Brühl. Amtsleiter Jochen Ungerer ist sauer. „Die verärgerten Bürger beschweren sich laufend bei uns, dabei können wir gar nichts dafür“, sagt er und zeigt auf die Baustelle in der Kirchenstraße. Dort hat die MVV Mitte Juli begonnen die Straße aufzureißen, um Fernwärme- und Wasserleitungen zu verlegen beziehungsweise zu sanieren (wir berichteten). Im damals genehmigten Antrag war das Versorgungsunternehmen davon ausgegangen, die Arbeiten bis Mitte September abgeschlossen zu haben. Aber ein Blick auf die Baustelle und dann auf den Kalender zeigt, dass dieses Ziel noch immer nicht erreicht worden ist.
Und nun wird seitens der MVV eine Verlängerung der Genehmigung bis Ende November beantragt. Der Gemeinde sind in diesem Verfahren die Hände gebunden, sie ist gezwungen die Verlängerung zähneknirschend abzunicken, schließlich kann sie ja nicht sagen: „Schluss, macht die Löcher zu und fertig!“
Unsere Zeitung erkundigte sich beim Unternehmenssprecher der MVV, wie es zu dieser doch massiven Überschreitung des Zeitfensters kommen konnte. „Da die dafür vorgesehene Kolonne des Jahresvertragspartners noch auf einer anderen Baustelle eingespannt war, erfolgte der Baustart zwei Wochen später“, beantwortet Ron Zippelius unsere Frage, „während der Bauphase verzögerten dann bautechnische Herausforderungen den Ablauf und wirkten sich entsprechend auf den Zeitplan aus“.
Das dürfte die Anwohner und Menschen, die dort noch immer nicht fahren können, nicht unbedingt zufriedenstellen. Vor allem, weil ursprünglich eine wechselseitige Baustelle vorgesehen war, damit hätte die Straße nach dem täglichen Arbeitsschluss und an Wochenenden zumindest einseitig befahren werden können. Doch das wurde, wie es heißt, ohne Rücksprache mit den Behörden verworfen – es kam zu einer spontanen Komplettsperrung durch das Unternehmen. Einzelne Anwohner können ihr Haus gar nicht mit dem Auto erreichen.
Baustelle in Brühl bis Anfang Dezember
„Aufgrund mehrerer Gräben auf der Straße muss die Oberfläche komplett erneuert werden“, erklärt der MVV-Sprecher die Sicht des Unternehmens. Dazu sei nun einmal eine Vollsperrung notwendig geworden. Und er fügt der aktuellen Überschreitung des Zeitfensters zum Trotz hinzu: „Das geschlossene Baufeld erleichtert jedoch die Arbeiten, so dass wir die Verzögerungen dadurch in Grenzen halten können.“
So gehe man seitens des Unternehmens inzwischen davon aus, dass die Arbeiten Anfang Dezember abgeschlossen sein könnten.
Derweil zieht die ganze Angelegenheit noch weitere Kreise. Wegen der Sperrung musste eine Umleitung über die Friedens- und Adolf-Bensinger-Straße erfolgen. Damit da größere Fahrzeuge wie die Müll- oder auch Rettungswagen durchkommen, wurden Halteverbotszonen ausgewiesen. Das erhöht nicht nur die Parkraumnot in dem Wohngebiet, sondern sorgt auch dafür, dass an manchen Stellen die Gehwege durch die Beschilderung für Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder Kinderwagen nicht problemlos nutzbar sind. „Wir können den Anwohnern diese Situation kaum nachvollziehbar erklären“, sagt Ungerer auf unsere Nachfrage.
Und auch bei zwei privaten Bauherren in diesem Bereich – einem an der Ecke Kirchen- und Adolf-Bensinger-Straße, einem anderen in der Karpfengasse – bereitet die Verzögerung durch die MVV Probleme, denn sie können aktuell die Baukräne zeitlich und räumlich nicht so stellen, wie es für sie notwendig wäre, wird erklärt. Dadurch würden Zusatzkosten anfallen.
Nachdenklich stimmt, dass die MVV nun in der Wiesenstraße mit dem selben Unternehmen wie in der Kirchenstraße eine vergleichbare Maßnahme durchziehen möchte. Auf unsere Nachfrage sagt Zippelius: „Unsere Jahresvertragspartner können mehrere Baumaßnahmen gleichzeitig ausführen. Die Arbeiten in der Wiesenstraße werden durch eine weitere, unabhängige Kolonne durchgeführt.“ Diese Arbeiten sollen voraussichtlich bis Mitte Dezember abgeschlossen, prognostiziert die MVV – zurzeit jedenfalls.
Info: Für Fragen und Anregungen ist die MVV per E-Mail an kunden-service-ma@mvv-netze.de zu erreichen.
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