Gemeinderat - Bebauungsplan „Koller“ mit knapper Mehrheit geändert / Sechs weitere Freizeithäuser sollen errichtet werden / Abschlüsse der Eigengesellschaften goutiert

Campingplatz auf der Brühler Kollerinsel bekommt neue Freizeithäuser

Mit der Änderung des Bebauungsplans geht der Trend vom Camping zum sogenannten Glamping.

Von 
Stefan Kern
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Auf dem Campingplatz auf der Kollerinsel sind die festen Häuschen – wie hier zu sehen – schon integraler Bestandteil. Sie bedienen den Trend zum luxuriöseren Camping. © Brückl

Brühl. Schon am 12. März dieses Jahres wählte die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr ihre Spitze. Als Kommandant wurden damals Marco Krupp und als seine beiden Stellvertreter Benjamin Noller sowie Harald Schuhmacher bestimmt. Diese Wahl musste nun vom Gemeinderat bestätigt werden, was dieser in seiner jüngsten Sitzung einstimmig tat. Bürgermeister Dr. Ralf Göck ließ keinen Zweifel daran, dass das Trio ein bewährtes Team sei und Führungsstärke bewiesen habe. Eine Sicht, die am Ratstisch einhellig geteilt und mit Applaus quittiert wurde.

Derweil war es am Ende eine knappe Mehrheit, die sich für den Einstieg in die dritte Planänderung für den Campingplatz auf der Kollerinsel aussprach. Bei sieben Gegenstimmen und zwei Enthaltungen goutierten neun Ratsmitglieder den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Koller“, der einen Wandel vom Camping zum sogenannten Glamping markiert. Letzteres steht für einen Trend hin zum etwas luxuriöseren Camping. Dabei wird nicht mehr mit dem eigenen Wohnwagen oder Zelt angereist, sondern eine fest installierte Infrastruktur, wie kleine Häuschen, Zeltlodges oder Schäferwagen, genutzt.

Kurz erläuterte Bürgermeister Dr. Ralf Göck die Historie des Projekts, das mittlerweile bis ins Jahr 1999 zurückreicht. Oberstes Ziel sei gewesen, das wilde Campen zurückzudrängen, eine sanitäre Infrastruktur zu schaffen und mit einer grundsätzlichen Ordnung der Freizeitstruktur der Natur mehr Schutz zukommen zu lassen. Dabei habe die Lösung Campingplatz einige Zeit in Anspruch genommen. Doch mit dem Pächter Günther Schmitt-Köhler sei eine zielführende Lösung gefunden worden. Für die Rentabilität wurde der Bebauungsplan schon 2015 dahingehend geändert, dass feste Campinghäuser ihren Platz haben. Bis dato gebe es 40 von dieser Freizeithäusern. Mit dem neuen Änderungsantrag sollen nun sechs weitere solche Häuschen hinzukommen. Zum einen, so Göck, würde das die Rentabilität des Platzes sichern und zum anderen böte es Platz für die Familie Grafstetter, die den Betrieb des Campingplatzes übernehmen soll. Als Kompensation werde auf die oberen Geschosse der Gemeinschaftsbauten verzichtet und die Nutzfläche wird von 1000 auf 700 Quadratmeter reduziert. Weitere Häuschen, so der Bürgermeister, „können nicht mehr gebaut werden, weil die Quadratmeter-Zahl für feste Häuser im Bebauungsplan begrenzt wird“.

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Ein Sanitärgebäude zu wenig

Darüber hinaus sollen nun auch nachträglich einzelne feste Wagen und Zelte im Bebauungsplan verankert werden. Geprüft werden soll in den Verfahren zur Änderung des Bebauungsplanes, ob die sanitären Einrichtungen in ausreichender Zahl vorhanden sind. Es habe da auf dem Platz Kritik gegeben, weil eines der drei Sanitärgebäude nicht errichtet wurde. Gerechtfertigt wurde dies vom Pächter mit dem Hinweis darauf, dass die Campinghäuser über eigene Sanitäranlagen verfügten. Das offensichtliche Defizit auf dem Areal des Zeltplatzes wurde, so Göck, mittels eines Toilettencontainers inzwischen behoben.

Wolfgang Reffert (CDU) betonte in seinen Ausführungen, dass mit diesem Entscheid für den Aufstellungsbeschluss nicht final über die Planänderung entschieden wird. Einer Zustimmung stehe daher nichts im Wege. Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass es in der Fraktion aber Bedenken rund um die Zahl der WCs und etwaiger Ausgleichsflächen gebe.

„Charakter wird verändert“

Klaus Pietsch (FW) äußerte dagegen klar Unbehagen. Die Änderungen würden den Charakter des Campingplatzes deutlich verändern. Ursprünglich sei eine „Freizeit-Campinganlage“ geplant gewesen. Durch die Änderung zu mehr festen baulichen Einrichtungen ist das in seinen Augen nicht mehr gegeben. Nicht glücklich zeigte sich Pietsch auch darüber, dass mit baulichen Maßnahmen wie Fundamenten, bereits begonnen wurde, obwohl es hierzu noch keine Beschlüsse gebe. Ganz grundsätzlich sah Pietsch die Ausweitung von Flächen für bauliche Einrichtungen zulasten frei verfügbarer Flächen kritisch. „Wir reden hier immerhin von einem Schutzgebiet.“ Unterm Strich überwog bei der FW die Skepsis, sodass der Vorlage so und jetzt nicht zugestimmt werden könne.

Für Roland Schnepf (SPD) waren die Veränderungswünsche des Pächters dagegen nachvollziehbar. Die Campingkultur befände sich im Wandel hin zu mehr Annehmlichkeiten. Corona habe diesen Trend noch beschleunigt und ein Nichtanpassen an dieses veränderte Nutzerverhalten würde den Betrieb des Campingplatzes mittelfristig unrentabel machen. Und die lediglich sechs weiteren Häuschen bewertete Schnepf als vertretbar.

Bereits die dritte Änderung

Ulrike Grüning (Gründe Liste) unterstellte hier eine Art Salamitaktik, mit der laufend Änderungen initiiert werden sollen – immerhin sei es schon die dritte Anpassung. Dabei gelte doch ganz grundsätzlich, dass sich die Realität an die Pläne zu halten habe und nicht umgekehrt. Am Ende werde wieder mehr Fläche versiegelt, gerade für den Parkplatz. Eine Idee, so Grüning, sei die autofreie Kollerinsel. So aber könnte die Grüne Liste dem Vorhaben nicht zustimmen.

Kurz vor der Abstimmung erklärte auch Dr. Alexander Kuhn von MVV Regioplan, dass der Betreiber angesichts der Veränderungen im Campingtourismus nachvollziehbar handelt. Eine Sicht, die sich am Ende bei neun Ja- gegen sieben Nein-stimmen und zwei Enthaltungen, knapp durchsetzte, sodass ins Verfahren der Bebauungsplanänderung nun eingestiegen werden kann.

Kindergarten auf der Zielgeraden

Die Erweiterung des Kindergartens Sonnenschein kommt langsam an ihr Ende. Mit den beiden einstimmig verabschiedeten Auftragsvergaben für die Herstellung der Außenanlage und die Installation einer Windfanganlage mit einem Gesamtvolumen von rund 410 000 Euro befinde sich das Projekt auf der Zielgeraden, so dass einer Inbetriebnahme im September nichts mehr entgegensteht.

Dabei, so ist der Verwaltungsvorlage zu entnehmen, liegt die Herstellung der Außenanlage durch die Firma „Motz + Kadner“ aus Mannheim mit 364 000 Euro rund 80 000 Euro über den Planungen. Angesichts der allgemeinen Entwicklung im Bauwesen leider, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, ein kaum zu vermeidendes Problem.

Auch Wolfram Gothe (CDU) monierte die allgemeine Kostensteigerung. Veranschlagt wurde die Erweiterung anfangs mit 1,6 Millionen Euro. „Jetzt liegen wir bei über zwei Millionen Euro.“ Aber genau wie Ursula Calero Löser (FW), Gabriele Rösch und Peter Frank (GL) betonte er die Fertigstellung bis September zum primären Ziel. „Das ist eine Pflichtaufgabe“, sagte Peter Frank.

Ohne Diskussion und einstimmig wurde zum Schluss auch die Feststellung der Jahresabschlüsse 2021 der beiden Brühler Eigengesellschaften zur Stromversorgung, die Gemeindewerke Brühl und die Gemeindewerke Brühl Verwaltung, goutiert. Dabei wurden auch Aufsichtsrat und Geschäftsführung einhellig entlastet.

Freibad öffnet am Sonntag

Bürgermeister Dr. Ralf Göck informierte den Rat darüber, dass das Freibad am Sonntag, 1. Mai, ohne jede Beschränkung öffnet. Als zusätzlichen Service könne jetzt übrigens auch mit Paypal bezahlt werden.

Eine Woche später, am Sonntag, 8. Mai, findet eine Auftakt-Fahrradtour im Kontext des Stadtradelns statt. Startpunkt ist der Verein der Hundefreunde (VDH). Und am Samstag, 14. Mai, startet das Neubürgerradeln ab dem Gelände des SV Rohrhof.

Auf die Frage Wolfram Gothes (CDU) nach einem Wochenmarkt auch im Ortsteil Brühl erklärte Bürgeremeister Dr. Ralf Göck, dass es aktuell hierfür keine Planungen gebe. Frühere Anstrengungen seien hier bedauerlicherweise immer wieder im Sande verlaufen. Gerne könne bei den Markt-Bestückern des Marktes in Rohrhof aber nachgefragt werden, ob Interesse auch für Brühl bestehe.

Klaus Pietsch (FW) erkundigte sich nach dem Stand in Sachen Umbau des Trafohauses bei der Alten Schule in ein Spielehaus mit Klettergelegenheit. Hierzu sagte der Bauamtsleiter Rainer Haas, dass man sich kurz vor der Fertigstellung befände. „Wir warten gerade noch auf die Stahl-Außentreppe.“ Darüber hinaus sei auch der Kostenrahmen von 130 000 Euro eingehalten worden.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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