Brühl. Das Richtfest und der Tag der offenen Tür waren für viele Menschen die erste Möglichkeit, nicht nur von außen einen Blick auf die neue Bebauung in der „Grünen Mitte“ werfen zu können, sondern direkt in die Bebauung einzutauchen. 17 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt über 300 Wohnungen sollen entstehen.
„Im Pocket-Park stehend, konnten die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) gegen dieses Projekt, Rüdiger Lorbeer und Herbert Seitz, erkennen, wie wichtig unser Engagement war“, schreiben die Verantwortlichen der Initiative nun. „Kaum vorzustellen ist es, wenn auch hier noch ein Haus entstanden wäre, denn die entstandene Freifläche ist der einzige Bereich mit Licht und Raum zum Durchatmen.“ Klar erkennbar sei aus der Innenperspektive „die Massivität der Bebauung. Wir konnten an einigen Stellen glücklicherweise erreichen, dass die Abstände zwischen den Gebäuden größer wurden, allerdings bei Weitem nicht ausreichend“, kritisiert die Initiative.
Kritik an der Bebauung der „Grünen Mitte“ in Brühl: Wenig Licht und Raum
„Die Stellen, an denen die fünf- und sechsgeschossigen Gebäude stehen, die nur 7,5 Meter Abstand zueinander haben, waren durch Bauzäune abgesperrt und nicht öffentlich zugänglich“, monieren die BI-Verantwortlichen. Erkennbar sei dabei gewesen, „dass die in nördlicher Richtung in zweiter und dritter Reihe stehenden Gebäude auch im Sommer, zumindest im Erdgeschoss und je nach Standort auch darüber, durch den Schattenwurf der anderen Gebäude keinen Sonnenstrahl abbekommen werden“. Durch die großzügigen Terrassen und Balkone lägen dort die Fenster zudem weit zurück, sodass die Wohnungen trotz der bodentiefen modernen Fenster kaum Tageslicht abbekämen. „Die Fluchten zwischen den Häusern sind leider ebenfalls wie befürchtet sehr eng geworden und es fällt schwer, sich vorzustellen, wie bei so vielen Menschen auf so engem Raum auf der eigenen Terrasse oder dem Balkon etwas Privatsphäre entstehen soll.“
Durch die „klare Struktur der Baulinien, durch die alle Gebäude in nahezu der gleichen Flucht stehen“, werde dieser Eindruck zusätzlich gefördert und schalltechnisch zu Problemen führen. „Wie der Baufortschritt bereits erkennen lässt, wird dort wohl auch keine architektonisch wertvolle Fassadengestaltung Einzug halten, sondern lediglich mit unterschiedlichen Farben gearbeitet, was den Großstadtcharakter des Projektes weiter fördert“, schreibt die BI weiter. „Hier wurde im von den Architekten selbst genannten Referenzobjekt in Frankfurt deutlich mehr investiert. Auch wenn wir den Gedanken der Innenverdichtung begrüßen und das geplante Energiekonzept des Quartiers auch aus unserer Sicht als zeitgemäß, innovativ und gelungen bezeichnet werden kann, sofern es auch erfolgreich umgesetzt und betrieben werden kann, sind wir nach wie vor der Meinung, dass Brühl eine solche massive Bauweise nicht benötigt hätte, zumal hier kein Wohnraum für diejenigen entsteht, die bezahlbaren Wohnraum suchen.“
Dass mit darunterliegenden Tiefgaragen „nahezu der gesamte ehemalige Sportplatz zubetoniert und versiegelt wurde, ist bauplanerisch und ökologisch weder sinnvoll noch zeitgemäß“, kritisiert die BI. Weniger Geschosse und größere Gebäudeabstände hätten für weniger Wohnungen und damit weniger Versiegelungsfläche gesorgt. „Ein Blick in die Tiefgarage hat uns ins Staunen versetzt, denn hier ist schon jetzt die mit Abstand größte versiegelte Fläche im gesamten Brühler Wohnungsbaubereich entstanden.“ Mit der Anbindung an die Tiefgaragen im vorderen Teil des noch unbebauten Teilareals und dem im Bau befindlichen fünfgeschossigen Gebäude mit siebenstöckigem Turm werde dieses Megaprojekt dort sogar noch für weitere Versiegelung riesiger Flächen sorgen.
„Wenn es für unseren Bürgermeister mit dem Dr.-Ralf-Göck-Stadion schon nicht geklappt hat, könnte man ja dort über einen Göck-Tower am ,Schandenbuckel‘ nachdenken“, schreiben die BI-Verantwortlichen abschließend.
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