Im Interview

Brühler Ordnungsamtsleiter über die Kulturarbeit der Gemeinde

Brühls Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer sieht den Veranstaltungsreigen inzwischen fast schon wieder auf einem Niveau wie vor der Pandemie. Im Interview spricht er unter anderem über die Kulturarbeit in Brühl.

Von 
Ralf Strauch
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Jochen Ungerer, im Rathaus unter anderem für die Bereiche Vereine und Kultur zuständig, hat mit seinen Veranstaltungen in diesem Jahr noch viel vor. © gvb

Brühl. Der Veranstaltungskalender der Gemeinde ist nach der Corona-bedingten Zwangspause wieder wohlgefüllt. Vereine und die Kommune bieten zahlreiche Termine, die sich an die Einwohner aller Altersgruppen richten. Wir sprachen darüber mit Jochen Ungerer – der Ordnungsamtsleiter ist im Rathaus unter anderem für die Zusammenarbeit mit den Vereinen und die Kulturarbeit zuständig.

Der jüngste Kleinkunstabend wurde abgesagt – läuft es nach der Zwangspause noch immer nicht ganz rund?

Jochen Ungerer: Die Absage von Lucy van Kuhl war krankheitsbedingt. Das ist derzeit leider gang und gäbe – viele werden schneller krank, da wir unsere Abwehrkräfte gegen andere Viren erst wieder aufbauen müssen. Ansonsten läuft alles an Veranstaltungen endlich an. Das sieht man auch bei unseren Vereinen in Brühl und Rohrhof, die immer mehr mit ihren facettenreichen Veranstaltungen ins Gemeindeleben zurückkommen. So heben sie das Kulturleben wieder fast auf das Niveau, wo es vor der Pandemie war. Das ist gut so, denn es wurde all die Jahre geplant, um dann absagen zu müssen. Jetzt können all ihre Sachen wieder gemacht werden, die das Engagement der Vereine in den Mittelpunkt rücken und das gemeinschaftliche Miteinander fördern. Und auch bei Straßenkerwe und Sommerfest bauen wir auf die Vereine – nur wenn die mitmachen, ist das gelebte Brauchtumspflege, also keine kommerzialisierte und damit austauschbare Veranstaltung.

Und was bedeutet das für das für Ihr Kulturteam im Rathaus?

Ungerer: Das ist vorteilhaft für meine Mitarbeiter Thomas Russow und Celine Lazarus beziehungsweise mich, weil wir so zusammen mit den Vereinen einen abwechslungsreichen, ausgewogenen Veranstaltungskalender vorlegen können. Wir sind mit den kommunalen Kulturterminen inzwischen aber schon in der Planung für 2025, so lange muss man Absprachen treffen, um bekannte Künstler hierher zu holen.

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Ist es schwer, diese Verpflichtungen zu realisieren?

Ungerer: Es ist in der Hinsicht schwer, dass alles immer teuerer wird. Wir müssen deshalb sehr viel genauer schauen, wie wir das budgetiert bekommen. Das beginnt bei den Gagen der Künstler – auch die müssen anders rechnen. Und diese Kosten müssen wir erst einmal einspielen. Aber ich kann nicht einfach die Preise für die Eintrittskarten beliebig anheben. Wenn am Ende weniger Besucher kommen, ist das nicht nur schade, sondern kann bedeuten, dass unter dem Strich weniger für die weiteren Bereiche übrig bleibt. Ich versuche mit den Veranstaltungen immer auf eine „schwarze Null“ hinzuarbeiten.

Welche Kosten fallen noch an?

Ungerer: Da sind die Betriebskosten für die beiden Veranstaltungsorte in Brühl, die trotz Energiesparmaßnahmen extrem gestiegen sind. Die Technik, Personal abseits der Bühne – da habe ich ein wirklich tolles Team – und externe Dienstleister, bei denen der Mindestlohn zu Buche schlägt. Dazu kommen erhöhte Ausgaben für das Drumherum: Hotelzimmer, Taxifahrten zwischen Hotel und Veranstaltungsort, Bewirtung, Reinigungskräfte. Das ist alles um einiges kostspieliger geworden.

Sind wieder Open Airs vorgesehen?

Ungerer: Da sind die Kosten bis hin zu Bühnenbau und der dazugehörenden technischen Abnahme explodiert. Ohne die Unterstützung etwa vom Kulturfreundeskreis oder von Vereinen in der Bewirtung, die am Ende Geld einbringt, lässt sich da eine Veranstaltung nicht stemmen.

Wie läuft bislang der Vorverkauf?

Ungerer: Der Vorverkauf läuft bei Künstlern, die schon erfolgreiche Auftritte in Brühl hatten, somit im Ort Rang und Namen haben, immer gut – das sind beispielsweise Wolfgang Trepper und Bernhard Hoëcker. Aber die Künstler, die nur einmal oder noch gar nicht da waren, haben es schwieriger. Dabei darf man bilanzieren, dass in Brühl so gut wie keine Künstler zu Gast waren, die dann enttäuscht haben. Man kann sich also auf die Qualität unseres Angebots verlassen. Und so kommen immer wieder auch Besucher aus weiter Entfernung zu uns – von Aschaffenburg bis Baden-Baden und Offenburg werden immer häufiger Tickets bestellt, weil manche Künstler aus dem hohen Norden eigentlich gar nicht so weit im Südwesten der Republik auftreten – nur in Brühl machen sie eine Ausnahme, weil wir einen guten Ruf haben.

Welche Schulnote würden Sie dem Kulturangebot geben?

Ungerer: Sicher eine sehr gute Zwei.

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