Brühl. Seit 20 Jahren bringt das Theater Hemshofschachtel aus Ludwigshafen mit Mundartstücke der deftigen und besonders lustigen Freude in die Hufeisengemeinde. Nun kehrte das Ensemble mit dem Stück „Agathe und der Theatergeist“ aus der Feder von Sieglinde Schloer und Andreas Assanoff erneut mit zwei Aufführungen zurück.
Das Ensemble um dessen Gründerin, Mittelpunkt und Herz, Marie-Louise Mott, kommt mit stets einem neuen Stück wieder – in diesem Fall sogar einem eigenen, das den Mitgliedern auf den Leib geschneidert wurde. Das Ergebnis? Mundarttheater, das für beste Unterhaltung sorgt.
Beim Auftritt der Hemshofschachtel in Brühl steht das Theater Mottenkiste im Fokus
Das Theater Mottenkiste hat im Stück finanzielle Probleme. 50 000 Euro fehlen, nur außer Theaterchef Jerome Ballschuh, herrlich hypochondrisch gespielt von Michael Obst, weiß niemand davon. Froh ist er, als die junge und talentierte Penelope Blitz (Jana König) auftaucht. Mit ihr in der weiblichen Hauptrolle von „Romeo und Julia aus der Palz“ soll es nach den Corona-Jahren raus aus der Krise gehen. Doch, Jerome findet den zukünftigen Star am Theaterhimmel ein wenig zu attraktiv und wandelt auf Freiersfüßen – zum großen Ärger von Ehefrau Daphne (Giovanna Bracco-Obst).
Nur gut, dass es Haushaltshilfe Agathe Einstein (Marie-Louise Mott) gibt, frisch zurückgekehrt von der Esoterik-Messe in München. Mehr Familienmitglied als Angestellte, arbeitet sie seit sechs Monaten ohne Lohn und versucht, den Verstrickungen durch Penelope auf den Grund zu gehen. Als sie dafür ihre neu erworbenen Kenntnisse im Bereich des Übersinnlichen anwendet, erscheint der englische Theatergeist Balduin (Gerhard Hasch), anno 1598 hingerichtet, da er versehentlich, als er den Romeo spielte, einen Kollegen erstach. Und er „babbelt Pälzisch“, denn er passe sich stets der Umgebung an, in die er gerufen werde. Dass er Agathe „Milady“ nennt, setzt sie in Verzückung, da Fan von allem Britischen, vor allem dem Königshaus und schottischem Whisky. Für Lachflashs bei den Zuschauern sorgten auch ihre „denglischen“ Konversationen mit dem Geist. Und straft er dich ein zweites Mal, schickt er dich nach Frankenthal.“
Für große Heiterkeit sorgt auch Paketbote Momo Fingerle (Mohamad Bapiri) durch seine lustigen Bemerkungen und als Hypochonder Jerome ihn wegen zu exzessivem Valiumgebrauch als Romeo in die Bühnenprobe einbindet. Durch Balduin gewinnt sie beim Hunderennen und kann nicht nur die Schließung des Theaters verhindern, sondern auch noch den Geist erlösen, mit dem sie nach England fährt. Durch die wahre Liebe erlöst, kommt er als lebender Paketbote ins Haus – ausgerechnet aus Frankenthal. Die Aufführung wurde mit frenetischem Applaus belohnt.
Claude und Dagmar Seidler aus Brühl meinten: „Wir sehen die Hemshofschachtel zum ersten Mal und finden es toll. Besonders den Bezug auf die Region und die Idee mit dem Theatergeist.“ Auch Oliver Pongartz aus Mannheim-Rheinau lobte die Aufführung: „Das ist besonders lustig wegen der Mundart.“ Der aktuelle Kulturamtschef Jochen Ungerer erinnerte sich im Gespräch genau: „Vor 20 Jahren kam Marie-Louise Mott einfach ins Büro meines Vorgängers, Lothar Ertl, und sagte: ‚So, bei Ihnen spielen wir ab sofort in der Festhalle!‘.“ Seitdem sorge das Ensemble regelmäßig für einen ausverkauften Saal, wie am Freitag und Samstag.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-hemshofschachtel-bringt-hochgeistiges-aus-der-pfalz-nach-bruehl-_arid,2256346.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html