Badevergnügen

Abkühlung im Sommer: So ist die Lage am Brühler Kollersee

Zugeparkte Straßen und Schnakenplagen gehören am Brühler Kollersee der Vergangenheit an, das anstandslose Vergnügen am Badestrand verhindern Mensch und Tier aber noch immer.

Von 
Nicolai Lehnort
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Gehören am Kollersee inzwischen beinahe zur Standardausrüstung: nicht nur Sonnenschirme, sondern die beliebten Stand-up-Paddle-Boards. © Nicolai Lehnort

Brühl. Kinder bauen eine Sandburg oder planschen am Ufer. Auf dem Campingstuhl flüchten die Eltern unter dem Sonnenschirm in den Schatten. Und auf dem Wasser stechen sie auf Stand-up-Paddle-Boards in See. Es ist ein Auftakt nach Maß am Kollersee in die erste volle Ferienwoche an diesem Montagmittag. Die Sonne strahlt, am Himmel ist weit und breit keine Wolke zu sehen.

Gemeinsam mit seinem Sohn genießt Stefan Broich im Schatten der Bäume die Atmosphäre. Für den Sinsheimer bietet der Badestrand „Meerfeeling“. Wie bei vielen weiteren Badegästen ist Broichs Zuhause auf Zeit nur wenige Meter entfernt: Die „Männerwoche“ verbringt er mit seinem Sohn in einem der Mobilheime auf dem Campingplatz.

Kollersee Brühl: Immer mehr Gäste reisen mit Wohnmobilen und Campern an

Oberhalb des Badestrands können sie sich über mangelnde Auslastung nicht beschweren. Während der Ferienzeit seien sie stets gut gebucht, erzählt Harald Grafetstetter, der das Inselcamping Kollersee mit seiner Frau Sonja betreibt. Auf den rund 200 Plätzen, die neben Stellplätzen auch Mietunterkünfte, Zeltplätze und Dauerparker beinhalten, würden sich immer mehr Wohnmobile und Campervans einfinden. Der Boom im Bereich Reisemobile hält an. Gemäß dem Caravaning-Industrie-Verband wurden im ersten Halbjahr 2024 mit 57 893 Reisefahrzeugen 6,6 Prozent mehr neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Das wirkt sich auch auf die Belegung beim Inselcamping aus, wie Harald Grafetstetter feststellt. Er sagt: „Die Spontanität geht etwas verloren.“ Buchungen würden frühzeitiger getätigt werden.

Doch nicht nur in großen Fahrzeugen auf vier Rädern, auch auf Zweirädern kommen immer mehr Besucher. „Die Anzahl der Radfahrer ist gestiegen“, bilanziert Sonja Grafetstetter. Das kommt nicht nur den Betreibern zugute, sondern auch der Umwelt. Neben der klimaneutralen Anreise schonen die Radler die Grünstreifen in dem Landschafts- und Naturschutzgebiet. Auf den Zufahrtsstraßen hatten besonders während der Corona-Pandemie unzählige parkende Autos für Ärger gesorgt. Landwirt Hartmut Erny vom Pferdeland Kollerinsel etwa hatte damals von komplett durch Pkws zerstörten Banketten berichtet. Bankette sind die naturbelassenen Blüh- und Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Ackerfläche. Auch habe er damals mit seinen landwirtschaftlichen Fahrzeugen kaum zwischen den Pkws hindurchgepasst. Von zugeparkten Rettungswegen ganz zu schweigen.

Bei strahlendem Sonnenschein lockt der Badestrand am Kollersee zur ersten vollen Ferienwoche zahlreiche Gäste an. Darunter befinden sich allerdings nicht nur menschliche. © Nicolai Lehnort

An diesem Montagmittag sind die Zufahrtsstraßen zum Kollersee in vorbildlichem Zustand. Den zahllos vorhandenen Halteverbotsschildern wird Folge geleistet. Im Moment sei ordnungswidriges Parken auf der Kollerinsel „kein Problem“, versichert auch ein Mitarbeiter des Brühler Ordnungsamts, der am Montag auf der linksrheinischen Gemarkung der Gemeinde nach dem Rechten schaut. Erreicht hätten sie diesen Zustand durch strenge Ahndungen in den Vorjahren. Hinzukommt ein findiger Kniff des Landes: Der Rasen am Straßenrand steht deutlich höher – laut dem Brühler Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer eine bewusste Maßnahme. Auf diese Weise erkennen Autofahrer mögliche Gefahren, die im hohen Gras lauern, nicht. Steine oder Gräben sind nicht mehr sichtbar. Grünstreifen als rechtswidrige Parkplätze werden zur Gefahrenzone.

Betreiber der Brühler Kollerfähre bilanziert das bisherige Geschäft

Diese erfreuliche Erkenntnis muss allerdings relativiert werden, denn bislang wurde die Kollerinsel noch wenig frequentiert. „Das Geschäft ist durch die langen Hochwasserperioden sehr schlecht gelaufen“, weiß Fährbetreiber Tolga Mustroph zu berichten. Zwar sei die Kollerfähre abgesehen von nicht einmal zwei Wochen erzwungenem Stillstand durchgängig gefahren, die hohen Wasserstände hätten aber mehr Fahrgäste verhindert, bilanziert Mustroph. Schließlich schrumpft auch der Sandstrand am Kollersee in solchen Fällen, sodass kaum Platz fürs Badevergnügen bleibt.

Angezogen hat das Gewässer hingegen ungebetene Gäste. „Noch vor vier Wochen war das echt schlimm, sogar tagsüber“, erinnert sich Sonja Grafetstetter an die Schnakenplage auf dem Campingplatz. Wer seinen Urlaub im Freien verbringt, der sei ja aber an die Stechmücken gewöhnt, schiebt ihr Mann hinterher. Inzwischen habe sich das aber normalisiert.

Ein fortwährendes Ärgernis hingegen bleibt hinterlassener Abfall. Auf Grundlage einer Vereinbarung mit der Gemeinde Brühl wird der Badestrand von Mitarbeitern des Campingplatzes gereinigt. Von hinterlassenen Luftmatratzen bis hin zu gebrauchten Windeln finden sie allerlei Unrat. Das bestätigt auch der patrouillierende Mitarbeiter des Ordnungsamts, der an die Vernunft der Badegäste appelliert. Neben Folgen für die Umwelt bedeuten die Hinterlassenschaften auch Mehrarbeit für die Mitarbeiter vor Ort.

Ausscheidungen auf Strand: Gänse als Problem am Brühler Kollersee

Wenig zugänglich für Appelle sind die tierischen Badegäste am Kollerstrand. Denn so schön wie die Gänse auch sein mögen – mit den flachen Zugängen zum Wasser und den gepflegten Wiesen sind Badestrände für die watschelnden Zweibeiner überaus anziehend – „die scheißen den ganzen Strand voll“, ärgert sich der Sinsheimer Stefan Broich. Er sei bereits zum fünften Mal auf der Campinganlage zu Gast, so schlimm wie in diesem Jahr habe er die Kothaufen aber noch nicht erlebt.

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Für Corne Robben ist das kein Grund zum Meckern. Im Campingstuhl entspannt der Niederländer direkt am Ufer. Unter dem Sonnenschirm genießt er sichtlich die Ruhe. In der Kühltasche lagern Kaltgetränke, sein Blick schweift über das Wasser. „Das ist die Art von Urlaub, die wir mögen“, schwärmt er.

Aus dem niederländischen Tillburg angereist sei er mit seiner Frau das erste Mal beim Inselcamping zu Gast. Für ein Fazit sei es nach dem erst kurzen Aufenthalt zwar noch zu früh, aber bei der Anreise „hatte ich das Gefühl, willkommen zu sein“, sagt Corne Robben. Am Dienstag plant das Paar einen Ausflug mit den mitgebrachten Fahrrädern . Mit der Fähre könne man in die benachbarte Gemeinde Brühl fahren, habe er gehört. Das dreiköpfige Team der Kollerfähre darf sich also über weitere Fahrgäste freuen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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