Justiz

Brühler Druide steht erneut vor Gericht

Burghard B., ein selbst ernannter Druide, der einige Jahre in Rohrhof und Schwetzingen gelebt hat, wurde wegen Holocaust-Leugnung, Volksverhetzung und anderen Straftaten verurteilt und sitzt erneut in Untersuchungshaft.

Von 
Ralf Strauch
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Der selbsternannte Druide Burghard B. alias Burgos von Buchonia wollte vor zwölf Jahren eine Kultstätte in Rohrhof am dortigen Ortsrand verwirklichen. © wirth

Brühl. Es ist inzwischen zwölf Jahre her, da trat er aus dem mystischen Nebel ins Licht der Öffentlichkeit. Mit seinem weißen Bart, dem langen Haar und teilweise wallenden Gewändern entsprach er ganz dem Archetypus des Druiden. Beim Sammeln von Wildkräutern auf den Wiesen bei Rohrhof hatte Burghard B. auf einer Wiese, nur einen Steinwurf vom Friedhof entfernt, einen Ort mit mystischer Ausstrahlung entdeckt – berichtete er. Er fühlte eine keltische Kultstätte.

Zurzeit kann der inzwischen 73-jährige Mann keine Kräuter mehr in freier Natur sammeln, denn Burghard B. sitzt erneut in Untersuchungshaft und muss sich vor dem Gericht in Merseburg (Sachsen-Anhalt) verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Holocaust-Leugnung, Aufruf zu Straftaten und Volksverhetzung vor.

Reichsbürgerbewegung und NPD-Demonstrationen: Aktivitäten des Brühler Druiden Burghard B.

Für den selbst ernannten Druiden ist das aber nichts Neues. Als er noch in Schwetzingen und Rohrhof lebte, gab es bereits eine erste Anzeige wegen Volksverhetzung gegen B. – sie blieb aber erfolglos. Im Februar 2013 wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt, es gebe weit schwerwiegendere Vorwürfe, hieß es damals seitens der Behörde. Tatsächlich fiel er weiterhin auf, weil er in der sogenannten Reichsbürgerbewegung im August 2015 „Juristen für den Volksgerichtshof“ suchte. Zudem nahm er an mehreren NPD-Demonstrationen teil.

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Im Januar 2017, schlug die Bundesanwaltschaft zu: Seine Unterkünfte in Rohrhof nd Schwetzingen wurden durchsucht, wie auch die von anderen Männern in der Region, die ebenfalls ins Visier geraten waren. Festgenommen wurde Burghard B. im brandenburgischen Rietz-Neuendorf, wohin er sich damals fluchtartig abgesetzt hatte.

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Der Vorwurf, er habe eine terroristische Vereinigung gegründet, wurde von der Bundesanwaltschaft später fallengelassen. Im Februar 2022 wurde der Mann deshalb „nur“ wegen Volksverhetzung zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Erneute Festnahme: Die Delikte des Brühler Druiden

Doch fiel er den Ermittlungsbehörden noch während der Verbüßung seiner Bewährungsstrafe auf. Vergangenen Oktober nahm ein Sondereinsatzkommando den Druiden auf einem Campingplatz bei Querfurt erneut fest. Weil ihm schon einmal illegaler Waffenbesitz nachgewiesen worden war, galt die Verhaftung als Hochsicherheitseinsatz.

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Die Staatsanwaltschaft wirft Burghard B. insgesamt 43 Taten vor. Seine rassistischen und menschenverachtenden Verschwörungstheorien verbreitete der Mann demnach vor allem beim russischen Netzwerk „vk.com“. So hetzte er unter anderem: „Alle Deutsch-Feinde werden ab jetzt getötet.“ Laut Anklage stellte B. auch „Anti-Juden-Hefte“ zusammen, die er für 5 Euro im Internet verkaufte.

Burghard B. räumte inzwischen alle Vorwürfe ein, betonte bei diesem Geständnis allerdings, während der Internet-Hetzereien unter Alkoholeinfluss gestanden zu haben. Insgesamt drohen ihm nun zwei Jahre und drei Monate Haft.

Redaktion

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