Brühl. Es ist frühmorgens, Thorsten Arns telefoniert hektisch. Er hat seit der Vorwoche alle Hände voll zu tun, denn er ist Geschäftsleiter des Brühler Real-Marktes. Seit die Hiobsbotschaft von der Schließung des Einkaufszentrums am Dienstag, 31. Mai, eingetroffen ist, war klar, dass in den vier Wochen davor ein radikaler Ausverkauf stattfinden wird.
Und so steht Arns nun in seinem Büro und plant akribisch die nächsten Schritte, um das Lager bis Monatsende leer zu bekommen. Zur Unterstützung ist auch die US-amerikanische Beraterfirma Gordon Brothers, vertreten durch Thomas Wagner, vor Ort.
Am Eingang des Markts wird gleich klar: Dort ist etwas im Gange. Wagner nutzt seine jahrzehntelange Erfahrung, um die teilweise über 50-prozentigen Rabatte für die Kunden gut erkennbar in Szene zu setzen. Stolz zeigt er die unterschiedlichen Angebote, die sein Team im Vorfeld punktgenau berechnet hat. „Wir sind ständig aktiv und reagieren unverzüglich in Form von weiteren Rabattsteigerungen oder Umplatzierungen. Der Kunde soll so viel wie möglich davon sehen und kein Schnäppchen verpassen.“
Preisfindung muss variabel sein
Mit Blick auf die unterschiedlichen Warengruppen und deren Lagerbestand muss Wagner situationsbedingt rabattieren: „Wenn im Lager noch Schneeschaufeln stehen, dann herrscht im Sommer natürlich kein Bedarf. Umso mehr wird die Ware im Preis gesenkt.“ Arns und Wagner arbeiten auf ein festgesetztes Ziel hin: Am Tag der Schließung soll alles weg sein, denn es gibt keinen Real-Markt zum Weiterverkauf mehr. Bis dahin wird nach und nach weiter rabattiert.
Wagner hebt die Non-Food-Produkte speziell hervor: „Wir haben beispielsweise unsere kompletten Spielwaren im Angebot. Wer also bereits jetzt schon für Weihnachten vorsorgen möchte, ist hier an der richtigen Stelle.“
Als ausgewiesener Abverkauf-Profi weiß der Berater auch, auf was es ankommt: die Präsentation und der Service. Das ständige Wechseln der Preisschilder, das Verfolgen des Kundengangs und die Präsenz voller Regale ohne Grifflücken sind gerade in der Anfangszeit des Ausverkaufs wichtig. „So erhalten wir auch die optische Attraktivität in Ergänzung mit den hohen Rabatten.“
Der Hesse läuft an den Bedientheken, die immer noch regelmäßig mit frischen Waren bestückt werden vorbei und prüft sorgfältig die Angebote. Das Frischesortiment mit Fleisch und Molkereiprodukten werde weiterhin geliefert, um den Kunden auch während des Ausverkaufs die volle Auswahl zu bieten.
Erst in der letzte Woche vor Schließung werde auch in diesem Bereich das Sortiment auslaufen. Während die Atmosphäre im restlichen Markt den besonderen Eindruck des nahendem Ende stark wiedergibt, herrscht dort noch die letzte Bastion der Normalität.
Marktleiter Thorsten Arns beschäftigt noch ein anderer Aspekt besonders. Sein Team steht vor einer beruflich unsicheren Zukunft. Das ist belastend, wie Ahrns emotional gesteht, denn die Mitarbeiter sind ihm ans Herz gewachsen: „Alle Angestellten haben eine Kündigung erhalten. Umso stolzer bin ich über deren Einsatz während der stressigen Zeit. Wir versuchen auch bei der Suche nach neuen Jobs zu helfen. Ob mit Arbeitszeugnissen oder PC-Kursen, wir kümmern uns bis zum letzten Tag um unsere Leute. Ich bin für jeden da und stehe mit Rat und Tat zur Verfügung.“
Bis zum Dienstag, 31. Mai, wird dieser Einsatz auch nötig sein, um den Ansturm der Schnäppchenjäger zu bewältigen und bis zum letzten Öffnungstag die Flächen des Real-Markts komplett zu leeren. Eine finale Aufgabe für Arns, die er mithilfe von Thomas Wagner bereits jetzt mit großem Engagement auf den Weg gebracht hat.
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