erhalten, im Leben zu bestehen. Ein Teil des Geldes geht zudem nach Karansebesch in Rumänien. In der ehemaligen Pfarrei von Pfarrer Reinhold Lovasz sind Kinder aus sozial schwachen Familien dringend auf Hilfe angewiesen. Auch viele einsame, alte und kranke Menschen haben die Hungermarsch-Hilfe bitter nötig.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung