Brühl. „Für die Gemeinde ist das ein richtig teuerer Unfug“, zeigt sich Haupt- und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer empört. Die Rede ist von Aufklebern, die aktuell wieder verstärkt in vielen Bereichen des öffentlichen Raumes wild angebracht werden. Der Tropfen, der das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die „Verunzierung“ des Gockelbrunnens in Rohrhof mit den sogenannten Meinungsäußerungen.
„Wir sind den gesamten Donnerstag in einer konzertierten Aktion mit einem Team des Bauhofs unterwegs gewesen, um zahlreiche Aufkleber auf dem Brunnen, aber auch auf zahlreichen Laternen, auf Schaltkästen, auf den drei offenen Bücherschränken der Gemeinde und auf einigen Verkehrsschildern zu entfernen“, erklärt Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Aufkleber in Brühl als großes Ärgernis: Kosten und Schäden für die Gemeinde
Und das würde nicht unerhebliche Kosten verursachen. Nicht nur die Arbeitszeit der Mitarbeiter des Bauhofs würde da zu Buche schlagen, sondern auch die kostspieligen speziellen Lösemittel und der Einsatz von entsprechenden Werkzeugen müssten am Ende diesem Bereich buchhalterisch zugeschlagen werden. Den genauen Betrag könne man zwar aktuell nicht beziffern, aber die regelmäßige Schadensbeseitigung würde sich zweifelsohne bei der Endabrechnung deutlich im Haushalt bemerkbar machen.
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Dazu käme dann, dass manche Untergründe durch die Reinigung selbst Schaden nähmen – Ersatzbeschaffungen von Schildern und Plexiglasscheiben müssten also ebenfalls berechnet werden. „Das ist ein wirklich kostspieliger Blödsinn, den manche Menschen da auf Kosten der Allgemeinheit treiben“, bilanziert Ungerer.
Den fast 90-prozentig thematischen Schwerpunkt der Klebereien bilden Slogans über den SV Waldhof Mannheim, andere Mannschaften bis hin nach Kaiserslautern und Frankfurt folgen. Doch es ist manchmal nicht nur der Tatbestand der Sachbeschädigung, dessen sich die Kleber strafbar machen würden.
Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr durch Aufkleber auf Brühls Straßenschildern
„Manchmal werden auch Verkehrsschilder so verunstaltet, dass sie nicht mehr ihrem eigentlichen Zweck dienen“, sagt Ungerer. Beispielsweise wurde im Brühler Ortskern ein Tempo-30-Schild mit schwarzen Aufklebern in eines für Tempo 80 umgeklebt.
„Das ist dann schon im heftig strafrechtlichen Bereich des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr – also eine wirklich massive Straftat“, erklärt Ungerer, dass der Unfug irgendwann gefährlich für die Menschen wird und für erwischte Täter – auch bei einem vermeidlichen Dumme-Jungen-Streich – massive Folgen haben könne.
Am häufigsten würden sogenannte Fans der Fußballvereine kleben, aber es gebe auch zahlreiche politische Parolen, die nicht selten den Rahmen des Rechts auf Meinungsfreiheit sprengten. „Wir müssen da wirklich im Blick auf die kommende Kommunalwahl drauf achten – und das werden wir auch, mit Argusaugen“, betont Ungerer. Extremisten jeglicher Couleur dürfe da kein Freiraum gegeben werden.
Doch nicht nur kommunale Flächen werden beklebt, sondern auch private. Und da rät eine Anwohnerin – sie will nicht namentlich genannt werden – jede Klebeattacke auch zur Anzeige bei der Polizei zu bringen. „Das muss alles dokumentiert werden, damit verstärkt kontrolliert wird“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung, „vielleicht erwischt man die rücksichtslosen Täter so!“
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