Brühl. Die Jüngste ist 17 und die Älteste ist 94 – Bei der Nachbarschaftshilfe in Brühl macht das keinen Unterschied. Eher im Gegenteil: Das Team achtet ganz bewusst darauf, möglichst divers aufgestellt zu sein. Nur so können sie sicherstellen, dass sie für jeden Hilfesuchenden einen passenden Helfer bereitstellen können, glauben die Verantwortlichen.
Entweder die Familie wohnt woanders, der Nachbar ist ein Unsympath oder ein Schicksalsschlag nahm die Mobilität – Gründe, weswegen sich Menschen bei der Nachbarschaftshilfe melden, gibt es zuhauf. Eines ist aber immer gleich: Zunächst lernt die hilfsbedürftige Person das Leitungsteam kennen. Daniela Gaisbauer, Elke Rinderknecht und Jana Zimmermann legen nämlich Wert auf Gründlichkeit. „Wir besuchen die Person und lernen sie auf persönlicher Ebene kennen. Danach schauen wir in unseren Mitarbeiterpool, wer zu der Person passen könnte“, erzählt Gaisbauer.
Wer sich bei der Nachbarschaftshilfe in Brühl engagiert
Und dieser Mitarbeiterpool kann sich nach über 30 Jahren Bestehen sehen lassen: „Wir haben insgesamt 117 Ehrenamtliche. Davon sind 29 Männer“, sagt Rinderknecht. Zwar klinge die Männerquote auf den ersten Blick gering, das liege aber an den gesellschaftlichen Gegebenheiten, fügt Gaisbauer hinzu: „Soziale Berufe sind einfach eher weiblich besetzt. Wir sind also schon richtig stolz auf unsere 29 ehrenamtlichen Männer.“ Es sei aber auch wichtig, beide Geschlechter zu Verfügung zu haben, weiß Rinderknecht: „Männer können anderen Männer vielleicht eher helfen. Außerdem machen die Männer auch viel Gartenarbeit für unsere Kunden.“
Auf die Individualität des Kunden eingehen – das steht im Vordergrund der Arbeit. „Man muss sich immer vor Augen halten, dass es für viele Menschen eine große Überwindung bedeutet, sich bei uns zu melden. Deswegen wollen wir dem Kunden dann jemanden zur Seite stellen, mit dem er sich auch wohlfühlt.“ Ungefähr eineinhalb Stunden dauere das erste Kennenlerngespräch. „Wir möchten da herausfinden, was die Person braucht. Aber auch, wer die Person genau ist. Und so können wir die genau richtigen Helfer zur Seite stellen“, erklärt Gaisbauer.
Wenn der Helfer ausgewählt ist und sich mit dem Kunden verstehe, gebe es auch keinen Wechsel in der Pflege: „Das hat mehrere Gründe. Einerseits muss sich der Kunde nur an eine Person gewöhnen. Andererseits begleitet der Helfer den Bedürftigen oft über einen langen Zeitraum, kann also auch erkennen, ob und wie sich die Person verändert. Das kann entscheidend sein, um Krankheiten vorzubeugen.“
Erwartungen von Hilfesuchenden und Angebot von Helfern müssen bei Nachbarschaftshilfe in Brühl stimmen
Allerdings muss nicht nur die Chemie zwischen den Parteien stimmen, auch die Erwartungen des Hilfesuchenden müssen zum Angebot passen. „Unser Leitsatz: ‘Helfen, wie ein guter Nachbar helfen würde’, heißt, dass wir eben keine günstigen Putzkräfte zu Verfügung stellen. Wenn wir das Gefühl haben, das möchte der Kunde, bekommt er von uns eine Liste mit Dienstleistern, die das anbieten“, sagt Gaisbauer. Aus dem Leitsatz ergebe sich aber auch eine Verantwortung des Helfenden. Er solle nicht fragen, was er bei einem Dienst tun soll, fügt Rinderknecht hinzu: „Die bessere Frage wäre: ‘Was wollen wir heute tun?’ Wir sind also unterstützend dabei und geben dem Bedürftigen damit sogar noch die Möglichkeit, zu helfen und stolz zu sein.“ Danach noch einen Kaffee gemeinsam zu trinken, sei nicht nur geduldet, sondern sogar erwünscht.
Zwar seien die Mitarbeiter ehrenamtlich tätig, eine kleine Aufwandsentschädigung bekomme der Helfer trotzdem: „Das sind dann höchstens 250 Euro. Also reich werden sollte keine Motivation sein“, sagt Rinderknecht scherzhaft. Es gebe aber auch einen Vorteil der Abrechnungsart, weiß Kollegin Gaisbauer: „Dafür können Rentner und Leistungsempfänger das Geld komplett behalten.“
Ihre Kunden seien vielseitig, also dürfen es die Helfer auch sein: „Wir werden zwar von beiden christlichen Kirchen in Brühl unterstützt, sind aber offen für jeden. Konfession, Nationalität und so weiter spielen keine Rolle“, sagt Rinderknecht. Oft sei die gleiche Nationalität eine Brücke, über die sich Helfer und Bedürftiger verbinden. Genau deswegen ist sich Gaisbauer sicher: „Wir profitieren von unserer Vielseitigkeit. Dass es ein solches System in Brühl gibt, ist wirklich wertvoll.“
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