Im Interview

Autor, Reisejournalist und Fotograf Thomas Sbampato kommt nach Brühl

Der Schweizer Fotograf und Autor Thomas Sbampato spricht in der Festhalle über seine Erlebnisse in Botswana und Namibia.

Von 
Lukas Heylmann
Lesedauer: 
Thomas Sbampato vor Ort in Afrika - mit ungewöhnlichem Begleiter. © Sbampato

Brühl. Afrika wird aus der Sicht von Europa oft auf romantische, aber auch falsche und rassistische Vorurteile reduziert. Der Schweizer Thomas Sbampato, von Beruf Autor, Reisejournalist und Fotograf, hat zwischen 2016 und 2019 seine eigenen Eindrücke in Namibia und Botswana gesammelt. Diese stellt er in Vorträgen vor. Die Themen sind breit gefächert, es geht um beeindruckende Naturerlebnisse, aber eben auch Lebensrealität der Menschen. Im Interview spricht er vor seinem Auftritt in Brühl über Erfahrungen und Herangehensweise.

Sie widmen sich in Ihren Vorträgen verschiedenen Erdteilen, die Sie besucht haben. Wie ist Ihre Vorgehensweise vor Ort?

Thomas Sbampato: Das Besondere ist für mich immer die Faszination Mensch. Wenn ich nicht weiß, wer da lebt und die Charaktere der Menschen noch nicht kenne, dann fühle ich mich nicht angekommen. Ich fahre in andere Länder, um danach Bücher zu schreiben, Vorträge zu halten und von dort zu berichten, aber der Mensch steht im Zentrum, auch wenn ich die lokale Natur fotografiere. In Namibia und Botswana hat es vier Wochen gedauert, bis ich mich angekommen fühlte. In der Zeit hatte ich Menschen kennengelernt und dachte, ich habe eine Ahnung, wie die ungefähr ticken. Die hat sich bestätigt und ich habe immer noch viel Kontakt zu Menschen vor Ort.

Woher kommt Ihr Bezug zu Namibia und Botswana im Speziellen?

Sbampato: Afrika hat mich immer interessiert. 2016 bin ich erstmals hingereist und Abenteurer, die ich kenne und die schon mit großen Autos durch den ganzen Kontinent gefahren sind, haben gemeint, Namibia und Botswana sind Länder für Afrikaanfänger. Also bin ich dahin und dort hängen geblieben (lacht).

Mehr zum Thema

Pfarrzentrum

Aufführung des KjG-Theaters in Brühl wird erneut verschoben

Veröffentlicht
Von
Svea Thüning
Mehr erfahren
Festhalle

Filmfestival der Generationen in Brühl: Das Leben als langer, unruhiger Fluss

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren
Gemeinderat

Kinderbildungszentrum in Brühl nimmt nächste Hürde

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren

Sie haben angesprochen, dass Sie immer noch Kontakt nach Afrika haben. Mit wem?

Sbampato: Da gibt es zum Beispiel Erick, der mir seine Heimat gezeigt hat. Dabei handelt es sich um Katatura, die Township der namibischen Hauptstadt Windhoek – also die Gegend, in der die schwarze Bevölkerung lebt. Erick führt Touren, was ich genutzt habe, um ein Porträt die Township machen zu können. Er hatte damals zwei Autos, die ihm gehörten, als Taxi-Unternehmer. Während der Corona-Zeit hat er diese Autos verloren, außerdem ist eine gute Freundin von ihm an der Krankheit gestorben. Ich habe ihn mit Geld unterstützt und bin mit meiner Frau in sein Unternehmen eingestiegen, denn im März dieses Jahres kamen die Touristen wieder und er wusste nicht, wie er sich ein Auto leisten soll, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Jetzt kann er seine Familie wieder eigenständig ernähren. Ab 2023 veranstalte ich mit ihm auch Touren durch Namibia – er ist der Guide für Flora, Fauna und Kultur und ich der fotografische Leiter.

Was hat Sie im Kontakt mit den Menschen vor Ort besonders beeindruckt?

Sbampato: Mit wie wenigen Mitteln sie überleben und mit wie wenig sie zufrieden sind, falls das das richtige Wort ist. Ich habe damals mit Ericks Frau darüber gesprochen, wie es ist, ein Leben zu leben, in dem man kaum Chancen hat. Und sie hat erklärt, dass man sich in dieses Leben hineinbegibt, denn was soll man denn sonst machen? Die Menschen haben dort ihre Freunde und ihr Zuhause. Sie lachen viel und sind zufrieden damit, doch im Untergrund brodelt es. Trotzdem leben sie ihr Leben mit all den Anstrengungen, die es braucht und versuchen, es so würdevoll zu machen wie möglich. Das hat mich beeindruckt. Ich weiß nicht, ob ich das könnte und ob ich da nicht mal zum Aufstand gegen die reiche Schicht marschieren wollen würde.

Sie widmen sich in dem Vortrag auch der deutschen Kolonialgeschichte und den Spuren, die sie vor Ort hinterlassen hat – ein Thema, das in Deutschland gerne untergeht. Wie sind die Reaktionen darauf Ihrer Erfahrung nach?

Sbampato: Vor allem thematisiere ich die Rassentrennung und das wird positiv aufgenommen. Früher gab es öfter Reaktionen von Besuchern, die nur schöne Natur sehen, aber nichts über Politik hören wollten. Die Landschaften und Tiere biete ich auch, aber nicht nur, das ist mir zu oberflächlich. Inzwischen sind diese kritischen Stimmen in meiner Wahrnehmung aber verstummt. Das Bewusstsein der Leute hat sich in der Corona-Zeit und mit dem Krieg in der Ukraine schwer verändert, ich finde, die Menschen schauen genauer hin.

Einige der Erlebnisse, die Sie auf Ihrer Website andeuten – gerade in Bezug auf Wildnis und wilde Tiere – wirken wie Grenzerfahrungen. Sie schreiben beispielsweise, dass Sie sich „schutzlos ausgeliefert“ gefühlt haben. Was nimmt man davon mit ins weitere Leben?

Sbampato: Dass das weitere Leben sehr kurz sein kann (lacht). In Afrika war ich zu Fuß im Land der Elefanten und Löwen. Klar, ich hatte einen Guide, der genau wusste „Wie, was, wo?“ Und trotzdem sind wir zu Fuß von einem Elefanten gestellt und angegriffen worden und wussten beide nicht, was der jetzt macht. Wir haben uns so groß wie möglich gemacht und offenbar hat das den Elefanten beeindruckt, aber in so einem Moment geht einem schon das Herz in die Hose. Dieses Gefühl des völligen Ausgeliefertseins, dem kommt man sehr nahe – dass jemand anders über dein Schicksal entscheidet.

Wie würden Sie in wenigen Worten ausdrücken, was die Zuschauer bei Ihrem Vortrag in Brühl erwartet?

Sbampato: Ein Porträt von Namibia und Botswana, das möglichst umfassend ist und die Wirklichkeit wiedergeben soll, so wie sie dort ist und sie nicht verfälscht.

Zur Person

Thomas Sbampato ist 1962 in Zürich geboren.

Er ist Fotograf, Buchautor und Reisejournalist mit dem Schwerpunkt Zusammenleben von Mensch und Natur.

Neben seiner Leidenschaft für Afrika hält er auch Vorträge über Kanada und Alaska. Durch Alaska und Namibia bietet er Fotoreisen an. 2023 sollen drei davon stattfinden.

Mehr Informationen über Sbampato gibt es unter www.sbampato.ch. lh

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung