Brühl. Bei der vergangenen Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Brühl und Rohrhof gab es harsche Kritik an der im November zurückgetretenen Vorsitzenden Bianca Mückenmüller. Sie habe ihre Pflichten und unter anderem die Aufbewahrungsfristen von Schreiben und steuerrelevanten Unterlagen nicht beachtet, lauteten einige der Vorwürfe (wir berichteten). Wir haben Mückenmüller zu den Vorhaltungen des kommissarischen Vorstands befragt.
Frau Mückenmüller, warum sind Sie am 26. November vergangenen Jahres vom Amt der Vorsitzenden des Gewerbevereins zurückgetreten?
Bianca Mückenmüller: Aufgrund gezielter Fehlinformationen und vorenthaltener Informationen durch Mitglieder des erweiterten Vorstandes habe ich mich entschieden, von meinem Amt zurückzutreten. Der gegenseitige Vertrauensverlust hätte ohne diesen Schritt nur noch zu größerem Schaden für den Verein geführt.
Was sagen Sie zum Vorwurf des kommissarischen Vorstandes, man habe Sie des Amtes entheben wollen?
Mückenmüller: Davon habe ich das erste Mal während der Sitzung erfahren.
Bei der Übergabe der Vereinsunterlagen sollen einige Vorgänge nicht korrekt abgelaufen sein. Konkret zu den Vorhaltungen: Haben Sie E-Mails gelöscht? Haben Sie Mails von der privaten Adresse verschickt? Haben Sie Daten und Korrespondenz vernichtet?
Mückenmüller: Die Frage sollte eher sein, warum das überhaupt thematisiert wird. Vor meinem Amtsantritt gab es ein vereinsinternes Mailsystem, von dem nur Mails verschickt, aber keine empfangen werden konnten. Es konnte auch keine Mails archivieren. Aus diesem Grund erfolgte der Mailverkehr meines Vorgängers größtenteils über dessen privaten Mailaccount. Relevante Dokumente wie Rechnungen, Eintritte, Austritte und mehr wurden als Hardcopy im Ordner abgelegt. Diese Vorgehensweise wurde nie in Frage gestellt, oder rückte in irgendjemandes Interesse. Das kann ich beurteilen, denn ich war drei Jahre im geschäftsführenden Vorstand. Ich habe diese Vorgehensweise übernommen, nur mit dem Unterschied, dass ich mir einen E-Mail-Account info@gv-bruehl.de einrichten ließ, um keinen Mailverkehr über meine Geschäftsadresse zu führen. Leider haben trotzdem immer wieder einige Mitglieder auf meine Geschäftsadresse geschrieben. Fast während meiner gesamten Amtszeit war Lockdown. Es gab nur einen sehr geringen Schriftwechsel, da keine Aktionen oder ähnliches durchgeführt werden konnten. Alle relevanten Dokumente liegen als Hardcopy vor. Alles weitere ist reine Spekulation.
Haben Sie sich nicht genügend über die Pflichten und Aufgaben einer Vorsitzenden informiert?
Mückenmüller: Vor meiner Wahl zum ersten Vorstand war ich fast zwei Jahre Schatzmeister im Verein. Die Arbeit im Vorstand war also nichts Neues für mich. Vor und nach meiner Wahl hatte ich mehrere Gespräche mit Vorstandskollegen. Außerdem nahm ich auf eigene Rechnung an einigen Seminaren über Vereinsführung teil.
Wie sehen Sie die Handhabung der Werbeanzeige für das Candlelight Shopping? Der Vorwurf lautet, dass Sie das nicht Bettina Hauck überlassen haben. Warum nicht?
Mückenmüller: Das Candlelight Shopping 2021 führte leider zur Eskalation, nachdem das von 2020 problemlos verlief. Aufgrund fehlender Daten und verspäteter Rückmeldungen seitens der Mitglieder verschob sich die Erstellung der Werbeanzeige. Auf meine Bitte hin, die Anzeige auf Basis derjenigen von 2020 vorerst ohne Nennung der Teilnehmer zu veröffentlichen, verweigerte Frau Hauck die Zusammenarbeit. Nachdem die Anzeige in Zusammenarbeit mit der Schwetzinger Zeitung erschienen war, entzog Frau Hauck dem Verein die Rechte an Bild und Text dieser Anzeige. Um weiteren Ärger zu vermeiden, führte ich mit dem Bürgermeister und dem Leiter des Ordnungsamtes ein Gespräch über die weitere Vorgehensweise. Die Gemeinde Brühl erstellte nach Absprache eine eigene Anzeige, die wir in der Brühler Rundschau veröffentlichten. Die vorstandsinternen Differenzen sollten nicht zum Nachteil der Mitglieder oder der Aktion führen.
Haben Sie es versäumt, das Angebot der Gemeinde zu nutzen, kostenlose Werbeanzeigen für den Gewerbeverein zu schalten?
Mückenmüller: Ich kann mir nicht erklären, wie dieser Vorwurf zustande kommt. Fast zeitgleich mit meiner Wahl zur Vorsitzenden trat der erste Lockdown in Kraft. Meine erste Tätigkeit bestand darin, zusammen mit den Mitgliedern und der Gemeinde Brühl eine Liste zu erstellen, mit Leistungen, die unsere Mitglieder trotz Lockdown den Kunden anbieten wollten. Diese Liste wurde regelmäßig erneuert, angepasst und in der Brühler Rundschau veröffentlicht. Außerdem werden die von der Brühler Rundschau zur Verfügung gestellten preisreduzierten Anzeigemöglichkeiten von den Mitgliedern genutzt und unsere Aktionen konnten immer kostenlos veröffentlicht werden.
Was sagen Sie zu dem Vorgehen des kommissarischen Vorstandes, sich in das Vereinsregister eintragen zu lassen? War das satzungskonform?
Mückenmüller: Dazu kann ich zurzeit keine Aussage treffen. Der Vorgang wird vom Amtsgericht geprüft. Nur so viel: Unsere Satzung ist sehr allgemein und unspezifisch gefasst. Da bleibt viel Spielraum für Interpretation.
Sie haben in der Sitzung bei der Abstimmung über den neuen Vorstand immer mit Nein gestimmt, außer bei der Schriftführerin und den Beisitzern, da mit Enthaltungen, warum?
Mückenmüller: Wir hatten eine offene Abstimmung per Akklamation. Deshalb denke ich, dass meine Wahlentscheidung öffentlich und offensichtlich war und nicht weiter kommentiert werden muss.
Bleiben Sie mit Ihrem Geschäft Mitglied im Gewerbeverein?
Mückenmüller: Darüber muss ich mir noch Gedanken machen. Das habe ich noch nicht entschieden.
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