Brühl. Anfang der 1950 Jahre zeigten sich die Brühler Gemeindeväter überzeugt, mit dem Neubau der Jahnschule die Schulraumnot beseitigt und einen ordnungsmäßiger Unterricht der Volksschule gesichert zu haben. Sechs Jahre später mussten sie allerdings feststellen, dass die vorhandenen Schulräume den pädagogischen Erfordernissen nicht mehr genügten. Brühl hatte in dieser Zeit ein rasantes Wachstum hingelegt und zählte inzwischen 7.000 Einwohner, die Volksschule der Gemeinde hatte rund 600 Schüler. Die Idee, das Alte Schulhaus zu erweitern oder ein weiteres Gebäude in der Jahnstraße als viertes Schulhaus zu schaffen, wurde schnell verworfen.
Man schaute auf die Entwicklung der Schülerzahlen bis ins Jahr 1964 und schlug vor, zwischen den beiden Ortsteilen Brühl und Rohrhof ein ganz neues Schulzentrum zu bauen. Obwohl der Gemeinderat im November 1958 noch der Meinung war, dass der Bau eines Schulzentrums aus finanziellen Gründen in absehbarer Zeit nicht realisierbar sei, hatte Bürgermeister Alfred Körber die Ratsmitglieder nach einiger Zeit überzeugt, so dass sie 1962 „grünes Licht“ zum Bau des Schulzentrums gaben. 1964 wurde mit den Erdarbeiten begonnen und schon 1965 – also vor nunmehr 60 Jahren – wurde das Richtfest des Schillerschul-Pavillons gefeiert und gleichzeitig der Grundstein für das Hauptgebäude gesetzt.
Brühler Schillerschule startet 1966 mit dem Unterricht
1966 konnte mit neun Klassen der Schulbetrieb im Pavillon der Schillerschule aufgenommen werden. Fieberhaft wurde gleichzeitig am Hauptbau weitergearbeitet. Im Juli 1967 wurde mit einem Festakt in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste die Schillerschule, als „das größte Bauwerk aller Zeiten“, wie Bürgermeister Körber selbstbewusst zu sagen pflegte, ihrer Bestimmung übergeben.
Brühl war damals eine der ersten Gemeinden im Land, die aus der Volksschule das neue Bildungssystem aus vierjähriger Grund- und anschließend fünfjähriger Hauptschule anbieten konnte, später wurde daraus die Werkrealschule, die noch eine zehntes Schuljahr in petto hatte. Doch 2018 kam das Aus für diesen Schultypus. Die schon damals amtierende Schulleiterin Dorothea Schmidt-Schulte erklärte gegenüber unserer Zeitung: „Es ist noch in der Schwebe, wie es mit der künftigen zehnten Klasse weitergeht.
Wir hatten vom Schulamt zugesichert bekommen, dass wir unsere Werkrealschule auslaufen lassen dürfen, dass wir also im kommenden Jahr noch eine zehnte Klasse für die letzten Absolventen anbieten können. Es wird wohl keine Sonderregelungen mehr geben, sondern auf die notwendigen Schülerzahlen bestanden.“ Und schon bald wurde aus der Schillerschule eine reine Grundschule mit der über 100 Jahre alten Außenstelle in Rohrhof.
Zeitgleich wuchs das Angebot der Ganztagsbetreuung in Brühl in enormen Tempo. Seit Beginn des Schuljahres 1991/92 besteht an der Schillerschule das Betreuungsangebot der Gemeinde, damals für Kinder im Grundschulalter. Man wollte Alleinerziehenden und Elternteilen ermöglichen, am Vormittag berufstätig zu sein, ohne dass sich daraus Probleme für die Betreuung ihrer Kinder ergeben. Zu diesem Zweck wurde im Pavillon ein Klassenzimmer den Erfordernissen entsprechend umgestaltet, in dem sich 18 Kinder unter Anleitung der Erzieherin Annegret Henke – inzwischen sitzt sie als Annegret Fonje und Ruheständlerin für die CDU im Gemeinderat – mit spielerischen und freizeitbezogenen Aktivitäten beschäftigten. Der stetig steigende Bedarf nach diesem Angebot forderte immer weitere Aus- und Umbauten. Seit 2018 plant die Gemeinde Brühl nach der Schließung der Werkrealschule im Rahmen der Errichtung des „Kinderbildungszentrums Schillerschule“ einen Anbau an die Grundschule.
2021 fasst der Brühler Rat den Grundsatzbeschluss für Hortneubau
2021 wurde vom Brühler Gemeinderat der Grundsatzbeschluss gefasst, einen Ersatzneubau für den Sonnenscheinhort an der Schillerschule zu errichten. Ein Jahr später wurde der Vorentwurf genehmigt. Auf dieser Grundlage wurde der Bauantrag Mitte 2023 gestellt, der Ende 2023 bewilligt wurde. Im Januar des laufenden Jahres wurde mit dem Rohbau begonnen, der im Juli fertig gestellt sein soll. Die Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme ist Ende 2026 geplant.
So wird jetzt gerade wieder im Zusammenhang mit der Schillerschule vom größten Bauprojekt aller Zeiten in Brühl gesprochen. Noch nie, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck beim Spatenstich für den Ersatzneubau des Hortes an der Schillerschule, habe die Gemeinde so viel eigenes Geld in die Hand genommen. Der Anbau, der Platz für die Ganztagsbetreuung von 280 Kindern samt Mensa und große Aula bietet, kostet insgesamt zehn Millionen Euro. Bei der Gemeinde verbleiben dank einer 2,5 Millionen Euro schwere Förderung über das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und rund einer halben Million Euro aus dem Ausgleichsstock des Landes, bislang sieben Millionen Euro als Eigenanteil hängen.
Hohe Investion in neue Kinderbetreuungseinrichtung
Und so stehen in der nächsten Gemeinderatssitzung am Montag, 23. Juni, ab 18.30 Uhr im Rathaus gleich mehrere Vergaben von Aufträgen für den Innenausbau des Ersatzneubaus auf der Tagesordnung. Unter dem Strich summieren sich allein diese Kosten auf stolze 2,26 Millionen Euro. Die Kostenschätzung für diese Arbeiten von den Sanitäranlagen bis zu den Elektroninstallationen allerdings unter dem Strich sogar noch deutlich über diesem Betrag.
Die Eckdaten des Bauprojekts sind auch jenseits der Kosten beeindruckend. Auf rund 3.000 Quadratmetern über drei Stockwerke entstehen 14 Hortgruppenräume und einige Räume zur speziellen Nutzung – darunter eben vor allem die 300 Quadratmeter große Aula und eine Mensa für die gesamte Schule. Geplant ist auch schon eine Nutzung der Räumlichkeiten jenseits des Betreuungsprinzips. Vor allem die Volkshochschule soll hier in Zukunft verschiedene Kurse anbieten – und für Kulturevents sehen die Planer ebenfalls Potenziale. Gleichzeitig werden im 60 Jahre alten Pavillion der Schillerschule Räume für die kommunale Kindertagesstätte erweitert.
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