Festhalle

Chako's Weihnachtsshow in Brühl: Mit Urgewalt landen Sitten im Kakao

Chako Habekost begeistert Brühl mit seiner urkomischen Weihnachtsshow. Vom kurpfälzischen Humor bis zu skurrilen Geschenkideen. Die Brühler lieben ihn, der den Saal mit seiner „GOSCHpel-Show“ zum Beben bringt.

Von 
Marco Montalbano
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Daumen hoch: Chako Habekost präsentiert sein Weihnachts- und Neujahrsprogramm in der Festhalle – und begeistert. © Marco Montalbano

Brühl. Er ist einer der liebsten Gäste auf der größten Bühne der Hufeisengemeinde – und einer der treuesten: Christian Konrad Ernst Habekost. Oder einfach nur „Chako“. Wie eine Urgewalt kam der beliebte (Kur)-Pfälzer Comedian über sein Publikum und zog genüsslich nicht nur so manche weihnachtliche Sitte (und Unsitte) in seiner sehr speziellen (und beliebten) Art durch den Kakao, sondern auch Silvesterbräuche – „Wokeness“ und „Klimakleber“ gleich mit. Dies jedoch so sympathisch, dass selbst die, die bezüglich der letzten Dinge keinen Spaß verstehen, herzhaft gelacht haben dürften – zusammen mit allen, die Weihnachten hassen sowie vereint mit denen, die Weihnachten lieben. Chako eben.

Die Brühler lieben „ihren Chako“. Kein Wunder, dass die Besucher gerade mal so Platz fanden in der eigentlich recht großen Halle. Denn nicht nur Chako hält dem Ort die Treue, sondern auch sein Publikum, das immer zur Stelle ist, wenn er in die Gegend kommt. Von Null auf Hundert startete Habekost sein „WoiNachtsFeierWerk“ und berichtete aus seiner Kindheit.

Chako in Brühl: Jesuskind fährt um die Wette

Wer den gebürtigen Mannheimer von seinen Auftritten her kennt, konnte sich lebhaft vorstellen, dass es durchaus der Wahrheit entsprochen haben mag, wie klein Christian das Jesuskind aus der Weihnachtskrippe von seiner Windel befreite und es in einem Rennauto seiner funkelnagelneuen Carrera-Rennbahn mit den Heiligen Drei Königen um die Wette fahren ließ.

Sowieso sei es mit dem Schenken zum Christfest so eine Sache: „Viele schenke sich jo nix, zumindes sage se des“, meinte er. Denn wenn man denke, man bekomme nichts, insgeheim aber damit rechne, kaufe man irgendwas und auf jeden Fall nichts Sinnvolles. „Es gibt nix Schlimmeres“, resümierte er, als sich aus lauter Verzweiflung beim „Kokolores-Mumpitz-Regal“ zu bedienen (das einer bekannten Kaffeerösterei). Überhaupt seien die Heiligen Drei Könige schuld an der „Schenkerei“. Dabei seien sie zuerst einmal zwei Wochen zu spät zum Jesuskind gelangt und hätten auch nur „Feez“ (für alle nicht Kurpfälzer: „unnützes Zeug“) mitgebracht: „Weihrauch, Gold und Myrrhe.

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Was soll een kleenes Kind damit mache? Beim Weihrauch droht eine Rauchvergiftung, am Gold konns höchste lutsche oder in die Kripp lege, dass des Stroh net so piekst. Aber Myrrhe? Das unnützeste Geschenk überhaupt. Wären es drei Königinnen gewesen, wären die wenigstens pünktlich gekommen, weil sie keinem dappischen Stern hinterher gelaufen wären, sondern nach dem Weg gefragt hätten. Und hätten sicher Nützliches geschenkt. Dekozeug oder so.“ Aber eigentlich an allem schuld sei der „Russ“, denn der würde eh heute gern genommen, wenn etwas nicht stimme. Von einem kam Chako ins andere, dachte über Geschenke wie Milchaufschäumer nach und das Problem in den endlosen Weiten des Internets zwischen unendlich vielen Angeboten und genau so vielen „Pornoseiten“ fündig zu werden.

Chako wird in Brühl von Stefan Kahne auf der Gitarre begleitet

Musikalisch begleitet wurde er auf der Gitarre von Stefan Kahne und dichtete dabei fröhlich altbekannte Lieder um, sodass das für ihn „verlogene White Christmas“ zu „I’m freezin wie’d Sau on Christmas“ wurde. Auch viele (wahre) Fun Facts hatte der Bühnenprofi mitgebracht, wie zu einem der beliebtesten Weihnachtsfilme im deutschsprachigen Raum: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. „Do stank es wie’d Sau nach Fisch.“ Und tatsächlich, denn just im Jahre 1973 sei es zwar bitterkalt gewesen am Drehort, Schloss Morit- burg bei Dresden, aber es habe kein Schnee gelegen.

Applaus, Applaus – das Publikum in der Festhalle amüsiert sich köstlich über den beliebten (Kur)-Pfälzer Comedian. © Marco Montalbano

Kein Problem für die Verantwortlichen in der damaligen DDR, denn „3HfA“ war die Lösung, legendärer Kunstschnee „made in Ostdeutschland“ – aus Fischabfällen. „Überhaupt ist der deutsche Winter die Keimzelle der schlechten Laune hierzulande und gibt es vier Tage mal Schnee, geht für viele Leute die Welt unter.“ Der sei „eh so selten wie ein schwarzer Schimmel“, verdeutlichte er mit einer Metapher aus dem Tierreich oder ein „entschlossener Olaf Scholz“.

Kaum ein Halten gab es, als er als eine seiner legendären Bühnencharaktere, dem US-amerikanischen Baptistenprediger, zum großen Finale überging und in Martin Luther King-Manier verriet: „I have a dream“ und fragte, ob ihn alle hören wollten, was natürlich bejaht wurde. In bestem (D)englisch-Pfälzisch meinte er: „I dream of a Klimakleber-Opa, der an seinem Schaukelstuhl festgebappt is, seine Kinder und Enkel spielen sieht und sagt ‚Des mit der Namenswahl für die ‚Letzte Generation‘ war vielleischt doch etwas übertribbe.’“

Gabriella Sillmann aus Rohrhof meinte lachend: „Einfach großartig. Eigentlich mag ich Weihnachten nicht sehr, aber ‚Chako‘ hat mich daran erinnert, dass ich noch ‚Nicht-Weihnachtgeschenke‘ besorgen muss.“ Und der Brühler Peter Tippl meinte: „Ich komme jedes Mal. Seine Shows sind immer kurzweilig und sehr lustig.“ Dieter Diegel, ebenfalls vom Ort, resümierte kurz und knapp: „Das war so gut. Je älter er wird, desto besser ist er.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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