Im Interview

Brühlerin will Achtsamkeit und Balance im Mama-Alltag fördern

Die Gesundheitscoachin Alicia Mallek aus Brühl startet online das Projekt „MamaSinn“, um Müttern Impulse für Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Balance zu geben.

Von 
Ralf Strauch
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Mit „MamaSinn" will Alicia Mallek aus Brühl einen Raum für Selbstfürsorge, Achtsamkeit und echte Verbindung schaffen – besonders für Mütter, die sich im Alltag oft selbst vergessen. © Alicia Mallek�

Das Wichtigste in Kürze

Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs fühlten sich viele Mütter unter Druck gesetzt. Die in Brühl lebende Alicia Mallek möchte dem etwas entgegensetzen. Mit ihrem Projekt „MamaSinn“ lädt sie Mütter zu kostenlosen Online-Workshops ein, die Entspannung, Selbstfürsorge und Austausch ermöglichen.

Brühl. Immer mehr Mütter stehen im Alltag aus Sicht der zertifizierten Gesundheitscoachin und Präventionsberaterin Alicia Mallek unter Dauerbelastung. Es gilt zwischen Kindern, Beruf und Haushalt zu jonglieren. Da bleibe oft kaum Raum für die Frauen selbst. Besonders jetzt, wenn das neue Schuljahr beginnt, fühlten sich viele Mütter zusätzlich unter Druck gesetzt. Die in Brühl lebende Mallek möchte dem etwas entgegensetzen. Mit ihrem Projekt „MamaSinn“ lädt sie Mütter zu kostenlosen Online-Workshops ein, die Entspannung, Selbstfürsorge und Austausch ermöglichen.

Der erste Workshop findet am Montag, 15. September, um 9.30 Uhr, via Zoom statt. Unter dem Titel „Ankommen bei dir – Zeit für Ruhe und neue Kraft“ können Frauen von zu Hause aus in einer geschützten Atmosphäre zur Ruhe kommen, einfache Übungen kennenlernen und neue Kraft für den Alltag sammeln. Wir sprachen mit Alicia Mallek über die Situation von Müttern in Deutschland, den Workshop und weitere Projekte.

Was wollen Sie mit diesem Workshop erreichen?

Alicia Mallek: Ich möchte Mütter auf einer ganz niederschwelligen Art unterstützen, dass sie die eigene Selbstfürsorge mehr in den Fokus stellen.

Warum?

Mallek : In Gesprächen mit anderen Müttern habe ich festgestellt, dass die Selbstfürsorge für viele von ihnen nicht selbstverständlich ist. Viele von ihnen leisten unheimlich viel – gerade auch Mütter, denen man es af den ersten Blick gar nicht anmerkt, wie weit sie dabei gehen. Sie wirken einfach und arbeiten ganz viel auch im sozialen Kontext. Das sind oft Frauen, die dann ziemlich gestresst sind und das selber gar nicht wahrnehmen. Sie vernachlässigen dann oft ihre eigenen Bedürfnisse.

Warum richtet sich Ihr Angebot aber nur an Mütter – es gibt doch auch viele erziehende Väter?

Mallek : Weil ich als Mutter meine eigenen Erfahrungen am besten an andere Mütter weitergeben kann. Außerdem nehme ich Unterschiede bei Müttern und Vätern wahr – einfach schon hormonell. Bereits die Schwangerschaft macht mit den Frauen etwas ganz anderes als mit den Männern. Dann die Frage, was es in der Frau auslöst, wenn sie eine Rückbildung des Körpers nach der Entbindung habe. Das sind einfach Ebenen, da kann ich als Mutter Müttern mehr geben als es bei Vätern möglich ist.

Jetzt ist ja Mutter im traditionellen Rollenverständnis das Sinnbild für Selbstaufopferung – wird das nicht mehr so gesehen?

Mallek : Ich glaube, Mütter empfinden sich auch heute noch so. Auf der anderen Seite denke ich, das wir heute lernen dürfen, dass Selbstfürsorge eben nicht bedeutet, nur sich in den Vordergrund zu stellen. Am meisten können Mütter aber Fürsorge für die Familie leisten, wenn sie selbst sich in ihrer Kraft sicher sind. Das ist die Voraussetzung, dass sie das überhaupt geben können.

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Warum ist aus Ihrer Sicht dabei die Selbstfürsorge für Mütter so wichtig?

Mallek : Die Selbstfürsorge ist aus dem Grund wichtig, weil ich am meisten geben kann – gerade auch in der heutigen Zeit, in der im Vergleich zu den alten Rollenbildern sehr viele Anforderungen an eine Frau in Bezug auf die Arbeitswelt und dann eben noch auf Haushalt und Familie gestellt werden – wenn ich selber kraftvoll bin. Da spielt auch das Thema der dauernden Selbstoptimierung rein. Dabei ist es wichtig, mit seinen Kräften zu haushalten. Wir haben heute aufgrund des modernen Lebensstils ganz andere Ansprüche, die an uns gestellt werden und die wir an uns stellen. Den Müttern wird enorm viel abverlangt. Es gibt die Doppelbelastung durch die Arbeit und zudem müssen für die Kinder Aktivitäten in Vereinen abgedeckt werden, es sind Fahrten zu Veranstaltungen der Kinder zu leisten, die Kinder spielen nicht mehr einfach auf der Straße, sondern müssen zu „Spieldates“ gebracht werden. Da spielt also der Faktor Zeit eine große Rolle, mit dem gut haushaltet werden muss. Gerade jetzt, wenn wir die Erkenntnisse haben, was Kinder alles brauchen, wird sehr deutlich, wie viel von den Müttern geleistet werden muss. Und das geht eben am besten, wenn die Frauen ihre Selbstfürsorge oben anstellen, um die Kapazitäten dafür zu haben, um neue Ideen aufzunehmen beziehungsweise zu verarbeiten.

Was macht es mit Ihnen, wenn Sie den Begriff Rabenmutter hören?

Mallek : Rabenmutter ist für mich eher ein Begriff der Fantastik. Der ist aus meiner Sicht überhaupt nicht relevant. Der geht auf überholte Rollenbilder zurück. Ich würde ihn ein wenig in den Bereich der „schwarzen Pädagogik“ verordnen. Es hört sich für mich so ein wenig nach „Struwwelpeter“ an. Es scheint mir, dass da manche Menschen noch zu sehr an alten Rollenbildern festhalten, die es längst nicht mehr gibt.

Schauen wir auf die neuen Rollenbilder: Was fällt Ihnen zu Helikoptermüttern ein?

Mallek : Ich würde sagen, das ist ein abwertender Begriff für Frauen, die ein sehr großes Fürsorgebedürfnis für ihre Kinder haben. Ich denke, dass dann ein Problem entstehen kann, wenn eine Mutter über ihre Ressourcen hinaus haushaltet, um eine übergroße Fürsorge für ihr Kind zu übernehmen, sich aber selbst dabei verausgabt. Und diese Verausgabung führt dann dazu, dass sie eben noch mehr Fürsorge für ihr Kind entwickeln. Viele Mütter wollen es alles einfach noch besser machen, als sie es von ihren Müttern erlebt haben. Manche habe auch schlichtweg Angst, dass es ihrem Kind nicht gut gehen würde.

Was ist für Sie ien gesunder Weg, den Sie einer Mütter empfehlen würden?

Mallek : Ich glaube, dass beste ist, wenn eine Mutter ihre Selbstfürsorge neben die Fürsorge für die Familie stellt. Es geht nicht darum, sie von der Priorität her darüber oder darunter zu stellen, sondern immer wieder wahrzunehmen, dass die eigene Fürsorge die Voraussetzung ist, um langfristig dem Leistungsanspruch zu genügen. Ich würde jeder Mutter raten, das sie genau das sieht. Jede Mutter ist immer wieder mit Bewertungen konfrontiert – durch Erzieher, durch Lehrer, durch Angehörige, Nachbarn und Freunde. Sie alle bewerten Mütter beabsichtigt oder unbeabsichtigt immer wieder. Und genau das löst Druck aus. Ich glaube, es ist wichtig, das wahrzunehmen. Wir haben heute Begriffe wie Mama-Burnout, weil Mütter sich einfach überfordert fühlen, grade auch, wenn andere Bereiche des Lebens auch noch große Herausforderungen mit sich bringen. Um dem gewappnet zu sein und trotzdem dem hohen Anspruch an die Erziehung der Kinder zu genügen, ist es wichtig, auf sich zu achten. Eben deshalb ist es auch wichtig, präventiv zu schauen, was die Mutter braucht, um dem Mama-Burnout oder einer totalen Überforderungssituation mit ihrem Kind vorzubeugen.

Wir brauchen also starke Frauen als Mütter?

Mallek : Ja.

Gibt es einen allgemeinen Ratschlag, den Sie Müttern mitgeben möchten?

Mallek : Ich würde sagen: Vergiss nicht, dass du nicht perfekt sein musst. Du bist genug, so wie du bist. Es ist wichtig, im Hier und Jetzt zu sein. Ich glaube, das, was Kinder wirklich brauchen, ist eine Mutter, die anwesend sein kann und nicht durch den ganzen Stress nicht mehr dazu in der Lage ist, für ihr Kind wirklich da zu sein.

Redaktion

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