Umweltverein

„Brühler Pflanzkisten“ verschönern Vorgärten

Die gelungene Aktion zur klimafreundlichen Umgestaltung von Schottergärten wird gut nachgefragt und soll ab September fortgesetzt werden.

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kt
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Zwei schöne Beispiele von „Brühler Pflanzkisten“. © Präg-Radtke

Brühl. Auch wenn der Sommer derzeit eher nass und kühl ist: Es ist Zeit, eine erste Zwischenbilanz für das Mitte Mai dieses Jahres gestartete Projekt „Brühler Pflanzkiste“ zu ziehen, schreibt der Verein für Umwelt- und Naturschutz Brühl und Rohrhof.

Überhitze Vorgärten im Sommer, der Rückgang der Insektenvielfalt, schlechtes Kleinklima – all das macht es aus Sicht des Umweltvereins notwendig, Alternativen zu Schottergärten und zugepflasterten Vorgärten zu finden. Die Politik habe das schon früh erkannt. Seit den 1990er-Jahren gebe es ein Verbot der Schottergärten nach der Landesbauordnung, und in verschärfter Form nach dem Naturschutzgesetz seit 2021. Doch es fehle bisher immer noch an der Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben, so die Umweltschützer.

In vielen Gemeinden im Land flattern derzeit Briefe mit der Aufforderung zur Umwandlung von Schottergärten in bepflanzte Flächen ins Haus der Gartenbesitzer. Man erhofft sich davon Einsicht der betroffenen Hausbesitzer. Oft wird es erstmal mit dem guten Willen versucht, statt gleich mit Bußgeld zu drohen, so der Brühler Umweltverein. Um dem zuvorzukommen und den schädlichen Auswirkungen von Schottergärten und artenarmen Vorgärten entgegenzuwirken, hat der Verein für Umwelt- und Naturschutz Brühl und Rohrhof das Projekt „Brühler Pflanzkiste“ gestartet. Als Einstieg werden diese Kisten für Vorgärten mit blühenden Stauden angeboten, die – dem Klimawandel angepasst – vorwiegend trockenheitsresistente, winterharte, insektenfreundliche, pflegeleichte Pflanzen enthalten. Das soll vor allem Freude an blühender Pracht und Leben in der nächsten Umgebung bringen.

21 Kisten bereits ausgeliefert

In den zurückliegenden zwei Monaten wurden 28 Pflanzkisten angefragt, 21 wurden bisher geliefert, weitere vier sind angemeldet und warten auf die Umarbeitung des Bodens, drei mussten abgesagt werden, weil sie nicht im Vorgarten platziert werden sollten. „Das ist für die kurze Zeit ein großer Erfolg. Denn schon damit ist signalisiert, dass nicht wenige eine naturnahe und deutliche Verschönerung Ihres Vorgartens einer grauen Steinwüste vorziehen“, weiß Klaus Triebskorn vom Vorstand des Vereins zu berichten. Er hat zudem viele der neuen „Pflanzkisten-Besitzer“ vor Ort beraten und mit Tipps zur Anpflanzung versorgt, vor allem, wenn es um sparsame Bewässerung und das Mulchen geht.

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Gerade in den regenlosen Wochen in diesem Frühsommer, als es eine Austrocknung des Bodens zu verhindern galt, war diese Expertise gefragt. Dazu sei erwähnt, dass Vorstandsmitglied Roland Obermeier mit seiner neuerlichen Weiterbildung zum Obst-, Garten- und Landschaftsfachwart sowie mit weiteren Zusatzqualifikationen dem Verein fachlich zur Verfügung steht.

Der Umweltverein konnte Förderer für dieses Projekt finden, die spontan und gänzlich hinter der Idee stehen. Dazu gehören die Gärtnerei Silvia Präg-Radtke in Rohrhof, bei der die Kisten bestellt werden können, die Sparkasse Heidelberg, der NABU Schwetzingen, die Gemeinde Brühl, und auch der Umweltverein Brühl selbst unterstützt das Projekt in der Umsetzung und finanziell. So wird eine große Kiste (60 mal 40 Zentimeter) sowie eine kleine Kiste (40 mal 30 Zentimeter) mit Pflanzen zum halben Preis angeboten.

In den Kisten sind rund 15 (beziehungsweise sechs) Stauden enthalten, die bei der Bestellung individuell nach Jahreszeit, Boden- und Lichtverhältnissen zusammengestellt werden können. Maximal zwei Kisten können pro Vorgarten zum Vorzugspreis bestellt werden. Überbracht werden die zusammengestellten Pflanzkisten inklusive Tipps zur Anpflanzung von Mitgliedern des Umweltvereins. Momentan pausiert das Projekt aufgrund der Sommerpause der Gärtnerei Silvia Präg-Radtke, aber ab Ende September sind die Pflanzkisten wieder bestellbar. „Das wäre ohnehin der bessere Zeitpunkt für Neuanpflanzungen als mitten im Sommer“, rät Bettina Hauck, ebenfalls im Vorstand des Umweltvereins, „denn heißes Sommerwetter bedeutet im ersten Jahr der Anpflanzung auf jeden Fall Stress für die Pflanzen.“

Flyer mit Infos und Tipps

Vom Umweltverein gibt es einen Flyer, der das Projekt beschreibt, einige Ideen zur Pflanzung enthält sowie eine Tabelle mit Beispielen für die Pflanzenauswahl. Der Flyer liegt bei den Sponsoren und in einigen Brühler Geschäften aus. Im Internet steht er bereit unter www.umwelt-bruehl-baden.de.

Der Verein ist übrigens engagiert dabei, für mehr Leben auch hinter dem Haus zu sorgen: mit einer kostenlosen Baumpflanzung aus eigener Baumaufzucht. Aus Samen gezogen werden die Setzlinge jährlich umgetopft, bis sie nach spätestens fünf bis sechs Jahren in Gärten ihre endgültige Heimat finden können. Es wurden bereits einige Säulenhainbuchen und Stieleichen auf private Grundstücke gepflanzt. Aktuell ist man dabei, auch kleine Bäumchen der Säuleneiche (Pyramideneiche) sowie der amerikanischen Roteiche zu ziehen. kt

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