Gemeinderat

Brühl tritt dem „European Energy Award“ bei

Dass Maßnahmen für Klimaschutz notwendig sind, bestätigen alle Gemeinderatsfraktionen. Der EEA würde diese überwachen. Allerdings herrscht Uneinigkeit über die Entscheidung zum Beitritt.

Von 
Stefan Kern
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Das Rathaus in Brühl. © Strauch

Brühl. Maßnahmen zum Klimaschutz, da herrschte am Ratstisch in der jüngsten Gemeinderatssitzung quer durch alle Fraktionen kein Zweifel, sind wichtig. Nicht ganz so überzeugt schien der Tenor zur Frage, ob Brühl nun Teil des „European Energy Award“ (EEA) werden soll. Vor allem die CDU hatte Bedenken. Das Projekt, so Thomas Gaisbauer (CDU), sei keine eigene Klimaschutzmaßnahme, sondern nur ein Controlling-System, mit dem die verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen überwacht und bewertet würden.

Für die Verwaltung, so hielt die Vorlage fest, sei die Überwachung der Wirksamkeit einzelner Maßnahmen dagegen von Bedeutung. Natürlich, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, sei das mit Aufwand und Kosten verbunden. Doch nach eingehender Prüfung sei man zu dem Schluss gekommen, dass eine Teilnahme an dem Programm mit Gesamtkosten von 45.000 Euro – wobei das Land davon 10.000 Euro übernimmt – für nun erst einmal vier Jahre Sinn mache. Er betonte, dass das EEA-Programm, das die Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg (Kliba) vor Ort umsetze, doch ein sehr effizientes und umsetzungsorientierte Qualitätsmanagementsystem sei, um Energieeinsparungen und damit die Minderung von CO2-Emissionen genau zu erfassen.

European Energy Award

Der „European Energy Award“ (EEA) ist ein europaweit genutztes Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren. Es erfasst die Energie- und Klimaschutzaktivitäten in allen Bereichen der Gemeinde nach einem einheitlichen Verfahren.

Die Daten der Kommune werden erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft, um Potenziale der nachhaltigen Energiepolitik und des Klimaschutzes identifizieren und nutzen zu können.

Er ist prozessorientiert angelegt und dient der Energieeinsparung, der effizienten Nutzung von Energie und der Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien. ras

Man müsse wissen, von wo man startet und welche Wegmarken man passiere, um das Ziel sicher zu erreichen. Für das Ziel der Klimaneutralität, so steht es in der Vorlage, sei eine systematische Vorgehensweise unerlässlich und diese Systematik könne der EEA gewährleisten. Begutachtet werden dabei die Bereiche Raumordnung, kommunale Gebäude, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation und Kommunikation.

Klimaschutz ist in Brühl eine Herkulesaufgabe

Deutlich wird in den Unterlagen übrigens, dass die CO2-Reduktion, die es bedarf, um die Pariser Ziele zu erreichen, einer Herkulesaufgabe gleichkomme. Wenn man die durchschnittlichen Einsparbemühungen der Jahre 2010 bis 2018 in Brühl nimmt, müsste die durchschnittliche CO2-Reduktion um 133 Prozent gesteigert werden und zwar bis 2045 Jahr für Jahr. Eine transparente und unabhängige Bilanzierung, um genau zu wissen, wo man stehe und welche Maßnahmen etwas bringen, so steht es in der Vorlage, sei dabei von einiger Bedeutung.

Gaisbauer betonte dagegen, dass es Zeit und Geld koste, die doch besser direkt in den Klimaschutz und tatsächliche Maßnahmen investiert werden sollten. Eine Sicht, gegen die sich Jens Gredel (FW) klar positionierte. Ja, es sei wichtig, in den Klimaschutz zu investieren. Aber es müsse eben auch in das Controlling der Maßnahmen investiert werden. Einfach zu investieren, ohne genau zu wissen, welchen Fortschritt diese Investitionen in Sachen Minderung von CO2-Emissionen bedeuten, sei nicht zielführend.

„European Energy Award“ als richtungweisender Kompass

Pascal Wasow (SPD) konstatierte kurz und prägnant: „Controlling ist wichtig, um zu sehen, ob man auf dem richtigen Weg ist.“ Im Grunde sei der EEA nichts anders als eine Art Kompass, der verhindere, dass man in die falsche Richtung gehe, so der Sozialdemokrat. Das heiße implizit, es gebe auch Investitionen in den Klimaschutz, die gut aussehen, aber nicht wirklich etwas brächten.

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Eine Sicht, die auch Ulrike Grüning (GLB) teilte. Nur wer genau wisse, welche Maßnahmen was genau brächten, könnte die richtigen Weichenstellungen vornehmen und maximal zielgerichtet investieren. Die Gefahr, die durch den Klimawandel drohe, sei groß und so müsse alles getan werden, damit möglichst effektiv Geld in Einsparmaßnahmen fließen würden.

Am Ende goutierte der Gemeinderat bei sechs CDU-Neinstimmen mehrheitlich für die Umsetzung der EEA-Maßnahme in Zusammenarbeit mit der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg (Kliba).

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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