Brühl. Immer mehr Arbeitsabläufe, die früher noch Facharbeiter erledigen mussten, laufen heute digital ab. Wo früher per Hand Schrauben festgedreht, Pulver abgefüllt oder Verpackungen zugeklebt wurden, stehen heute intelligente Maschinen – wie etwa die Industrieroboter.
Denn Fabriken stellen ihre Waren heute mit computergesteuerten Systemen weitaus schneller und effizienter her. Damit beginnt ein neues Zeitalter: Technologien, die eine solche Produktion ermöglichen, sind nämlich Teil der sogenannten „Industrie 4.0“. Das ist die Vernetzung von Maschinen und Abläufen mit intelligenten und lernenden IT-Programmen. Dass Schülern diese Entwicklungen möglichst früh nahegebracht werden, erscheint also sehr zeitgemäß – und wichtig für Nachwuchs im Techniksektor. Die Marion-Dönhoff-Realschule hat aus diesem Grund zum ersten Mal das Projekt „Coaching4Future“ des Bildungsnetzwerks Baden-Württemberg gebucht. Dessen Truck machte auf dem Brühler Messplatz Station.
Im Ausstellungsfahrzeug: Brühler Schüler probieren morderne Technologien selbst aus
Das Konzept: In einem Ausstellungsfahrzeug mit dem Namen „Discover Industry“ konnten Klassen der Realschule drei Tage lang in verschiedenen Kursen moderne Technologien selbst ausprobieren. Unter Anleitung der Coaches Marco Umstätter und Marcel Michel bekamen die Schüler einen umfassenden Einblick in moderne Entwicklungen aus Industrie und Technik.
Ziel der Ausstellung sei es dabei, Berufsfelder rund um die Schulfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik für junge Menschen interessant zu machen, erklärte Coach Marcel Michel. Da dies oft sogenannte „Angstfächer“ seien, setze der Truck zum Großteil auf praktisches Erleben. An verschiedenen Stationen konnte demnach mit innovativen Technologien experimentiert werden.
Die Klasse 9c der Realschule nahm dieses Angebot an – und zeigte sich von Beginn an begeistert. Nach einem kurzen Vortrag zur Geschichte der Industrialisierung wurde der Ausstellungstruck dann schnell zur technischen Spielwiese.
Die Jugendlichen aus Brühl scannen sich gegenseitig wie im Science-Fiction-Film "Alien"
So konnten sich die Schüler mit Scannern gegenseitig aufnehmen und 3-D Modelle ihrer Klassenkameraden erstellen – in der Industrie wird diese Methode genutzt, um möglichst effizient Prototypen zu entwickeln und zu testen.
Zudem war es möglich, mit einer VR-Brille in sonst unzugängliche Bereiche vorzudringen und über speziell programmierte Smartphones mit einer intelligenten Abfüllanlage zu kommunizieren.
Dabei sollten verschiedenfarbige Plastikkugeln in jeweils komplett individuellen Mischungsverhältnissen von der Maschine schnell nacheinander abgefüllt werden. Die Schüler konnten alle Informationen für die Anlage in einem Chip auf dem Deckel der Verpackung vermerken, den die Maschine sofort erkannte. „Diese Technologien kommen zum Beispiel bei Müslimischungen zum Einsatz“, erklärt Coach Michel. Eine Station weiter konnten die Schüler dann auch einen Blick durch ein Mikroskop werfen.
Fälschungssicherung: Die Brühler Schüler lernen die Eigenschaften von Geldscheinen
Darunter waren Geldscheine zu sehen. „Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr erkennen, warum ihr nicht einfach eigenes Geld drucken könnt“, schmunzelte Marcel Michel und verwies dabei auf moderne Druckmethoden, die immer wieder Fälschungssicherungen in die Geldscheine einbauen. Unter einem Mikroskop sind diese sichtbar. Alle zehn Minuten wechselten die Schüler die Stationen. Dank kleiner Gruppen von je drei bis vier Schülern gab es nie Stau.
Und nicht nur bei den Schülern, sondern vor allem beim Lehrpersonal kam das Angebot der Ausstellung gut an. Auch der Klassenlehrer der 9c, Michael Koch, ist vom Konzept „Discover Industry“ überzeugt. „Das Programm gibt Schülern einen Einblick in Industrieberufe und was alles durch die Mint-Fächer möglich ist“, unterstreicht der Lehrer. Schon vorher habe „Coaching4Future“ Vorträge zu diesen Themen an der Schule gehalten. Durch den Erlebnistruck sei aber ein deutlich größerer Ausschnitt der Themenvielfalt geboten.
„Der Truck ist in diesem Jahr zum ersten Mal in Brühl. Wir hoffen damit, die etwas vorurteilsbehafteten Fächer interessant zu machen – vor allem für Mädchen“, führt Koch weiter aus. Schülerin Lara Höflein (14) aus Schwetzingen bestätigt das: „Ich interessiere mich eigentlich nicht für die Mint-Berufe, trotzdem finde ich die Ausstellung sehr spannend – eine VR-Brille habe ich zum Beispiel noch nie benutzt“.
Die Brühler Neuntklässler lernen von Massachussetts Institute of Technology
Bei einem Workshop mit Marco Umstätter konnte die 9c dann im Anschluss noch eine eigene App programmieren. Dazu wurde ein digitaler „Baukasten“ der berühmten Technik-Uni „MIT“ verwendet. Schlussendlich war das Bild eines Roboters zu sehen, der auf Knopfdruck von den Schülern hoch- und heruntergefahren werden konnte.
Zum Schluss gab es ermutigende Worte: Eine Mint-Karriere könne man schnell machen – und das mit jedem Abschluss: „Alle Bildungsabschlüsse kann man nachholen – oder auch gleich eine Ausbildung machen. Euch stehen alle Wege offen“, meint Coach Marcel Michel.
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