Burkina Faso

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: Terroristen gefährden Erfolge

Die Unterstützung aus der Kurpfalz sorgt für positive Entwicklungen in Burkina Faso, die allerdings manche Gruppen zerstören wollen.

Von 
Ralf Strauch
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Der Vorsitzende des Brühler Förderkreises Hans Zelt (l.) zusammen mit dem ehema-igen Bürgermeister Armand Abgas bei einem früheren Treffen in Dourtenga. © dvorak

Brühl. Die allgemeinen Nachrichten aus dem westafrikanischen Burkina Faso sind aktuell nicht besonders erfreulich. So kommt es in dem Land, in dessen Südosten die Brühler Partnergemeinde Dourtenga liegt, immer wieder zu Anschlägen durch terroristische Milizen, die dem sogenannten IS und dem Netzwerk Al Quaida zugerechnet werden.

Das hat landesweit zu Tausenden Toten geführt, Millionen Menschen befinden sich innerhalb des Landes auf der Flucht. Zuletzt hatte sich das Militär zweimal innerhalb eines Jahres an die Macht geputscht. Nach Mali und der Zentralafrikanischen Republik will auch Burkina Faso zudem keine französischen Truppen mehr im Land. Dafür kommt Russland ins Spiel.

Bislang war die Region rund um die Brühler Partnergemeinde davon einigermaßen verschont geblieben, doch inzwischen zeichnet auch der Präsident des Comité de Jumelage, also des Partnerschaftskomitees in Dourtenga, Bienvenu Christophe Abga, allen höflichen Zuversichtsfloskeln zum Trotz ein eher düsteres Bild der Lage.

Noch ist die Situation in der Brühler Partnergemeinde nicht durchgängig von Terror geprägt, wie diese Aufnahme zeigt, doch die Verantwortlichen sind aufmerksam, wie die Zusammenarbeit mit Dourtenga weiterlaufen könnte. © Förderverein

„Im Koulpelogo, dem Kreis zu dem Dourtenga gehört, wird wohl derzeit gekämpft“, fasst sein Amtskollege aus Brühl, Hans Zelt, die Lage in dem Land der Aufrechten, so die Übersetzung des Staatsnamens, zusammen. „Hier versuchen wir, trotz unserer Schwierigkeiten zu leben, doch alle Aktivitäten sind von den Aktionen der Terroristen betroffen“, berichtet Abga in einer E-Mail, die unserer Zeitung vorliegt, mit nicht unbedingt positiven Worten über das Leben in der Partnergemeinde.

„Die Freude kehrt allerdings inzwischen ein wenig nach Dourtenga zurück, weil die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte Terroristen oder bewaffnete Banditen aufspüren“, berichtet der Burkine dann doch wieder positiver. Viele von diesen Milizen seien in Nachbarstädten ganz in der Nähe von Dourtenga „neutralisiert“ worden, heißt es in einem an den Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Hans Zelt gerichteten Schreibens.

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„Unsere direkt Unterstützung erreicht die Menschen in der Partnergemeinde“, verweist Zelt zuversichtlich auf die Verbindungen in Sachen Finanzen und Medizin. „Es ist zwar immer schwieriger, diese Hilfe vor Ort punktgenau zu gewährleisten, aber noch ist es nach wie vor immer wieder irgendwie möglich“, unterstreicht der Vorsitzende des Brühler Partnerschaftsvereins im Gespräch mit unserer Zeitung mit dem Brustton der Überzeugung.

Zwar sehen es manche Mitglieder des Vereins, die sich seit Jahren für die Zusammenarbeit engagieren, anders, doch für Zelt steht fest: „So lange unsere Hilfe punktgenau dort ankommt, werden wir dort auch weiter die Aktionen fördern.“ Dazu gehört vor allem die Hilfe im Bildungs- und Medizinsektor, die durch Brühl in Dourtenga für einen Vorbildbereich geführt habe.

Ein Beispiel nennt Bürgermeister Dr. Ralf Göck. So werde die Baumpflanzaktion, die Schüler in beiden Partnergemeinden derzeit angehen, weitergeführt. „Erst, wenn wir seitens der Verantwortlichen in Dourtenga hören, dass das Projekt nichts mehr bringt, werden wir es – dann aber sofort – einstellen“, sagt Zelt.

Und auch Göck möchte den landesweiten Trend der Aufforstung in Burkina Faso nicht unterbrechen, gleichwohl seien die Mittelzuflüsse derzeit in einzelnen Bereich eingefroren. „Wir stehen da im Einvernehmen mit den zuständigen Stellen in Dourtenga.“

Das Gleiche gilt für den Schulunterricht – bis dort kein Nein für die Forderung aus Afrika komme, „werden wir dieses Projekt zugunsten der Kinder weiterführen“, sind sich Göck und Zelt einig. Auch in der Landwirtschaftsschule liefen die Seminare derzeit an.

Hintergrund: Dourtenga in Burkina Faso

Dourtenga ist ein Departement und Gemeinde sowie deren Hauptort im Südosten des westafrikanischen Staates Burkina Faso.

Dourtenga liegt in der zur Region Centre-Est zählenden Provinz Koulpélogo und ist geprägt von Klima und Vegetation des sudanesischen Savannengürtels.

Von der Gründung im 15. Jahrhundert bis zur Eroberung durch die Franzosen um 1900 war Dourtenga ein unabhängiges Häuptlingstum .

Diese stellen die Mehrheit der rund 9500 Einwohner Dourtengas und leben vorwiegend als Subsistenzbauern von der Landwirtschaft.

Seit 30 Jahren engagiert sich der Brühler Förderkreis Dourtenga in der Entwicklung dieser afrikanischen Gemeinde, vor 25 Jahren erwuchs daraus eine offizielle Ortspartnerschaft.

Vorsitzender des Förderkreises Dourtenga ist aktuell der Vorsitzende des Vereins, Hans Zelt. ras

Gleichwohl erzählt Abga von „einigen schrecklichen Bildern, die die bewaffneten Banditen verursacht haben“. Das zeige, dass die Gefahr derzeit überall lauere. „Kurz gesagt: Mit der Situation kämpfen wir darum, das zu retten, was auf der Ebene der Bildung gerettet werden kann“, so Abga. Mit dem Mut, dem sehr guten Willen und der Zusammenarbeit der Bevölkerung, die alle Entwicklungen überwache, hätten einige Lehrer der Prüfungsklassen und weiteren Freiwilligen, mehrere Kurse insgeheim in den Bildungseinrichtungen in Dourtenga wieder aufgenommen. Man müsse allerdings fürchten, dass dieses Engagement von Terroristen entdeckt werden könnte. Wäre das der Fall, würden sie kommen, „um hart durchzugreifen“.

Da fühlen sich langjährige Mitglieder des 1989 gegründeten Vereins an die Situation mit der ersten Unterstützung in Burundi erinnert. Da kam einige Jahre später durch die brutalen Kriege zwischen de Bevölkerungsgruppen der Hutu und der Tutsi eine weitere Zusammenarbeit mit der afrikanischen Gemeinde nicht mehr in Frage.

Redaktion

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